Historisch-archäologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen zur Bleiproduktion im Römischen Reich

Corpus Massarum Plumbearum Romanarum

Ansprechpartner: Prof. Dr. Andreas Hauptmann

andreas.hauptmann@bergbaumuseum.de


Das an der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutsches Archäologisches Institut (DAI) angesiedelte und in enger Kooperation mit dem DBM durchgeführte Forschungsvorhaben zielt auf die Gewinnung neuer Erkenntnisse zur Bleigewinnung und zum Bleihandel im Römischen Reich. Blei war in römischer Zeit ein in vielfältiger Weise genutztes Metall – etwa für Wasserleitungen, Gewichte, Schleuderbleie, Sargauskleidung, etc. Es war aber auch ein wichtiger Silberträger, sodass sich in der Antike Blei- und Silberproduktion parallel entwickelten.

Erforschung der römischen Bleiwirtschaft

Barren sind unmittelbare Bergbauprodukte. Mit ihren Inschriften und Stempeln der Produzenten und Händler eignen sie sich in besonderer Weise für die Erforschung der römischen Bleiwirtschaft. Ihre Gesamtzahl beläuft sich beim heutigen Forschungsstand auf ungefähr 2250 Stück, 625 Exemplare sind verschollen. Die Verbreitung der Barren erstreckt sich von Schottland im Norden, Marokko im Süden, Portugal im Westen und Israel im Osten, wobei der Schwerpunkt im Westteil des Imperium Romanum liegt. Der Nachweis reicht von der Wende des 2./1. vorchristlichen Jahrhunderts bis ins 5. Jahrhundert n. Chr.

Pyramidenstumpfförmiger Bleibarren germanischer Provenienz aus dem Schiffswrack von Rena Maiore (Aglientu, Nordsardinien)
Abb. 02: Pyramidenstumpfförmiger Bleibarren germanischer Provenienz aus dem Schiffswrack von Rena Maiore (Aglientu, Nordsardinien).


Neue Erkenntnisse zur Bleidistribution und Organisation des Bleihandels

Analysen der Inschriften und Stempelmarkierungen sowie zur Provenienz und Herstellung der Barren – mittels Bleiisotopie und Spurenelementanalyse – brachte neue Erkenntnisse zur Bleidistribution und Organisation des Bleihandels. Grundlage dafür ist die umfassende Zusammenstellung aller gesammelten Daten in Form eines Corpus (Corpus Massarum Plumbearum Romanarum – CMPR). Vorgesehen ist eine Veröffentlichung in der Reihe Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) Auctarium der Arbeitsstelle CIL der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Ein weiterer wichtiger Arbeitsschwerpunkt ist die Erstellung eines Auswertungsbandes, in dem wichtige ökonomische Aspekte zum römischen Bergbauwesen und (Blei-) Metallhandel aufgearbeitet werden.

Plattenförmiger Bleibarren wahrscheinlich südgallischer Provenienz mit Gladiatorenkampfszene aus demselben Schiffswrack
Abb. 03: Plattenförmiger Bleibarren wahrscheinlich südgallischer Provenienz mit Gladiatorenkampfszene aus demselben Schiffswrack wie Abb. 02..


Projekt in der Auswertungsphase

Nach fast vier Jahren konnten nahezu alle Barren in fast 100 Museen, Denkmalpflegeämtern und Privatsammlungen in 15 Staaten begutachtet werden, wobei insgesamt bislang 460 Materialproben zur geochemischen Analyse entnommen wurden.
Die Spurenelementanalysen wurden mittels SC-ICP-MS (Element XR, Thermo Scientific) am DBM und die Bleiisotopenmessungen in Frankfurt, in Kooperation mit dem Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität, mit einem MC-ICP-MS durchgeführt.
Das Projekt befindet sich in der Auswertungsphase, wobei als erster Schritt sogenannte Lemmata (Informationsblätter) zu jedem einzelnen Bleibarren angefertigt werden, in denen dann möglichst alle verfügbaren Daten zu den jeweiligen Exemplaren zusammengestellt sind.