Ausgewählte Experimentalvorträge
Inulin - Von der Wegwarte zum functional food |
---|
Vortrag auf der GDCh-Tagung, Fachgruppe Chemieunterricht in Heidelberg (1999)
An den Wegrändern ist häufig eine blau blühende Pflanze zu sehen - die Wegwarte (Cichorium intybus). Sie speichert in ihren Wurzeln die Kohlenhydrate nicht als Stärke, sondern in Form von Inulin. Das Polysaccharid Inulin ist allerdings nicht nur das Reservekohlenhdyrat der Asteraceae (Korbblütengewächse) [1], sondern wird seit kurzem als Fettaustauschstoff in Lebensmitteln eingesetzt [2]. Der geringe Brennwert, die Unverdaulichkeit im menschlichen Darmtrakt und die prebiotische Wirkung sind weitere ernährungsphysiologisch günstige Eigenschaften, welche bedingen, dass inulinhaltige Produkte mit dem Schlagwort "functional food" in Verbindung gebracht werden [3]. An ausgewählten Experimenten wird demonstriert, wie man in Schülerversuchen Inulin gewinnen und charakterisieren kann. Dieser Beitrag zur experimentellen Schulchemie verdeutlicht exemplarisch die praxisorientierte Umsetzung der Leitlinie "Stoff - Struktur - Eigenschaften" in einem zeitgemäßen Chemieunterricht.
Literatur:
[1] Hänsel, R.; Hölzl, J. [Hrsg.]: Lehrbuch der pharmazeutischen Biologie. Springer Verlag, Berlin 1996
[2] Grühn, E.: Inulin - neu in Lebensmitteln? In: Ernährungslehre und -praxis 41 (1994) B22-B24
[3] Raftiline und Raftilose - Inulin und Oligofructose. Firmenschrift Orafti
Fettreduzierte Brotaufstriche - als Praktikumseinheit erprobt |
---|
Vortrag bei den "Stuttgarter Chemietagen" des Institutes Flad (2003)
Tag täglich verwendet man sie, im Jahr verbraucht jeder Bundesbürger ca. 12 kg davon, manche sind trotz Kühlschrank streichfähig, sie können fettreduziert sein - die Brotaufstriche. Hat man die Absicht, Alltagsprodukte - wie Brotaufstriche - in den Chemieunterricht oder in ein Hochschulpraktikum zu integrieren, so wäre es relativ leicht, dass man für die jeweilige Zielgruppe einen entsprechenden Brotaufstrich auswählt. Unsere Idee ist es aber, den Spagat zwischen Anfangsunterricht und Hochschulpraktikum mit ein und demselben Produkt zu wagen. Besitzt der ausgewählte fettreduzierte Brotaufstrich, der für den Anfangsunterricht einfache und aussagekräftige Experimente ermöglicht, soviel Potential und Ausbausfähigkeit, um den Anforderungen in der gymnasialen Oberstufe bzw. in einem Praktikum für Studierende gerecht zu werden? Im Vortrag möchte ich die Praktikumkonzeption, ausgewählte Bausteine und wichtige Ergebnisse der Erprobungen vorstellen.
Literatur:
Sommer, K.; Pfeifer, P.; Reller, A.: Fettreduzierte Brotaufstriche - zwischen Anfangsunterricht und Hochschulpraktikum. In: Chemie in unserer Zeit 36 (2002) 2, 2-8
Wolfgang Flad und Katrin Sommer
Wegwarte (Cichorium intybus) und Topinambur (Helianthus tuberosus) - Rohstoffe für Kaffee-Ersatzprodukt und Branntwein |
---|
Vortrag auf der GDCh-Tagung, Fachgruppe Chemieunterricht in Würzburg (2001)
Karola Kottisek und Katrin Sommer
Kaffee-Ersatzprodukte entstanden in der Zeit, als Friedrich der Große in Preußen allen Bürgern, Bauern, Hausangestellten, und Handwerkern ab dem Jahre 1768 mit dem "Hildesheimer Kaffeeverbot" den Konsum von Bohnenkaffee untersagte. Infolgedessen stieß man auf ein Verfahren, mit dem aus gerösteten Zichorienwurzeln durch Aufbrühen mit Wasser ein in Geschmack und Aussehen kaffeeähnliches Produkt gewonnen werden konnte. Diesem Kaffeesurrogat gab man den Namen "Landkaffee". Auch heute noch erfreut sich der Landkaffee - wenn auch in veränderter Zusammensetzung - großer Beliebtheit. [1] Seit mindestens drei Jahrhunderten wird im Schwarzwald ein Branntwein aus den Knollen der Topinambur gewonnen. Beide Themen werden durch die Verknüpfung von Herstellungsprozess und Beantwortung analytischer Fragestellungen mit Hilfe der experimentellen Schulchemie erschlossen [2]. Dabei soll eine Brücke geschlagen werden zwischen den auf dem Lebensmitteletikett verzeichneten Rohstoffen und den tatsächlich nachweisbaren Inhaltsstoffen. Auf den ersten Blick scheint nämlich jeglicher Zusammenhang zwischen Landkaffee und Branntwein zu fehlen. Betrachtet man jedoch die pflanzlichen Ausgangsstoffe für beide Produkte, so stellt man fest, dass eine gemeinsame Basis vorhanden ist: das Reservekohlenhydrat Inulin.
Literatur:
[1] Dichtl, E.; Eggers, W. [Hrsg.]: Markterfolg mit Marken. Beck`sche Verlagsbuchhandlung, München 1996
[2] Rauscher, K.; Engst, R.; Freimuth, U.: Untersuchung von Lebensmitteln. Fachbuchverlag, Leipzig 1986
Methodenkompetenz und Experiment |
---|
Vortrag auf der GDCh-Tagung, Fachgruppe Chemieunterricht in München (Oktober 2003)
Die naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen - also die Fachmethodensind auf Engste mit naturwissenschaftlichen Denkweisen verbunden. Das Aufstellen von Hypothesen, die experimentelle Überprüfung und das Ziehen von Schlussfolgerungen sind nur einige davon. "Naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen und ein Verständnis der Besonderheiten der Naturwissenschaften werden im deutschen Unterricht, verglichen mit skandinavischen und angloamerikanischen Ländern, bisher eher selten und unsystematisch berücksichtigt." [PISA 2000, S.31]. Will man diese Defizite beseitigen, so muss die Methodenkompetenz der Lernenden verbessert werden. Die Schulung von Methodenkompetenz kann nur durch Verknüpfung von Theorie und Praxis erfolgen, das heißt, die Denk- und Arbeitsweisen können nur an konkreten Beispielen kennen gelernt, geübt und angewendet werden. Idealerweise setzt man an Beispielen an, welche den Schülern aus der Lebenswelt bekannt sind. Im Vortrag stehen folgende Beispiele im Mittelpunkt: Verständnis für die Funktionsweise der Extraktion nach Soxhlet, die Frage "Methanol im Rotwein - Panscherei oder Naturprodukt?" und das Vorhaben "Den Begriff Antioxidationsmittel experimentell rekonstruieren".