Was bedeuten Gesichtsfeldausfälle? Was ist Gesichtsfeldausfall? Wie muss ich mir das vorstellen? Diagnose Therapie/ Training hilfreiche Links Kindgerecht erklärt auf www.dein-gehirn.com


Therapie

Zur Therapie von Gesichtsfeldausfällen stehen zwei neuropsychologische Behandlungsansätze zur Verfügung: Zum einen das Kompensationstraining, das auf einen möglichst wirksamen Ausgleich von bestehenden Beeinträchtigungen hinarbeitet. Zum anderen das sogenannte Restitutionstraining, welches auf eine möglichst weitgehende Wiederherstellung der Funktion  abzielt (siehe auch Ratgeberteil – Neuropsychologie).

 

Restitutionstraining:


Zur teilweisen Wiederherstellung der Sehfähigkeit im betroffenen Bereich wird mittels eines speziellen Therapieverfahrens (Curavis Sehtherapie) der Übergangsbereich zwischen dem noch intakten und betroffenen Gesichtsfeldbereich stimuliert. Diese Stimulation erfolgt beispielsweise über Licht-, Farb- oder Formreize, auf die mit Drücken einer Taste reagiert werden soll, während der Betroffene auf einen Fixationspunkt auf einem Bildschirm schaut. Das Training ist besonders zeitintensiv, eine Stunde am Tag muss über einen längeren Zeitraum, bis zu 6 Monaten, trainiert werden. Das Restituitionstraining wird beispielsweise von der Teltra GmbH angeboten. Allerdings ist diese Methode nicht unumstritten und wird häufig von den Krankenkassen nicht bezahlt.


Kompensationstraining:


Zur Kompensation des Gesichtsfeldausfalls können folgende Behandlungen durchgeführt werden:

  • Schnelle und sprunghafte Blickbewegungen der Augen, sogenannte Sakkaden, werden von Betroffenen mit Gesichtsfeldausfällen seltener ausgeführt. Dies erschwert es zusätzlich, Gegenstände und Personen zu entdecken. Das Sakkadentraining verbessert die Suchbewegungen in den betroffenen Gesichtsfeldbereich durch gezielte Augenbewegungen. Dies führt zu einer Vergrößerung des Suchfeldes des Betroffenen. Für das Sakkadentraining gibt es speziell entwickelte Trainingsprogramme (zum Beispiel das Elektronische Lese-und Explorationsgerät ELEX oder das Sakkadentraining von RehaCom), bei denen es vereinfacht gesagt darum geht, aufleuchtende Reize an verschiedenen Positionen eines Bildschirmes möglichst mit nur einer Sakkade zu entdecken.
  • Das Explorationstraining führt ebenfalls zur Vergrößerung des Suchfeldes durch den Erwerb systematischer Suchstrategien. Hierbei können beispielsweise Papier und Bleistift-Aufgaben genutzt werden, bei denen bestimmte Wörter, Buchstaben oder Zahlen gesucht werden sollen. In der Therapie werden auch verschiedene computergestützte Programme genutzt (zum Beispiel Cogpack, Training mit Diaprojektor/Beamer oder Gesichtsfeldokulomotorikgerät). Während dieser Übungen ist es wichtig, dass der Betroffene den Kopf möglichst gerade hält und die Suchbewegungen nur mit den Augen durchführt. Im Alltag hingegen sollen zusätzlich zu den Augenbewegungen auch Kopfbewegungen eingesetzt werden. Wichtig ist aber die Reihenfolge: Zuerst sollen große Suchbewegungen der Augen erfolgen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Danach sind Kopfbewegungen in Richtung des ausgefallenen Bereichs natürlich sinnvoll, um das visuelle Suchfeld weiter zu vergrößern. Das Explorationstraining sollte sich nicht nur auf die beschriebenen Übungen begrenzen, sondern auch zusätzlich in einer natürlichen Umgebung, beispielsweise in der Klinik, auf dem Klinikgelände, in Geschäften, im Straßenverkehr usw., erfolgen um die gelernten Strategien auch auf den Alltag übertragen zu können.
  • Das Lesetraining,  welches ebenfalls zur Ausweitung des Überblicks und einer Verbesserung des visuellen Suchverhaltens führt. Dieses Training sollte möglichst früh beginnen und führt zu einer Anpassung der Lesebewegung an den Gesichtsfeldausfall. Auch hierfür gibt es speziell entwickelte Trainingsprogramme (zum Beispiel das Elektronische Lese-und Explorationsgerät ELEX), aber auch ein Selbsttraining kann das Lesen deutlich verbessern. Dafür werden kurze Texte, zum Beispiel aus der Tageszeitung, gelesen oder abgeschrieben. Der Zeigefinger kann dabei als Führungshilfe dienen oder aber ein Lineal, welches Zeile für Zeile mitbewegt wird. Auch bei diesen Übungen ist es wieder wichtig, den Kopf möglichst gerade zu halten und gezielt über die Suchbewegung der Augen die Texte zu erfassen.


Viele dieser Übungen können nach der Akutphase, je nach Zustand des Betroffenen, auch zuhause durchgeführt werden. Die gelernten Suchstrategien und Augenbewegungen können und sollten gezielt bei alltäglichen Verrichtungen angewandt werden, z.B. beim Einkaufen, Lesen der Tageszeitung, Suchen von Gegenständen auf dem Tisch oder im Zimmer usw. Für das Heimtraining gibt es auch spezielle PC-Programme wie z.B. Cogpack oder aber ein Gesichtsfeldtraining aus dem Internet (siehe Hilfreiche Links)


Zusammenfassend lässt sich zur Therapie der Gesichtsfeldausfälle sagen, dass sich diese beiden Therapieansätze nicht gegenseitig ausschließen, obwohl sie unterschiedliche Ziele verfolgen. Das genaue therapeutische Vorgehen sollte nach einer ausführlichen Diagnostik besprochen und festgelegt werden. Aufgrund der starken Beeinträchtigungen im Alltag durch Gesichtsfeldausfälle und der Tatsache, dass Gesichtsfeldausfälle sich in über 95% aller Fälle nicht vollständig wiederherstellen lassen, sollte hier aber zuerst mit einem Kompensationstraining begonnen werden. Dies führt zur schnellen Verbesserung der Anfangs beschriebenen Beeinträchtigungen und somit zur Steigerung der eingeschränkten Lebensqualität und Sicherheit im Alltag.

 


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