NMDA Modell
Eines der eingesetzten Tiermodelle basiert auf der Wirkung von Glutamat. Glutamat hat zahlreiche Funktionen [1], aber im neurologischen System ist es ein wichtiger Neurotransmitter [2]. Doch in zu hohen Mengen spielt es bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen, wie Parkinson [3], Alzheimer [4] oder das Glaukom [5] eine zerstörerische Rolle. Es ist auch bekannt, dass sowohl in Glaukom Hochdruckmodellen [6] als auch in Normaldruckmodellen [7] das Glutamat an den Degenerationseffekten beteiligt ist.
Um den direkten pathologischen Effekt von Glutamat auf die Neurone zu untersuchen, wurde ein etabliertes Ratten-Modell der retinalen Degeneration verwendet. Hierbei wurde durch die intraokuläre Injektion von N-Methyl-D-Aspartat (NMDA), ein synthetisch hergestelltes Glutamat-Analogon, eine sehr schnell verlaufende retinale Degeneration induziert [8]. Es ist belegt, dass schon nach 12 Stunden die ersten Zellen durch apoptotische Prozesse untergegangen waren [9]. Das NMDA hat gegenüber Glutamat den Vorteil, dass es nicht so schnell abgebaut wird und aus dem Grund eine längere Aktivierung des NMDA-Rezeptors auslöst.
Bei diesen Versuchen sind vor allem die pathologischen Veränderungen der Retina und des Sehnervens und die immunologischen Reaktionen, insbesondere der Glia-Zellen, zu einem späten Zeitpunkt von Interesse. Unsere Arbeitsgruppe konnte feststellen, dass auch in dem Pilotprojekt nach drei Tagen die retinalen Ganglienzellen signifikant untergegangen waren. Normalerweise ist die Aktivierung der retinalen Mikroglia-Zellen eher eine frühe Reaktion der Degenerationsprozesse [10]. Es konnte aber gezeigt werden, dass die Mikroglia nicht nur nach drei Tagen vermehrt waren, sondern sogar noch nach 14 Tagen [11]. In diesem Modell führt also ein noch unbekannter Mechanismus zu einer langfristigen Aktivierung von Mikroglia. Dies ist ein Mechanismus, der weiter untersucht werden muss.