Die Barbarathermen
Die um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in Augusta Treverorum errichteten sogenannten Barbarathermen waren während ihrer Erbauungszeit die zweitgrößte Thermenanlage des Römischen Reiches nach den Trajansthermen in Rom. Sie zeichneten sich jedoch nicht nur durch ihre beeindruckende Größe aus, sondern auch durch eine äußerst reiche Ausstattung mit Statuen und Inkrustationen.
Inkrustationen
Wand- und Bodenverkleidungen aus weißen und farbigen marmora – gehörten wegen ihrer Langlebigkeit und Pflegeleichtigkeit, vor allem aber wegen ihrer Schönheit zu den bevorzugten Formen der Innenausstattung römischer Badeanlagen. Diese kostspielige Ausstattung war nicht nur auf die großen Thermen Roms beschränkt, sondern findet sich auch in jenen des römischen Nordwestens, die auf einen deutlich weiteren Transportweg angewiesen waren, z. B. in den Großen Thermen Kölns (Colonia Claudia Ara Agrippinensium), in Xanten (Colonia Ulpia Traiana) und sogar in privaten Kontexten wie in der Badeanlage der Villa Wasserliesch bei Trier.
Doch sind in keiner der genannten Badeanlagen Inkrustationen in so großer Menge und Vielfalt überliefert wie in den Barbarathermen in Trier. Bereits die im 19. Jahrhundert durchgeführten Ausgrabungen brachten zahlreiche Überreste von marmor-Ausstattung ans Tageslicht, von denen beachtliche Flächen noch in situ erhalten waren. Weitere Funde kamen während der Grabungen im 20. Jh. und während der archäologischen Bestandsaufnahme und Sondierungsarbeiten 2003–2005 hinzu.
Archäologisches Praktikum 2022
Im Gegensatz zur statuarischen Ausstattung blieben die Wand- und Bodeninkrustationen der Barbarathermen bisher nahezu unerforscht: Weder wurden die Inkrustationsfunde systematisch erfasst, noch wurde der Vielfalt des verwendeten Materials und seiner Herkunft Aufmerksamkeit gewidmet.
Daher war es das Ziel des im Sommer 2022 durchgeführten archäologischen Praktikums, die erste Bestandsaufnahme der Inkrustationsüberreste durchzuführen. Untersucht wurden Fragmente, die im Südosten der Thermenanlage in einem Kellergewölbe des Untergeschosses gelagert werden. Dabei handelt es sich um einen Sockel von ca. 8 m Länge, ca. 1 m Höhe und 1 m Breite, der aus Überresten von Wand- und Bodeninkrustation aufgebaut ist. Allein in diesem Raum befinden sich geschätzt ca. 6.000 Inkrustationsfragmente: Wand- und Bodenplatten, Fragmente der horizontalen (Profile, Architrave) und vertikalen Wandgliederung (Wandpilaster, Pilasterbasen und Pilasterkapitelle). Im Rahmen des Praktikums wurde ca. 1/8 dieser Fragmente gereinigt, inventarisiert, fotographisch und zeichnerisch dokumentiert, gemessen und gewogen und in einem Bestandskatalog erfasst. Ein weiteres Augenmerk lag auf der Bestimmung der Natursteinsorten. Dabei wurde untersucht, ob das verwendete Inkrustationsmaterial aus regionalen und somit kostengünstigeren Vorkommen stammt, oder ob es ungeachtet der hohen Transportkosten aus den mediterranen Steinbrüchen herbeigeschafft wurde.