Polychromie hellenistischer Skulptur und Terrakotten

Ansprechpartner: Dr. Clarissa Blume

clarissa.blume@rub.de

Wie Skulpturen vorangegangener Epochen müssen wir uns auch die Statuen der hellenistischen Zeit als komplexe polychrome Arbeiten vor Augen führen, die den alltäglichen Lebensraum hellenistischer Städte prägten. Ihr polychromes Aussehen war durch drei grundlegende Faktoren geprägt. Erstens wurde die farbige Gesamtwirkung einer Skulptur von dem für das Objekt gewählten Werkmaterial bestimmt, seiner spezifischen Oberflächenerscheinung und seiner vom Bildhauer angepassten spezifischen Textur. Zweitens wurde die Farbigkeit durch die Farbfassung geprägt, die den plastisch ausgearbeiteten Körper kolorierte und mit Details erweiterte. Drittens wurden zahlreiche hellenistische Skulpturen mit Attributen aus anderen Materialien ergänzt, bei denen es sich beispielsweise um Ohrringe handelte, die einst in noch heute sichtbare Ohrlöcher eingehängt waren. Das polychrome Gesamtbild hellenistischer Terrakotten ist nahezu ausschließlich durch ihre Farbfassung gegeben. Ihre Oberfläche wurde nicht mit verschiedenen Texturen versehen und nur in wenigen Fällen erhielten sie zusätzliche Attribute, die ihnen mit Hilfe von Stecklöchern in die Hand gegeben wurden. Da diese Attribute heute verloren sind, ist nicht mehr erkennbar, aus welchen Materialien diese gearbeitet waren.

Abb. 01: Musenstatue, Liebieghaus Frankfurt, Inv. Nr. 160.

Abb. 02: Detail von Abb. 01; Reste einer rosa Fassung ihrer Peronatris.


Mitberücksichtigung der farbigen Additionen

Die Erforschung der Polychromie hellenistischer Skulptur hat zum einen das Ziel, zu klären, wie die Statuen und Figuren ursprünglich aussahen. Darüber hinaus soll die Untersuchung jedoch auch dazu führen, den Mehrwert der polychromen Ausdifferenzierung für die Interpretation der Darstellung zu analysieren. Es stellt sich also die Frage, wie viele Informationen nicht aus dem Steinkörper gearbeitet wurden, sondern sowohl dem antiken Betrachter als auch uns heute nur durch die Mitberücksichtigung der farbigen Additionen vermittelt werden.

Abb. 03: Detail von Abb. 01; UV-Vis-Aufnahme eines Ornamentbandes mit blauen Tupfen. Das Ornamentband wurde zur Rückseite der Skulptur schleichend ausgeblendet.

Abb. 04: Detail von Abb. 01; Leiterartiges Ornament mit gelben Sprossen und blauen Tupfen (dasselbe Band wie in Abb. 03).


Die ausführenden Handwerker

Schließlich rücken auch die ausführenden Handwerker in den Fokus der Forschung. Auch wenn es noch nicht möglich ist, einzelne Hände zu unterscheiden, erfahren wir in verschiedenen antiken Textquellen einiges über sie. Besonders aufschlussreich ist die Studie der Namen, Löhne und Arbeitsutensilien, die in Rechenschaftsberichten über die Ausgaben delischer Heiligtümer aufgeführt und damit in Inschriften überliefert sind.




Die Forschung wurde im Rahmen einer Masterarbeit zur Polychromie hellenistischer Terrakotten begonnen und zu einer Dissertation zur Polychromie hellenistischer Skulpturen ausgeweitet.