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Ur- und Frühgeschichte



Die Ur- und Frühgeschichte oder prähistorische Archäologie beschäftigt sich mit jenen Epochen der Menschheitsgeschichte, zu denen keine oder nur geringe Schriftzeugnisse vorliegen. Sie richtet ihr Augenmerk auf die Kulturgeschichte der Menschen von ihrem ersten Auftreten in der Steinzeit bis ins Frühmittelalter in allen Teilen der Welt, vor allem aber zwischen Zentralasien und dem Atlantik sowie zwischen Nordafrika und Skandinavien. Alltagskultur, Geschichte und Wirtschaft wie auch Gesellschaft und Religion prähistorischer Kulturen stehen dabei im Mittelpunkt. Dabei bedient sich die Ur- und Frühgeschichte eines breiten Methodenkanons, der von der Anwendung traditioneller vergleichender Methoden der Objekt- und Bildanalyse bis hin zu statistischen und naturwissenschaftlichen Methoden reicht, ebenso wie theoretischer Ansätze aus der Soziologie, Ethnologie oder Kulturwissenschaft. Hinsichtlich ersterem besteht eine enge Verzahnung mit der Archäometrie wie auch anderen archäologischen Fächern wie der klassischen Archäologie, mit der vor allem auf den Feldern einer mediterranen Kulturgeschichte kooperiert wird. Ausgrabungs- und Prospektionsmethoden zählen zu den klassischen Methoden der Ur- und Frühgeschichte: Der prähistorische Mensch und seine Hinterlassenschaften können so vielfältig in Landschaft und Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft eingebunden werden.


Studieren in Bochum

An der Ruhr-Universität Bochum kann Ur- und Frühgeschichte zunächst als Schwerpunkt im Rahmen des B.A.-Studiums »Archäologische Wissenschaften« studiert werden. Nach Erlangung des Bachelor of Arts (B.A.) kann sich ein Masterstudium der Ur- und Frühgeschichte und darauf aufbauend eine Promotion anschließen. Alternativ bietet das Institut für Archäologische Wissenschaften die Masterstudiengänge Klassische Archäologie sowie Wirtschafts- und Rohstoffarchäologie an. Schwerpunkte in der Lehre bestehen in den jüngeren prähistorischen Epochen (Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit), der römische Kaiserzeit, dem Frühmittelalter Europas und der Archäologie Westfalens. Neuerdings treten auch Lehrinhalte einer Urgeschichte des Mittelmeerraumes und des Vorderen Orients hinzu. Ergänzt wird das Lehrangebot durch Seminare zur Altsteinzeit, die von Mitarbeitern der Außenstelle Olpe der LWL – Archäologie für Westfalen durchgeführt werden, sowie durch wissenschaftliche Exkursionen und Gastvorträge auswärtiger Wissenschaftler. In enger Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Museum für Archäologie in Herne steht ein weiteres praxisorientiertes Lehrangebot zur Verfügung.


Besonderheiten in Forschung und Lehre

Das Arbeitsfeld der Ur- und Frühgeschichte in Bochum umfasst nicht nur Europa im Allgemeinen und Westfalen im Besonderen, sondern auch den Mittelmeerraum, Teile Asiens und Südamerikas. Unter anderem ist ein besonderer Ansatzpunkt Bochums die Siedlungsarchäologie, z.B. die Untersuchung von Siedlungsräumen in der Kontaktzone zwischen Römern und Germanen in Westfalen, und dabei ist gerade das Zusammenspiel von Mensch und Umwelt sowie die Nutzung von Rohstoffen ein zentrales Thema der Bochumer Forschungen. Hierbei ist die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bergbau-Museums bei gemeinsamen Forschungsprojekten im In- und Ausland eine wichtige Bereicherung. In diesem Rahmen werden Elemente einer allgemeinen Rohstoff- und Wirtschaftsarchäologie mit Feldmethoden der Montanarchäologie sowie mit naturwissenschaftlichen Methoden der Archäometallurgie verknüpft. Neben Projekten im mitteleuropäischen Raum (Deutschland und Österreich) gibt es Forschungskooperationen im Vorderen Orient, in Eurasien (Georgien, Iran und Kasachstan) und im Mittelmeerraum (Iberische Halbinsel, Ostmittelmeerraum). EDV-gestützte Auswertungsmethoden und − einmalig in Deutschland − Luftbildarchäologie, kombiniert mit geophysikalischen Prospektionsmethoden in der Archäologie, bilden eine wesentliche Stütze der international und interdisziplinär ausgerichteten Feldforschung.