Molekulargenetische Diagnostik

Neurofibromatose Typ 2 (NF2)
OMIM: 101000 (NF2)

Hintergrund

Neurofibromatose Typ 2 (NF2) wird autosomal dominant vererbt durch Mutationen im NEUROFIBROMIN 2-Gen (607379). Charakteristisch für NF2 sind Tumore (meist bilateral), die die acht Cranialnerven betreffen sowie Meningnome des Gehirns und Schwannome der Dorsalwurzel und des Rückenmarks. Die Inzidenz ist ~4 auf 100 000. NF2 kann auch einige symptome der NF1 aufweisen, mit Ausnahme der Lisch-Knötchen. Das NF2-Gen liegt auf Chromosom 22q12.2, es kodiert für das Protein MERLIN, welches kritisch für die Regulation der Kontakt-abhängigen Inhibition der Zellproliferation ist. Merlin vermittelt Zell-Zell Adhäsion und Transmembran-Kommunikation bzw. zum Aktin-Zytoskelett.

Klinik

NF2 weist ein breites klinisches Spektrum auf. In >90% der Fälle weisen Betroffene beidseitige Akustikus-Neurinome auf, welche größer sind als unilaterale Akustikus-Neurinome. Neben Akustikus-Neurinomen können spinale Raumforderungen auftreten, welche jedoch nur in ~40% der Fälle symptomatisch werden. Weitere klinische Zeichen der NF2 sind Neurofibrome der Haut, Hirnhaut sowie anderer Hirnnerven. Obwohl in >90% der NF2-Fälle Augensymptome vorliegen, werden NF1-typische Lisch-Knötchen nicht beobachtet sondern häufiger subcapsuläre Katarakte.

Diagnose

Basierend auf den Richtlinien der National Institutes of Health Consensus Development Conference on Neurofibromatosis liegt NF2 vor, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist.

Gesichert:

  • 1 bilaterale craniale Nervenveränderungen (CT oder MRI)
  • ≥1 an NF2 betroffene erstgradig Verwandte

Vermutlich:

  • unilaterale craniale Nervenveränderung
  • mindestens 2 der folgenden Tumore: Neurofibrome, Meningnome, Gliome, Schwannome
  • juvenile subcapsuläre Katarakte

Vererbung

Wenn ein mutiertes NF2-Allel ererbt ist, wird die Erkrankung nach dem Prinzip des second hit (2. pathogene Mutation im Normal-Allel) ausgelöst. Betroffene Elternteile vererben mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % die Erkrankung an ihre Kinder. Meist liegt eine Neumutation bzw. ein Mosaik vor. Die Wahrscheinlichkeit einer Neumutation/Mosaik zur vererbten NF2 korreliert mit dem Erkrankungsalter: Je älter der Betroffene bei der Erstmanifestation ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Neumutation/Mosaiks.

Falls die initiale Untersuchung der Blut-DNA keine Mutation zeigt, sollte, um das Vorliegen einer Neumutation/Mosaiks auszuschließen, Tumor-DNA charakterisiert werden.

Therapie

Kausale Therapie der NF2 ist derzeit noch nicht möglich, Neurofibrome und Tumore werden operativ entfernt (selten bestrahlt), nach genauer Risiko-Nutzen-Abwägung üblicherweise nur solche Veränderungen, die weiter entarten könnten. Schwere neurologische oder orthopädische Symptome, gravierende kosmetische Probleme und drohende Erblindung stellen Operationsindikationen dar.

Erforderliches Probenmaterial

  • 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)

EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.

Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!

Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.

Methode

Die NF2-Diagnostik erfolgt stufenweise. Nach Isolation genomischer DNA aus Blut/Tumor wird zunächst eine MLPA (Multiplex Ligation-dependent Probe Amplification) durchgeführt. Falls keine pathogenetisch relevante Duplikation/Deletion nachweisbar ist, wird die DNA-Sequenz aller kodierenden Bereiche inkl. angrenzender intronischer Regionen analysiert.

Dauer der Untersuchung: bis zu 4-8 Wochen nach Probeneingang
Kosten: auf Anfrage

Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014

 

Diagnostik

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    Humangenetik
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