Strukturwandel im Ruhrgebiet
Mit dem Niedergang der Montanindustrie begann sich die sozio-ökonomische Struktur des Ruhrgebiets, einst die wichtigste
Montanregion auf dem Kontinent, zu verändern. Die Ende der 1950er Jahre beginnende Kohlenkrise, später gefolgt von der
Stahlkrise und der gesamtwirtschaftlichen Rezession von 1966/67, führte zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen im
Bereich der Produktion. Gerade in monostrukturell geprägten und bildungsfernen Regionen wie dem Ruhrgebiet, vollzog sich
der Wechsel von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft langsamer als in anderen Regionen. In der bisherigen
Forschung ist ein Fokus auf die Analyse strukturpolitischer Maßnahmen (vgl. vor allem Goch), den Wandel der verbleibenden
montanindustriellen Industriebereiche und die Inwertsetzung ehemaliger Industrieanlagen zu beobachten. Häufig vernachlässigt
wird der Wandel in Branchen, die nicht spezifisch für montanindustrielle Wirtschaftsbereiche sind und trotzdem
Transformationsprozesse durchliefen, wie zum Beispiel die Fleischproduktion. Gerade solche Branchen bieten sich für
transregionale Vergleiche – auch mit Regionen anderen Typus – an. Bisher wenig betrachtet wurden auch die Handlungsspielräume
und Motivationen der Akteure. Oral History Interviews mit Arbeitnehmer:innen und Unternehmer:innen können hier die Grundlage
für weitere Forschung schaffen. Über Oral History können auch Klein- und Kleinstunternehmen in die unternehmenshistorische Analyse
des Strukturwandels einbezogen werden.
Die Erforschung des Strukturwandels am Arbeitsbereich für Montangeschichte erstreckt sich über verschiedene Teilprojekte.
- Publikationsprojekt: Strukturwandel im Ruhrgebiet, in: Stefan Berger u.a. (Hgs.): Die Geschichte des Ruhrgebiets – eine Gesamtdarstellung, Bnd. 3, Zeit-Raum Ruhr (1970-heute), (seit 2021), (Bearbeiterinnen: Nina Kleinöder & Juliane Czierpka)
- Lehr-Forschungsprojekt im WS 2022/23: Forschendes Lernen - Oral History des Strukturwandels am Beispiel des Ruhrgebiets; gefördert durch Ruhr-Uni Bochum (Juliane Czierpka)
- Workshopreihe: Identitätsrekonstruktionen für das Ruhrgebiet seit den 1970er Jahren (Organisator:innen: Juliane Czierpka, Sarah Thieme, Florian Bock) Mehr...
- Lehr-Forschungsprojekt: Im Rahmen dieses Projektes entstand ein Aufsatz von Chris Buchholz und Juliane Czierpka über
den Strukturwandel im Ruhrgebiet am Beispiel der Informationstechnologien seit den 1960er Jahren (Laufzeit: 2020-2021)
- Buchholz, Chris und Czierpka, Juliane: Innovativ und digital statt Kohle und Stahl? Der Strukturwandel im Ruhrgebiet am Beispiel der Informationstechnologien seit den 1960er Jahren, in: Iber, Walter M. und Krautzer, Thomas (Hg.): Wirtschaft und Region. Transformationsprozesse im internationalen Vergleich, Wien 2021, S. 45-80.