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Die Gegenwart des Propheten: Muhammad im Spiegel seiner Gemeinschaft im frühneuzeitlichen und modernen Islam

Die Verbindung zum Propheten wird von allen Individuen und Gemeinschaften geteilt, die sich als Muslime definieren, ob Sunniten oder Schi'iten, buchstabengläubig oder eher allgemein am Geist des Islam orientiert, ob islamische Reformisten oder Säkulare. Als Vorbild persönlichen Eifers und normativen Handelns, als Quelle für Erlösung, kulturellen Stolz und Selbstermächtigung ist der Prophet dauerhaft unter den Gläubigen präsent. Das schließt eschatologische Vorstellungen ein, die in ihm die Anfänge des Islam (oder sogar den Beginn der geschaffenen Welt) mit der Gegenwart und dem Ende der Zeiten verbinden. Die überlieferten Aussprüche des Propheten sprechen in metahistorischer Unmittelbarkeit direkt zu den Gläubigen und versprechen Segen und manchmal Sieg für alle, die seiner Sunna folgen.

Das Projekt zielt darauf ab, die unterschiedlichen Formen der Repräsentation und Vergegenwärtigung des Propheten zu untersuchen, die zur Formung muslimischer Individualität und zur Entwicklung des kulturellen und politischen Lebens der Muslime in Früher Neuzeit und Moderne in wachsendem Maße beigetragen haben; in einer Zeit, die unübersehbar von einer wachsenden Dezentrierung der islamischen Welt geprägt war. Das Weiterwirken und die Transformation frühislamischer und mittelalterlicher Repräsentationsformen des Propheten spielten dabei eine wesentliche Rolle. Das für den Islam typische, aber bisher eher unzureichend erfasste Zusammenspiel von Religion, Gesellschaft und Politik soll an einem der zentralen Bereiche islamischer Kultur beispielhaft erschlossen werden, der in den letzten Jahren in den Mittelpunkt zunehmend globalisierter Konflikte gerückt ist.