Mikrosondenanalytik: Funktionsweise

Bei den von uns eingesetzten Verfahren wird eine Probe mit einem Elektronenstrahl beschossen. Durch die Wechselwirkung der Elektronen mit der Probe entstehen zahlreiche Wechselwirkungsphänomene, z.B. Sekundärelektronen, Rückstreuelektronen, Röntgenstrahlung und Kathodolumineszenz. Die Auswertung dieser Signale ermöglicht vielfältige Rückschlüsse auf die Struktur und chemische Zusammensetzung der Probe.
Die zugrundeliegenden physikalischen Prinzipen und die analytischen Möglichkeiten sollen im Folgenden kurz beschrieben werden.

Schematischer Aufbau, Cameca SXfiveFE

Schematischer Aufbau der Mikrosonde 'Cameca SXFiveFE' (Quelle: Cameca).


Elektronen-Materie-Wechselwirkungen

Bei Beschuss der Probe mit Elektronen kommt es zu zwei wesentlichen Wechselwirkungen, elastischer und inelastischer Streuung. Eine Form inelastischer Wechselwirkung ist das Herausschlagen eines Orbitalelektrons der Probe, wodurch das Atom in einen angeregten Zustand übergeht. Wird das "Elektronenloch" nachfolgend durch Orbitalelektronen aus äußeren Schalen aufgefüllt, wird die Energiedifferenz in Form von Röntgenstrahlung diskreter Wellenlängen abgegeben. Da die Röntgenstrahlung von der Elektronenkonfiguration des Probenmaterials abhängt, ist sie element-charakteristisch, und man spricht auch von charakteristischer Röntgenstrahlung. Wenn andererseits ein Primärelektron nicht direkt auf ein Orbitalelektron der Probe trifft, so wird es im Einflussbereich des Atomkerns lediglich abgelenkt und abgebremst. Die hierbei entstehende Röntgenstrahlung bildet ein kontinuierliches Spektrum, das sogenannte Bremsstrahlungsspektrum, welches den Hintergrund der charakteristischen Röntgenlinien bildet.
Als weitere Wechselwirkungen sind die Freisetzung von Sekundärelektronen, von Rückstreuelektronen und das Auftreten von Kathodolumineszenz zu nennen.
Zusammengenommen erlauben die Elektronen-Materie-Wechselwirkungen sowohl die Untersuchung mittels bildgebender Verfahren als auch die qualitative und quantitative chemische Analyse des Probenmaterials.