Der Patient H.M. litt an Epilepsie, einer Krankheit, die bei ihm sehr ausgeprägt war. Mehrmals täglich hatte er epileptische Anfälle, die mit den zu der damaligen Zeit gängigen Mitteln nicht zu behandeln war. So entschlossen sich seine behandelnden Ärzte zu einer Operation, bei der sie auf beiden Seiten Teile des Temporallappens entfernten (siehe Bild). Die epileptischen Anfälle blieben weitestgehend aus.
Die Operation hatte jedoch erhebliche Beeinträchtigungen seines Gedächtnisses zur Folge. H.M. konnte keine neuen Informationen langfristig speichern und litt somit in erster Linie an einer schweren anterograden Amnesie. Er blieb auf dem episodischen und semantischen Wissensstand seines Alters vor der Operation. Seine Gesprächsqualitäten blieben jedoch unbeeinträchtigt: H.M.s Wortschatz und Intelligenz waren unverändert, er führte normale Gespräche. Nach wenigen Minuten konnte er sich jedoch nicht mehr an die Person erinnern, mit der er gesprochen hatte. Alle Informationen, die er aufnahm, gingen nach wenigen Minuten verloren, vermutlich, wenn sich die Aufmerksamkeit auf andere Informationen richtete. Bei der Operation wurde mit den Temporallappen auch beidseitig der Hippocampus entfernt, der an der Übertragung von Information vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis beteiligt ist. Das semantische und das episodische Gedächtnis von H.M. konnte also nicht durch neue Inhalte ergänzt werden. Das prozedurale Gedächtnis war jedoch weiterhin intakt. Er konnte neue motorische Aufgaben erlernen, konnte sich im Nachhinein aber nicht mehr daran erinnern. H.M. stellte sich bis zu seinem Tod und darüber hinaus (sein Gehirn wurde nach seinem Tod weiter untersucht) der Forschung zur Verfügung. Über ihn gelangte man zu einigen wichtigen Informationen über die Funktion des Gehirns.