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Das prototypische Entscheidungsunterstützungssystem dient der Verbesserung der rettungsdienstlichen Infrastruktur durch räumlich-, zeit- und nachfragegerechte Positionierung von Einsatzfahrzeugen unter Berücksichtigung mobiler Wachen. Dabei kombiniert das interaktive Tool wissenschaftliche Optimierungsmodelle mit dem Fokus auf Standort- und Ressourcenplanung sowie den empirisch benötigten Abdeckungsbedarf mit einer anwenderfreundlichen grafischen Benutzeroberfläche.
Basierend auf realen Einsatzdaten der Stadt
Bochum zeigt eine vorangestellte Datenanalyse strukturelle sowie
einsatzbasierte Gegebenheiten auf. Ziel der Datenanalyse ist es, den
derzeitigen Stand des Rettungsdienstes und dessen relevante Kennziffern
zu erfassen. Eine grundlegende Strukturanalyse des Rettungsdienstes
bietet den Einstieg in die strategische und taktische
Rettungsdienstbedarfsplanung und beinhaltet Informationen über die
geografischen Gegebenheiten und verfügbaren Ressourcen. Im Rahmen der
detaillierten Datenanalyse können Engpässe identifiziert und darauf
aufbauend mit Hilfe von SPR² Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.
Das Stadtgebiet in Bochum ist in Planquadrate
der Größe 1 km² aufgeteilt. Diese abstrakte Visualisierung erleichtert
die folgenden Berechnungen und Analysen.
Anschließend an die vorangegangene
strukturelle Datenerfassung folgt die Aufnahme und Analyse der
Einsatzdaten. Tageszeit und ortsspezifische Gegebenheiten sind für die
Optimierung und Simulation von Bedeutung und müssen bei der Planung
berücksichtigt werden. Die vorliegenden Einsatzdaten sind hinsichtlich
Konformität, aber auch hinsichtlich signifikanter Unterschiede, die bei
der Planung berücksichtigt werden müssen, zu untersuchen.
Neben der zeitlichen Analyse ist für Bochum auch die räumliche Verteilung der Rettungsdiensteinsätze analysiert worden. Es ist zu erkennen, dass die Nachfrage pro Planquadrat zwischen 0 und mehr als 1800 Einsätzen pro Jahr schwankt. In der Abbildung ist ebenfalls eine typische Verteilung mit hohen Einsatzzahlen im Stadtzentrum und geringeren Einsatzzahlen in Industrie- und Randbezirken zu erkennen. Der gesamte Einsatz wird durch die automatisierte Übermittlung festgelegter Status-Meldungen der Einsatzfahrzeuge digital erfasst.
Eine umfangreiche Datenerfassung dient neben
der Datenanalyse sowohl der Kalibrierung von Parametern für die
Optimierung als auch der Simulation. Darüber hinaus bieten umfangreiche
historische Daten die Möglichkeit der besseren Spezifikation und
Generierung von Prognosen und simulierten Daten.
Die unten stehenden
Abbildungen zeigen den Unterschied zwischen den ursprünglichen
Standorten von Rettungsmitteln (status quo) und der Zuteilung durch das
Optimierungsmodell am Beispiel der Stadt Bochum. Es ist zu erkennen,
dass in der optimalen Lösung neben existierenden Rettungswachen (grün)
auch flexible Standorte für Rettungsmittel (blau) genutzt werden.
Zusätzliche flexible Wachen werden dabei hauptsächlich in den Rush Hours,
verbunden mit geringen Geschwindigkeiten und hohen Einsatznachfragen,
eingesetzt, um die Abdeckung insbesondere in den Randbezirken der Stadt
zu gewährleisten.
Darüber hinaus ist
für das Beispiel Bochum abgebildet worden,
inwieweit eine qualitativ bessere Lösung durch das Optimierungsmodell
verglichen mit dem status quo erzielt werden kann, basierend auf den
Zuordnungen aus den vorherigen. Engpässe der aktuellen Zuordnung des
Rettungsdienstes bilden die Unterversorgung (rot gefärbte Planquadrate)
der Randgebiete und eine teilweise Überversorgung des Stadtzentrums
(gelb und orange gefärbte Planquadrate). Durch die Umverteilung der
Rettungsmittel und Nutzung der flexiblen Wachen kann mit Hilfe der
optimalen Zuordnung eine deutlich bedarfsgerechtere Zuteilung der
Ressourcen erfolgen.
Die vorher identifizierten
Versorgungsengpässe können somit durch die Nutzung flexibler Wachen und
eine tageszeitabhängige Reallokation der Rettungsmittel weitestgehend
beseitigt werden. Die Ergebnisse der Simulation der Stadt Bochum sind in
folgender Abbildung dargestellt.
Die Abbildung visualisiert die
Erreichungsgrade im gesamten Stadtgebiet unter Berücksichtigung der
optimalen, bedarfsgerechten Zuordnung von Rettungsmitteln. Grün
markierte Planquadrate symbolisieren einen Erreichungsgrad von über 90
%, gelb markierte einen Erreichungsgrad von 80 – 90 % und die rot
markierten Planquadrate, die vor allem am Stadtrand zu erkennen sind,
einen Erreichungsgrad von unter 80 %. Es ist zu erkennen, dass die
bedarfsgerechte Abdeckung der Einsatzgebiete, wie im Optimierungsmodell
berücksichtigt, auch einen hohen Erreichungsgrad in den meisten
Nachfragegebieten impliziert.
Das Tool unterstützt ein ganzheitliches Vorgehen, sodass basierend auf den Ergebnissen Handlungsempfehlungen gegeben werden können. Durch Kombination von Optimierung und Simulation lassen sich so zukünftige Engpässe frühzeitig identifizieren und proaktiv Gegenmaßnahmen ergreifen.