Je nach Ort und Größe der Gehirnverletzung kann die Gesichtsfeldbeeinträchtigung unterschiedliche Erscheinungsbilder aufweisen. Kommt es zu einem vollständigen Verlust einer Gesichtsfeldhälfte spricht man von einer Hemianopsie. Bei der sogenannten heteronymen Hemianopsie sind die entgegengesetzten Gesichtsfeldhälften beider Augen betroffen (Abbildung 3). Dies wird durch eine Schädigung in der Sehnervenkreuzung im Gehirn ausgelöst. Bei der sogenannten homonymen Hemianopsie hingegen sind die gleichen Gesichtsfeldhälften betroffen, d.h. bei beiden Augen beispielsweise auf der linken Seite (Abbildung 4). Liegt die Verletzung hinter der Sehnervenkreuzung kommt es bei einer Schädigung der linken Gehirnhälfte also zu rechtsseitigen Gesichtsfeldausfällen und bei Schädigungen der rechten Gehirnhälfte zu linksseitigen Gesichtsfeldausfällen (Abbildung 4).
Von den Gesichtsfeldbeeinträchtigungen nach einer Hirnschädigung sind die Homonymen Hemianopsien die häufigsten.
Die Gesichtsfeldausfälle können unterschiedliche Formen haben:
Die folgenden Abbildungen zeigen einseitige (1-4) und beidseitige (5-8) homonyme Gesichtsfeldausfälle. Zu sehen sind jeweils die binokulären, also beidäugigen, Gesichtsfelder. Der ausgefallene Bereich ist schwarz markiert.
1 |
rechtsseitiger Gesichtsfeldausfall |
2 |
rechtsseitige obere Quadrantenanopsie |
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3 |
rechtsseitige untere Quadrantenanopsie |
4 |
rechtsseitiges parafoveales Skotom |
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5 |
röhrenförmiges Gesichtsfeld |
6 |
beidseitige obere Quadrantenanopsie |
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7 |
beidseitige untere Quadrantenanopsie |
8 |
Zentralskotom |
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Quadrantenanopsien (2, 3, 6, 7) beschreiben Verluste der visuellen Wahrnehmung in einem der Quadranten, also einem Viertel des Gesichtsfelds. Anopsie bedeutet wörtlich „Nichtsehen“. Diese haben eine deutlich geringere Auftretenshäufigkeit als komplette Gesichtsfeldausfälle (1). Bild 5 zeigt eine „beidseitige Hemianopsie“ die bei beidseitigen Infarkten des Okzipitallappens auftreten kann. Skotome (4, 8) sind kleine ovale oder runde blinde Bereiche im Gesichtsfeld, die nach kleineren Schädigungen der Sehbahn oder des Kortex auftreten können. Diese können an allen Bereichen des Gesichtsfelds auftreten. Besonders das Zentralskotom (8) kann zu starken Beeinträchtigungen im Alltag führen, da es den Bereich des schärfsten Sehens betrifft.
Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass das Ausmaß der Beeinträchtigung eines Gesichtsfeldausfalls von der Größe und der Lage der Schädigung im Gehirn abhängt. Der häufigste Schädigungsort ist der Okzipitallappen, gefolgt von Schädigungen, die sowohl den Temporal- als auch Parietallappen betreffen (für Informationen über die Lappen des Gehirns siehe auch Ratgeberteil Gehirn – Aufbau und Funktion).