- Schwierigkeiten zielgerichtete Aktivitäten über längere Zeiträume durchzuhalten
Beispiel Schwierigkeiten zielgerichtete Aktivitäten über längere Zeiträume durchzuhalten
Herr F. berichtet, dass er vor seinem Schädel-Hirn-Trauma beruflich viel und stundenlang
telefonieren musste. Wenn ihn nun Freunde in der Reha anriefen, würde ihm dies
seit dem Unfall jedoch schnell zu viel, so dass er nach nur wenigen Minuten in einer Unterhaltung
eine Pause benötige oder das Telefonat komplett unterbrechen müsse.
- Schwierigkeiten Befriedigungen aufzuschieben
(„mangelnde Frustrationstoleranz“)
Beispiel Schwierigkeiten Befriedigungen aufschieben
Um 18:00 Uhr gibt es in der Reha-Klinik täglich Abendessen. Frau A. will am Montag
aber unbedingt schon um 16:00 Uhr essen, da sie jetzt Hunger hat und auf keinen Fall
warten will. Auch nachdem das Pflegepersonal Frau A. die Situation erklärt hat, besteht
sie weiterhin auf ein sofortiges Essen und will keinen Aufschub.
- Verändertes emotionales Verhalten
Beispiel emotionale Labilität
Als die Krankenschwester den Schlaganfall-Patienten Herrn. B nach seinen Enkelkindern
fragt, bricht er in Tränen aus, entschuldigt sich zugleich dafür. Die Tochter berichtet, sie
habe den Vater noch nie so viel weinen gesehen, sonst sei er immer robust und humorvoll
gewesen. Ein Wort genüge und er breche in Tränen aus.
Beispiele emotionale Labilität: leichter Wechsel von Fröhlichkeit zu Reizbarkeit oder
Wutausbrüchen
Die Schlaganfall-Patientin Frau U. ist in der einen Minute noch völlig fröhlich und ausgelassen
und im nächsten Moment wird sie ganz plötzlich wütend – ohne, dass es für diese
Stimmungsschwankung einen Anlass gab.
Beispiel ungerechtfertigte Fröhlichkeit und Witzelsucht
Frau W. ist, trotz großer Einschränkungen durch ihren Schlaganfall die meiste Zeit sehr
überschwänglich fröhlich. Außerdem erzählt sie ständig Witze und spickt jedes Gespräch
ob mit Mitpatienten, Reha-Personal oder Angehörigen mit Witzeleien (Witzelsucht). Ihr
Ehemann berichtet, dass sie früher nur gelegentlich Witze erzählt hat.
Beispiel Reizbarkeit oder kurz andauernde Ausbrüchen von Wut und Aggression („Impulsivität“)
Herr Z. verträgt nach seinem Schädel-Hirn-Trauma keine Kritik mehr. Dies berichtet seine
Ehefrau. Auch nehme er alles sofort sehr persönlich und reagiere darauf, indem er
den anderen einfach generell schlecht macht.
Beispiel Teilnahmslosigkeit („Apathie“)
Herr T. ist nicht motiviert an irgendeiner Therapie in der Reha-Klinik teilzunehmen. Ebenso
hat er kein Interesse daran, dass ihn seine Freunde besuchen kommen. Vor dem
Schlaganfall war Herr T. immer aktiv und traf sich gerne mit seinen Freunden. Heute sitzt
er bei Besuch teilnahmslos im Stuhl. Genauso verfolgt er seine Lieblings-Fernseh-Serien
nicht mehr, sondern sitzt stumm im Aufenthaltsraum.
- Bedürfnisse und Impulse werden oft ohne Beachtung von Auswirkungen oder sozialen
Normen geäußert
Beispiel Gieriges Essen und Vernachlässigung Körperpflege
Herr I. isst seit seinem Schlaganfall sehr gierig. Außerdem rasiert er sich nicht mehr und
duscht auch nur noch auf Aufforderung des Pflegepersonals (Vernachlässigung Körperpflege).
Beispiel Vernachlässigung der Bedürfnisse anderer
Nach seinem Schädel-Hirn-Trauma fragt Herr E. seine Ehefrau gar nicht mehr nach ihrem
Befinden.
Beispiel Unangemessene sexuelle Annährungsversuche
Frau Z. ist seit 20 Jahren glücklich verheiratet. Nach ihrem Schlaganfall unternimmt sie
jedoch sexuelle Annäherungsversuche zu ihrem Arzt.
Beispiel Distanzlosigkeit
Herr J. kommt nach seinem Schlaganfall anderen Menschen, auch Fremden, im Gespräch
sehr nahe.
- Störungen der Wahrnehmung und des Denkens („Kognitive Störungen“)
Beispiel Misstrauen
Herr T. misstraut seiner Frau und bezweifelt, dass sie nur sein Bestes wolle. Sie wäre
doch froh, dass er endlich mal weg von zu Hause wäre und hätte ihn deswegen zur Reha
ermutigt. Auch nachdem Freunde von Herrn T. ihm die Wichtigkeit der Reha erklären,
bleibt sein Misstrauen gegenüber seiner Frau bestehen.
Beispiel exzessive Beschäftigung mit einem Thema
Nachdem Herr M. einen Schlaganfall erlitten hat, befasst er sich fast nur noch mit dem
Thema Religion. Unabhängig davon, wer ihn besucht, greift er immer wieder religiöse
Themen auf und kann diese schlecht wieder fallen lassen.
Beispiel Haftenbleiben bzw. Wiederholen von Gedanken („Perseveration“)
Der Schlaganfallpatient Herr U. redet mit seiner Frau darüber was diese noch für ihn im
Supermarkt einkaufen soll. Danach schauen die beiden eine Fernsehserie. Herr U. weißt
seine Ehefrau während der Fernsehsendung daraufhin, dass sie unbedingt Milch für ihn
einkaufen müsse und erklärt ihr wie wichtig dies für ihn sei. Er wiederholt dies mehrmals.
Auch als Freunde des Ehepaares vorbeikommen und sie über Politik sprechen, erzählt
Herr U. davon, dass sie Milch einkaufen müssen und kommt von diesem Gedanken nicht
mehr los.
- Auffällige Veränderungen in der Sprachproduktion
Beispiel Sprachproduktion
Frau O. redet nach ihrem Schädel-Hirn-Trauma „wie ein Wasserfall“. Ihr Lebenspartner
berichtet, dass sie vorher eher wenig gesprochen hat. Außerdem sei ihm aufgefallen,
dass sie sich umständlicher ausdrücke.
- Fehlende Krankheitseinsicht („Anosognosie“)
Beispiel fehlende Krankheitseinsicht
Frau S. gibt im Gespräch mit dem Arzt an, einen schweren Unfall erlitten zu haben. Sie
fügt aber hinzu, dass sie diesen ohne Schaden überstanden habe. Der Arzt hat jedoch
ein Schädel-Hirn-Trauma festgestellt, infolge dessen die Patientin u.a. ihren rechten Arm
nicht mehr bewegen kann.