Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft 2009
Interreligiöse Religionskontakte
Interreligiöse Kontakte gehören zur Religionsgeschichte, seitdem es verdichtete religiöse Traditionsgeflechte gibt. Sie entstehen spätestens mit den frühen Hochkulturen und ziehen sich bis
in die Gegenwart durch die gesamte Religionsgeschichte. Die Bedingungen und Vollzugsweisen sind freilich je nach zeitlichem und kulturellem Kontext sehr verschieden.
Bei interreligiösen Beziehungen kann es sich sowohl um synchrone als auch um diachrone Kontaktformen handeln. Im Zusammenhang diachroner Religionskontakte werden etwa Unterscheidungen wie die zwischen indigenen und „hochkulturellen“ oder primären und sekundären Religionen zu diskutieren sein. Elemente primärer Religionen können in sekundären Religionen weiterexistieren
(möglicherweise auch nur im Sinne von Edward Tylor’s survivals). Auf solche Überlagerungen wird im
diachronen Religionskontakt – sei es affirmativ, sei es bekämpfend - reagiert.
Synchrone Religionskontakte reichen von missionarische Aktivitäten über religiös bedingte Konflikte und Abgrenzungen im globalen (vgl. etwa die These vom clash of civilizations auf religiöser Grundlage) ebenso wie im regionalen Maßstab (vgl. etwa Konflikte um Sakralbauten von religiösen Minderheiten) bis zu Versuchen einer interreligiösen Verständigung (vgl. etwa das Weltparlament der Religionen oder das Küngsche Weltethos-Unternehmen)