Neglect



Neglectformen

Diese Beispiele zeigen, dass sich ein Neglect nicht nur auf einen Sinn, sondern auch auf mehrere Sinne beziehen kann. Es gibt also mehrere Neglectformen, die unterschieden werden können:

visueller NeglectBeim visuellen Neglect zeigen die Betroffenen die beschriebene Vernachlässigung beim Sehen einer Hälfte ihrer räumlichen Umgebung. Dies ist die häufigste Form eines Neglects.

 

 

 

personale neglectDer personale Neglect beschreibt die Vernachlässigung einer Körperhälfte. Das innere Abbild des eigenen Körpers ist beeinträchtigt. Für die Betroffenen scheint es eine Körperhälfte nicht mehr zu geben.


akutsischer oder auditorischer NeglectBeim akustischen oder auditorischen Neglect reagieren die Betroffenen nicht mehr auf akustische Reize, also Geräusche und Töne jeglicher Art, die von der vom Neglect betroffenen Seite kommen. Auch haben sie Probleme damit, die Geräusche zu lokalisieren. Betroffene wenden sich zum Beispiel der gesunden Seite zu, auch wenn sie von der vernachlässigten Seite her angesprochen werden.

somatosensibler NeglectDer somatosensible Neglect beschreibt die Vernachlässigung von sensorischen Reizen (z.B. Berührungen) auf der betroffenen Seite. Es bleiben dadurch auch Reaktionen auf schmerzhafte Reize aus, weswegen besonders bei dieser Neglectform das Verletzungsrisiko des Betroffenen erhöht ist.


Motorischer neglectBeim motorischen Neglect werden der Arm oder das Bein auf der betroffenen Körperseite nur vermindert eingesetzt. Zusätzlich wird auch der Arm auf der nicht betroffenen Seite kaum auf die vernachlässigte Seite geführt, zum Beispiel wenn ein Objekt ergriffen werden soll. Auch bei beidhändigen Bewegungen, wie z.B. Klatschen, wird der betroffenen Arm nicht oder nur kaum eingesetzt. Beim gehen oder Treppensteigen kann es sein, dass der Fuß auf der betroffenen Seite hinterher gezogen wird.

Oft treten die unterschiedlichen Neglectformen auch in Kombination auf und sind in Abhängigkeit von der Aufmerksamkeit und Ermüdung unterschiedlich ausgeprägt.

Häufig treten die Neglecterscheinungen nur dann auf, wenn der Betroffene von beiden Raumhälften oder Körperhälften aus Reizen ausgesetzt wird. Dann bündelt  die nicht-betroffene/ „gesunde“ Seite sozusagen die Aufmerksamkeit auf sich.

Erschwerend kommt es häufig bei einem Neglect zusätzlich zu einer sogenannten Anosognosie (siehe auch Kapitel zu exekutiven Funktionen). Dies bedeutet, dass der Betroffene wenig oder kaum Krankheitseinsicht hat bzw. seine Krankheitssymptome nicht erkennen kann. Es ist besonders schwer für Angehörige zu verstehen, warum der Betroffene so offensichtliche Einschränkungen nicht wahrnimmt. Es kann sogar so weit gehen, dass der Betroffene seine Defizite verleugnet oder aber andere Erklärungen für seine Beeinträchtigungen erfindet. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass dieses Verhalten nicht absichtlich ist und auch kein Mangel an Intelligenz vorliegt. Dieses Verhalten ist ein Symptom der Hirnverletzung. Die mangelnde Krankheitseinsicht erschwert allerdings auch die Therapie eines Neglects.

 

 

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