Störung der Exekutiven Funktionen



Monitoring – was ist das?

Monitoring (engl.: Überwachung) ist ein Vorgang im Gehirn, der mehrere Gedanken und Handlungen gleichzeitig kontrolliert. Vergleichbar ist dies mit einem Abteilungsleiter, der ein Betriebsfest organisieren soll. Der Ablauf des Fests ist bereits geplant – es muss aber jemand die einzelnen Schritte live überprüfen: Werden die Tische richtig aufgebaut? Wie sieht es aus mit dem Menü? Funktioniert die Technik für die Begrüßung per Mikrofon? Falls einer dieser Aufgaben vom Personal unzureichend ausgeführt wird, muss der Abteilungsleiter eingreifen.
Nehmen wir das Beispiel des Backens. Wir müssen hierbei die Zutaten bereitstellen, das Rezept genau lesen, Back- und Ziehzeiten beachten und die richtigen Mengen zusammenfügen. Dies umfasst neben dem Monitoring eine gute Handlungsplanung. Damit alle Schritte des Handlungsplans korrekt und in der richtigen Reihenfolge ausgeführt werden, gibt es spezielle Gebiete im Gehirn, die die Ausführung unserer Handlungen und Pläne überwachen – und auf Fehler hinweisen. Überlegen Sie selbst: Die meisten Fehler, die Ihnen passieren, bemerken Sie selbst sofort, nachdem Sie sie begangen haben. Das ist die Leistung des Monitorings.
Der Unterschied vom Monitoring zur Handlungsplanung ist jedoch folgender: Der Abteilungsleiter muss die Schritte nicht selbst ausführen – er hat sie alle bereits an andere Bereiche des Gehirns abgegeben.
Sagen wir, Sie sind dabei, das Backpulver zu Mehl, Eiern und Zucker zu geben. Es soll ein leckerer Kuchen werden. Sie geben das Backpulver mit einem Esslöffel zum bisherigen Teig und planen im Kopf bereits die richtige Temperatur am Ofen einzustellen. Plötzlich erinnert Sie Ihr innerer Abteilungsleiter daran, dass Sie statt Esslöffeln Teelöffel hätten verwenden sollen und Sie versuchen, den Fehler zu beheben. Ihr Gehirn hat die parallelen Prozesse wie ein Abteilungsleiter überwacht und ein Missgeschick gemeldet – auf einer Betriebsfeier könnte dies beispielsweise in Form des Cateringpersonals geschehen: Vielleicht wurde das falsche Menü geliefert und der Abteilungsleiter spricht den Verantwortlichen an.
Ähnlich funktioniert das Monitoring in Gesprächen. Jeder kennt vermutlich das Gefühl, eine Information im Gespräch verraten zu haben, die an dieser Stelle unpassend war. So erzählt man z.B., dass der gemeinsame Freund heiraten wird, obwohl man gebeten wurde, dies vorerst für sich zu behalten. Unser wacher Abteilungsleiter versucht dies erst einmal zu verhindern – falls dies nicht gelingt, erinnert er uns aber mit einem Gewissensbiss an das vorher gegebene gebrochene Versprechen der Schweigsamkeit.

Was passiert, wenn’s hakt?

Wenn das Monitoring nicht mehr gelingt wie bisher, unterlaufen uns häufiger Fehler, wenn wir Handlungen ausführen. Es könnte dann sein, dass wir diese Fehler nicht bemerken und dies uns die weitere Handlungsausführung erschwert.
Denken Sie an das Beispiel des Backens zurück: Der Unterschied von Esslöffel zu Teelöffel ist bei der Dosierung des Backpulvers groß – am Ende haben Sie einen doppelt so hoch gewachsenen Kuchen als zu Beginn geplant war. Ob dieser dann so schmeckt, wie er sollte, bleibt fraglich.


1 Smith & Kosslyn, Cognitive Psychology-Mind and Brain, 2008
2 Lehrner, J., Klinische Neuropsychologie, Wien, 2011.

 

zurück weiter

Laden...