Die Exkursion nach Süddeutschland, 08.07-20.07.2012
Die Exkursion wurde mit einem Fahrzeug des DBM und mit einem Kleinbus der Ruhr-Universität, mit Herrn Christian Scheffner als Fahrer, durchgeführt. Insgesamt haben inklusive der Dozenten W. Ebel-Zepezauer und Th. Stöllner 20 Personen an der Exkursion teilgenommen. Wiederum haben uns zahlreiche KollegInnen empfangen und uns ihre Denkmäler und Forschungsplätze vorgeführt. Neben Geländebesichtigungen und Museumsbesuchen gelang es diesmal auch, hinter die Kulissen zu schauen und in den Museen einen Blick in Restaurationswerkstätten und – ein kleiner Höhepunkt – auch die Arbeit am sog. „Keltenblock“, dem im Block geborgenen Frauengrab von der Heuneburg (geborgen 2011), zu besichtigen.Abb 01: Altheim-Heiligkreuztal, „Hohmichele“, die Exkursion versammelt sich auf dem hallstattzeitlichen Großgrabhügel.
© Foto: T. Stöllner
Eisenzeitliche Siedlungslandschaften und "Fürstensitze"
Die Exkursion hat im Mittelrheingebiet begonnen: Erste Stationen waren die Altburg bei Bundenbach und das Rheinische Landesmuseum Trier, wo uns Herr Dr. Nortmann geführt und uns die Probleme und seine Sichtweisen zur eisenzeitlichen Siedlungslandschaft im Hunsrück nahe gebracht hatte. Die Siedlungslandschaft zwischen Osburg und Hochscheid, vor allem aber auch die Landschaft um Wederath wurden besucht, ebenso auch der Museumspark in Belginum. Der darauffolgende Tag war den Fundplätzen von Otzenhausen und Hermeskeil gewidmet: Unter Führung von Dr. Sabine Hornung konnte sowohl die neue Bewertung des Hunnenringes und seine Bedeutung in der jüngeren Latènezeit wie auch das caesarische Militärlager von Hermeskeil, das in Sichtweite zum Hunenring angelegt worden war, diskutiert werden. Mittags machte die Exkursion Station in Saarbrücken, wo uns F. J. Schumacher die neue archäologische Ausstellung im Saarbrücker Schloss öffnete. Dies war an einem Montag keine Selbstverständlichkeit und wir wurden mit den schönen Funden des Museums für Vor- und Frühgeschichte entlohnt. Der Nachmittag schließlich war einem weiteren Fundplatz gewidmet, dessen Erforschung in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht hat: Die Heidenmauer bei Bad Dürkheim, wo uns Herr Thomas Kreckel M.A. geführt hat. Herr Kreckel konnte im zurück liegenden Schwerpunktprojekt „Fürstensitze“ vor allem die Mauerphasen der Heidenmauer klären und neue Aspekte zur Innenbebauung beibringen: Deutlicher wird nun, dass die Anlage als gezielter „Stadtgründungsversuch in den ersten Jahrzehnten des 5. Jh. zu werten ist.Spätlatènezeit am Oberrhein
Nach Rast in Baden-Baden ging es am dritten Exkursionstag in den Raum Breisach und Freiburg, wo zunächst der Münsterberg und seine Ausstellung besichtigt wurden: Die neue Ausstellung und der Leiter des Stadtarchivs, Herr Fahrer, vermittelten uns eindringlich die Siedlungsschwerpunkte des Ortes. Nach kurzem Zwischenstopp in Freiburg (Museum im Colombischlössle) stand am Nachmittag die Fundlandschaft im Dreisam-Tal und das Oppidum Tarodunum auf dem Programm: Der inzwischen pensionierte Denkmalpfleger Dr. R. Dehn, selber Jahrzehnte lang an der Erforschung der Latènezeit am Oberrhein beteiligt, führte uns zu der Anlage und den verschiedenen Fundstellen. Wie bei einer Exkursion durchaus üblich und zur Vertiefung des Wissensstandes notwendig, beschlossen wir den Exkursionstag mit Herrn Dehn bei einem Stück Kuchen in einem Café direkt am Wall der Anlage. Im Anschluss ging es weiter nach Basel, wo in einer durchaus „noblen“ Jugendherberge in der Baseler Innenstadt genächtigt wurde. Dieser „strategische“ Vorteil verhalf am kommenden Morgen zu einem sehr informativem und dichtgedrängtem Programm: Zunächst führten uns die Herren Marco Bernasconi und Till Scholz über die Grabungen am Münsterhügel – zahlreiche neue Ergebnisse wurden hier über Untersuchungen an innerstädtischen Kanalgräben getätigt – ehe wir uns der Siedlung Gasfabrik widmeten. Auch hier haben uns N. Spichtig und J. Hecht sehr kompetent geführt. Der Tag war der Spätlatènezeit am Oberrhein gewidmet, so dass im Anschluss noch das Flussschleifen-Oppidum von Altenburg-Rheinau besucht wurde: Hier war die Kantonsarchäologie Zürich unser Gastgeber (Dr. P. Nagy, S. Schreyer). Die neuen Auswertungen zum Oppidum und der durch Prospektionsforschung stark angestiegene Wissensbestand wurden dargelegt, sogar noch Ergebnisse zur keltischen Münzprägung in einer kleinen Ausstellung im Gemeindeamt von Rheinau. Der Tag fand schließlich einen guten Abschluss am nahe gelegenen Rheinfall bei Schaffhausen, ein zugegeben touristisches Ziel, an dem man aber (schon um auch Altenburg-Rheinau und seine Verkehrssituation zu verstehen) nicht vorüber gehen konnte.Feuchtbodenarchäologie
Genächtigt wurde am Bodensee in Kreuzlingen, denn der Bodensee- und Federseeraum war das Ziel des kommenden 5. Exkursionstages. Dieser begann mit einem Highlight, nämlich einer Führung und Präsentation der Außenstelle Hemmenhofen des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg, dem Sitz der südwestdeutschen Feuchtbodenarchäologie. Geführt wurden wir von den Mitarbeitern, allen voran Dr. Bodo Dieckmann, dem Urgestein der Außenstelle, aber auch von Dr. „Dede“ Billamboz und Dr. Irenäus Mattuschik, die verschiedene Aspekte der wissenschaftlichen Arbeit des Amtes vorstellten. Ein Blick auf eine Uferrandsiedlung, jene von Hornstaad, konnte zusammen mit Herrn Dieckmann ebenfalls getan werden. Den Mittag verbrachten wir am Federsee, wo uns das neu ausgestellte Federsee-Museum einen hervorragenden Einblick in die Begehungen und Siedlungsabfolgen des Mesolithikums, des Jung-, Spätneolithikums sowie der späten Bronzezeit erlaubte. Diesem Ausflug in die ältere Vorgeschichte folgte am Nachmittag ein Besuch auf der Heuneburg, wo Museum und Topographie ausführlich studiert werden konnten. Geführt von Dr. Fernandez-Götz endete der Exkursionstag am Hohmichele, dem wieder aufgeschütteten Großgrabhügel nahe der Heuneburg. Dieser sehr volle Exkursionstag endete schließlich bei etwas Regen und ermattet in der Stuttgarter Jugendherberge.Eisenzeitliche Prunkgräber
Der darauffolgende Tag brachte den einzigen wirklichen Regentag auf der Exkursion, aber erneut eine Besonderheit: Vermittelt von Prof. Dr. D. Krauße gelang es, den sog. „Keltenblock“ in Ludwigsburg zu besuchen: Die leitende Restauratorin Frau Ebinger-Rist hat uns über die Ausgrabung des in „Block“ geborgenen hallstattzeitlichen Prunkgrabes von der Heuneburg (Bettelbühel) geführt. Die Untersuchung des Grabes ist absolut spektakulär, selbst wenn Teile der Ausstattung gestört vorliegen. Von dem reichen hallstattzeitlichen Frauengrab konnten Teile der Perlenausstattung und ein reichverziertes Blechobjekt in situ besichtigt werden. Von der „Laborausgrabung“ ging es anschließend nach Hochdorf, wo uns Frau Dr. Simone Stork im Keltenmuseum empfing. Erneut wurde am Beispiel des Prunkgrabs von Hochdorf das Phänomen der sog. „Fürstengräber“ diskutiert. Der Nachmittag hatte inzwischen etwas Sonnenschein gebracht, so konnte es schließlich noch ins Gelände gehen: Unter fachkundiger Führung von Frau Helge Hirsch besuchte die Exkursion das Museum in Bopfingen sowie eine Viereckschanze und als Höhepunkt die bekannten Anlagen auf dem Ipf und dem Goldberg im Nördlinger Ries.Abb. 02: Ludwigsburg, „Laborgrabung“ am Keltenblock vom Bettelbühel.
© Foto: T. Stöllner
Archäologie in Bayern
Mit dem 7. Exkursionstag erreichten wir somit Bayern. Ziel an diesem Samstag war zunächst der Raum Ingolstadt und Manching: Dr. W. David führte uns durch das Oppidum und das von ihm geleitete Kelten und Römer Museum in Manching. Eine Sonderausstellung zu den Kelten und zur Eisenzeit in Rumänien reicherte das Programm noch zusätzlich an. Über die Dauerausstellung hingegen herrschte geteilte Meinung: Man kann sehen, dass die Ausstellungskonzeption hier zu überwiegenden Teilen von Ausstellungsdesignern gemacht wurde. Am Nachmittag schließlich war die Archäologische Staatssammlung in München das Ziel, auch hier wurden wir kompetent empfangen: Durch Vermittlung von Prof. Gebhard gelang es eine Werkstattführung zu bekommen. Geleitet von Constanze Thomas konnte die Exkursion die hallstattzeitlichen Gräber von Otzing (ebenfalls im Block geborgen) und Ilmendorf diskutieren. Ein Projekt zur Langzeitsicherung von eisernen Objekten vermittelte ein besonders drängendes Problem von Denkmalpflege und musealer Sicherung von Objekten. Dies ist ein besonders brennendes Problem, weil zahlreiche der jüngst ausgegrabenen Gräberfelder und Fundstücke derzeit nicht restauriert werden können. Der Abend klang schließlich in verschiedenen Münchener Biergärten aus.Die „Viereckschanzenlandschaft“ um Holzhausen und Deisenhofen
Am Sonntag schließlich wurden wir von Dr. W. Irlinger vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege betreut: Mit ihm ging es durch Südbayern und zu verschiedenen Anlagen, etwa der frühmittelalterlichen Birg bei Schäftlarn und der „Viereckschanzenlandschaft“ um Holzhausen und Deisenhofen. Hier war W. Irlinger in seinem „Element“ und wir alle konnten von seinen Kenntnissen profitieren. Dass das auch viele launige Momente hatte, versteht sich bei Dr. Irlinger von selbst. Den Abschluss bildeten die Höhensiedlungen von der Fentbachschanze bei Miesbach (mit wunderbaren Ausblick auf den Alpenkamm und die Rachelburg) und der berühmte Karlstein bei Reichenhall. Hier haben aber die Wettergötter kein Einsehen gehabt. Kaum erstiegen, wurden wir von einem Unwetter überrascht und quasi vom St. Pangratz-Felsen wieder hinabgespült. Durchnässt ging es in eine Salzburger Jugendherberge.Dürrnberg und Hallstatt
Der kommende Tag war dem Halleiner Dürrnberg gewidmet, wo der Berichterstatter selbst die Führung übernahm. Trotz des Umbaus im Halleiner Keltenmuseum konnten wir die Ausstellung besuchen: Hier empfing uns der Standortleiter Herr Mag. F. Knopp und wir konnten auch einen kurzen Blick in die Werkstätten des Museums werfen. Schließlich ging es auf den Dürrnberg, wo wir zwar nicht in das Bergwerk einfuhren, dafür aber ausführlich die Topographie des Fundortes erwanderten. Nächste Station war abends Hallstatt, dessen eindrucksvolle Denkmallandschaft am kommenden Tag besucht wurde. Hier hat uns das Naturhistorische Museum betreut und wir konnten sowohl die Grabungen von Dr. A. Kern im Gräberfeld sowie jene von Mag. J. Reschreiter unter Tage im Tuschwerk besuchen. Dieser Besuch zählte sicher zu den eindrucksvollsten Abschnitten der Exkursion.Abb. 03: Werkzeuge in der Museumswerkstatt-Salzwelten Hallstatt.
© Foto: R. Lavelle
Die niederbayerische Gäulandschaften
Der Weg führte die Exkursion nun nach Niederbayern, wo nach einer Übernachtung in einer sehr kleinen Jugendherberge in Straubing die niederbayerischen Gäulandschaften im Fokus standen: Im sehr reichen Gäubodenmuseum wurden wir von Dr. J. Prammer empfangen und später vom Kreisarchäologen Dr. L. Husty betreut. Eindrücklich war der Bogenberg und seine temporäre Ausstellung zu neuen Ergebnissen der Kreisarchäologie. Nach dem Bogenberg stand schließlich noch die Fundlandschaft Kelheim, Michelberg und Frauenberg auf dem Programm: Im Museum der Stadt Kelheim wurden wir von Dr. J. Zuber empfangen, der uns schließlich auch noch über den Michelberg und seine Wallanlagen geführt hat.Höhensiedlungen in Nordostbayern
Mit Kelheim hatte die Exkursion Südbayern verlassen und konnte am 9. Exkursionstag Fundorte in Nordostbayern besuchen: Schwerpunkte waren die Ehrenbürg bei Forchheim, der Reisberg sowie der Staffelberg am Main. Damit waren auch die zeitlichen Schwerpunkte der Höhensiedlungen in Nordostbayern angesprochen, die Urnenfelder- und Frühlaténezeit, die Spätlatènezeit wie auch die jüngere Kaiserzeit. Betreut wurden wir von Ch. König in Forchheim und R. Hofmann in Tüchersfeld sowie von B. Christoph am Staffelberg. Die Wetterlage war durchwachsen und vor allem auf den Höhensiedlungen wurde die Exkursion ordentlich durchgeblasen.Das neue Museum am Glauberg
Ein letzte Station wurde schließlich in Schweinfurt gemacht, ehe der letzte Exkursionspunkt am Glauberg bei Büdingen angefahren wurde: Empfangen wurden wir von der neuen Leiterin des Forschungszentrum am Glauberg, Frau Dr. Ines Balzer. Das neue Museum am Glauberg ist einhellig positiv aufgenommen worden. Mit einem Gang über das Denkmal schließlich wurde die Exkursion abgeschlossen und der Rückweg nach Bochum angetreten, wo dieExkursion wohlbehalten am frühen Nachmittag wieder ankam.Abb. 04: Keltenwelt am Glauberg-Museum, Studis auf dem Dach.
© Foto: R. Lavelle