Die globale Aphasie zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur Teilbereiche der Sprache gestört sind, sondern ein Patient mit einer globalen Aphasie hat in allen Modalitäten mehr oder weniger ausgeprägte Probleme.
Keine Aphasie gleicht in ihren Ausprägungen der anderen.
Nahezu jeder Patient mit einer globalen Aphasie zeigt unterschiedlich starke Einschränkungen in seiner Fähigkeit zu kommunizieren.
Aber bei allen ist ähnlich, dass so gut wie jeder Bereich, der mit Sprache zu tun hat, beeinträchtigt ist.
Patienten mit globaler Aphasie können sich entweder gar nicht äußern oder ihre Äußerungen sind teilweise oder ganz unverständlich. Sie geben häufig nur einzelne Silben oder Wörter von sich, so dass der Sinn dessen, was gesagt werden sollte, unverständlich wird.
Auch das Verständnis für gehörte Sprache ist – zumindest in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall bzw. der Hirnverletzung – nicht mehr vorhanden oder stark gestört. Lesen und Schreiben ist entsprechend leider ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. Dr. Luise Lutz, eine klinische Linguistin, hat in ihrem Buch „Das Schweigen verstehen“ einen Patienten mit einer globalen Aphasie beschrieben, wir möchten hier ein aufgezeichnetes Gespräch zwischen dem Patienten und Frau Dr. Lutz zitieren:
Ein Gespräch mit Herrn G:
Es fand ca. 4 Monate nach Ausbruch der Aphasie und 2 Monate nach Beginn der Therapie statt. Das Verstehen war so weit gebessert, dass er im Gespräch meistens erschließen konnte, worum es ging, obwohl er nicht jedes Wort verstand:
Herr G. war gebeten worden, ein Bild zu beschreiben, das einen Vater und mehrere Kinder im Wohnzimmer zeigte:
Herr G.: ... bi, ach so, Bild, ja ... äh ... d ... das ... ähm ... nee, s‘is ... äh ... viertel vor
... nee, viertal nach halb...
L.L.: Hm. Und nun ...
Herr G.: So. Dann ... äh ... ein ... äh ... einich ... das ... das Kpelefon ...
L.L.: Ja. Wo?
Herr G.: Nee ... das ... der Mann is ...
L.L.: ja! Herr G.: ... is Frau und Kinder ...
L.L.: Eine Frau? Eine Frau seh ich gar nicht ...
Herr G.: Nee ... oh, ja ... das ... äh ... i ... is alles ... so ... so der Frau ... äh ... sucht ...
am ob tu ... sam ... dem ge Mann sucht ... nein, das ist ein Kinder, is ... äh ...
Mann, nee?
L.L: Ja ... das ist ein Kind.
Wie an diesem Gespräch unschwer zu erkennen ist, ist die gesprochene Sprache des Patienten sehr stark beeinträchtigt, so stark, dass nur noch Fragmente einem verständlich gesprochenem Wort nahe kommen. Aber man sollte auf keinen Fall den Fehler machen, diese unverständliche Sprache mit einer eingeschränkten Intelligenz gleichzusetzen! Patienten mit einer Aphasie haben eine Verletzung am Sprachzentrum des Gehirns, sie sind nicht plötzlich dumm geworden durch diese Verletzung. Auch die Persönlichkeit des Patienten hat sich durch diese Störung nicht verändert, es ist immer noch der gleiche Mensch, mit dem Sie vor der Erkrankung zu tun hatten. Aber da die Einschränkungen durch diese Aphasieform beträchtlich sind, machen Sie sich darauf gefasst, dass Ihr Angehöriger vor allem in der ersten Zeit viel Zuspruch und Ermutigung brauchen wird.
Leider ist fast immer neben der gesprochenen Sprache auch die geschriebene Sprache stark beeinträchtigt. Patienten mit globaler Aphasie haben – ebenso wie beim Sprechen – größte Probleme, selbst zu schreiben oder geschriebene Sprache zu verstehen. Auch das Abschreiben einzelner Buchstaben oder von Wörtern gelingt Patienten, die unter einer globalen Aphasie leider meistens nicht. Frau Dr. Lutz hat in ihrem bereits erwähnten Buch eine Schriftprobe eines Patienten mit globaler Aphasie veröffentlicht. Er war gebeten worden, seinen Namen abzuschreiben:
Zitat aus „Das Schweigen verstehen“, Dr. Luise Lutz, Kapitel 3.2.1.
Wie der Name bereits vermuten lässt, ist die Läsion, die zu einer globalen Aphasie führt die mit den größten Auswirkungen. Bedingt dadurch, dass das Mediastromgebiet betroffen ist, wirkt sich die Minderdurchblutung frontal, parietal und temporal aus, auch subkortikale Bereiche sind betroffen. In Abbildung 2 finden Sie ein CT-Bild, welches eine große Blutung zeigt, die zu einer globalen Aphasie geführt hat. Der rot umrandete Bereich ist der Läsionsort. Wenn man sieht, wie viel Gewebe betroffen ist, kann man verstehen, woher die globale Aphasie ihren Namen hat. Wie bereits erwähnt, ist die Ursache für eine globale Aphasie meist in einem sogenannten Mediainfarkt zu suchen. Mit dem Begriff ist gemeint, dass in der Arteria cerebri media die Durchblutung gestört ist. Da diese Arterie die erste Verzweigung der Arteria carotis interna darstellt, und danach noch viele Bereiche des Gehirns von ihr mit Blut versorgt werden, ist eine Minderdurchblutung dieser Arterie und aller ihr nachfolgenden Arterien eine sehr ernsthafte Läsion, die gravierende Schädigungen verursacht. Wie das untenstehende CT-Bild ja auch belegt.
Es mag Ihnen komisch vorkommen, dass unter dem CT Bild „links“ und „rechts“ steht. Dies hat einen besonderen Grund: Je nach Art der CT Aufnahme wird das Gehirn seitenverkehrt oder sozusagen richtig herum abgebildet. Das hat mit der Bildbearbeitung zu tun. Damit Sie nicht zu sehr verwirrt werden, haben wir auch unter die nun noch folgenden CT Bilder immer „links“ und „rechts“ notiert.