Forschungswerkstatt Public History & Montangeschichte

Prof. Dr. Christian Bunnenberg
GA 5/58 | 0234-32-23497
christian.bunnenberg@rub.de

Jun.-Prof. Dr. Juliane Czierpka
GA 4/52 | 0234-32-26808
juliane.czierpka@rub.de

News

  • Sammelrezension "Die Zechen schließen, die Publikationen sprießen" von Juliane Czierpka in der neusten Ausgabe der Zeitschrift für Unternehmensgeschichte (66:2) erschienen! Die Sammelrezension nimmt verschiedene im Jahr 2018, dem Jahr der Schließung der letzten Steinkohlenzeche im Ruhrgebiet, erschienene Bücher in den Blick und arbeitet heraus, wie viele dieser Publikationen unkritisch die lang gepflegten unternehmerischen und regionalen Narrative übernehmen. [27.09.2021]
  • Tagungsbericht "Menschen im Bergbau" – Perspektiven auf Oral History, Industriekultur und Vermittlung online Mehr auf HSozKult... [22.07.2021]
  • Nachwuchsworkshop: Werksfilm, Gebrauchsfilm, Industriefilm Mehr... [23.04.2021]
  • Neue Publikation erschienen! Mehr... [02.03.2021]
  • Kolloquiumsprogramm hochgeladen! Mehr... [12.03.2020]
  • Mit Freude begrüßen wir Chris Buchholz als neustes Mitglied der Forschungswerkstatt! Chris Buchholz arbeitet im Rahmen eines studentischen Projektes über den Strukturwandel im Ruhrgebiet seit den 1980er Jahren [11.03.2020]
  • Wir freuen uns sehr, Felix Frank als neuen Promotionsstudenten begrüßen zu dürfen! F. Frank arbeitet über Industriefilme von Braunkohleunternehmen im 20. Jahrhundert [11.02.2020]
  • Fortbildung für Geschichtslehrer*innen im Rahmen des Projektes "Bergbau und Industrialisierung im Kreis Recklinghausen zwischen 1870 und 1914 – Exemplarische Quellen aus kommunalen Archiven des Kreises" auf dem RUB Teacher's Day [09.12.2019] Mehr...
  • Upload der Website der Forschungswerkstatt Public History & Montangeschichte [09.12.2019]

Forschungswerkstatt Public Montan

Mit dem Ende des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet tritt auch die geschichtswissenschaftliche Erforschung der Montanindustrie an der Ruhr in eine neue Phase ein. Der Ruhrbergbau existiert plötzlich nicht mehr in der Gegenwart und Zukunft, sondern nur noch in der Retrospektive.
Diesen rückwärtsgewandten Blick wirft im Ruhrgebiet nicht nur allein die Geschichtswissenschaft auf den einst so bedeutenden Steinkohlenbergbau und seine benachbarten Branchen. Zahlreiche Museen, Industriedenkmale und Archive zeigen die schwerindustrielle Vergangenheit des Ruhrgebiets ebenso wie sie in den Erzählungen der "Ruhris", wie sich die Einwohnerinnen und Einwohner des Ruhrgebiets hin und wieder selbst nennen, weitergetragen wird. So ist die montanindustrielle Vergangenheit des Ruhrgebiets auch ohne aktive Zechen oder weithin sichtbare Stahlabstiche in der Region allgegenwärtig.
Diese Erinnerungsorte sind flankiert von einer Erinnerungskultur, die bei oberflächlicher Betrachtung von großen Teilen der Bevölkerung im Ruhrgebiet getragen wird, und einer kommerzialisierten Verwertung der schwerindustriellen Traditionen in Form von Souvenirs, Kleidung, Accessoires oder ähnlichem. In differierender Intensität folgen die Erinnerungen einem Narrativ des Zusammenhalts, welcher sich – so wird mal nur impliziert, mal explizit ausgeführt – aus der harten Arbeit unter Tage ergab und bis heute im Ruhrgebiet verankert ist.
Die Dekonstruktion solcher vorgeblich in der Geschichte verankerten Erzählungen ist eines der genuien Forschungsfelder der Public History. Bei der kritischen Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur in montanindustriell geprägten Regionen, erweist sich die Verknüpfung von Montangeschichte und Public History als sehr fruchtbar - sowohl für die Montangeschichte, die sich mit den sozialen, ökonomischen, gesellschaftlichen, technischen oder kulturellen Entwicklungen des Bergbaus sowie der vor- und nachgelagerten Branchen beschäftigt, als auch für eine forschende Public History, die sich mit den vielfältigen Erscheinungsformen von Geschichte in der Öffentlichkeit auseinandersetzt.
Die Montangeschichte ist dabei in der Lage Wissen über die Entwicklung der lokalen Schwerindustrie zu generieren und zu kontextualisieren, auf dessen Basis die Public History den Umgang mit der Vergangenheit untersuchen und vor dem Hintergrund der parallel zur Vergangenheitskonstruktion verlaufenden gesellschaftlich-ökonomischen Prozesse analysieren kann. Hierbei vermag die Public History Desiderate der Historiographie der Montanwirtschaft an der Ruhr zutage zu fördern, die erst durch den Blick auf die Darstellungen der Vergangenheit offensichtlich werden.
Vor diesem Hintergrund ist eine Zusammenführung der Forschungsaktivitäten der Juniorprofessur für Montangeschichte [zur Website] und der, auch federführend in den Masterstudiengang Public History eingebundenen Juniorprofessur für Didaktik der Geschichte [zur Website] in der Forschungswerkstatt Public History & Montangeschichte eine sinnvolle Bündelung wissenschaftlicher Kompetenzen.
Aus der kombinierten Perspektive 'Public Montan' heraus, können die dargestellten Formen der Vergangenheit hinsichtlich des Kontextes ihrer Entstehung analysiert und mit der Historisierung der zur Tradierung herangezogenen Prozesse abgeglichen werden. So wird im Rahmen der Forschungswerkstatt Public History & Montangeschichte die Erforschung der Geschichte der Montanregion Ruhr und der dort zu beobachtenden Darstellung der Vergangenheit vorangetrieben. Die Ergebnisse der Forschung dienen dann als Basis für intraregionale Vergleiche.

Die gemeinsamen Forschungsaktivitäten von Jun.-Prof. Dr. Christian Bunnenberg und Jun.-Prof. Dr. Juliane Czierpka erstrecken sich dabei über Projektanträge, die gemeinsame Betreuung von Promotionsvorhaben sowie ein gemeinsames Forschungskolloquium. Vor allem aber dient die Forschungswerkstatt Public History & Montangeschichte der Weiterentwicklung gemeinsamer Ideen und Forschungsfragen.
Ein Fokus wird in Zukunft auf der Erforschung des Strukturwandels im Ruhrgebiet liegen. Hierbei sollen vor allem die individuellen Biographien derer, die bisher im Schatten des gängigen Narrativs standen, in den Blick genommen und untersucht werden.