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Beratung aus den Sternen – Astrologen als Experten im europäischen Spätmittelalter (13.-15. Jh.)

Astrologische Praktiken zur Zukunftsvorhersage spielten in den Gesellschaften des europäischen Spätmittelalters eine zentrale Rolle: Allen Anfeindungen seitens der kirchlichen Lehre zum Trotz, suchten Fürsten wie städtische Obrigkeiten Rat bei Astrologen. Diese waren oft gelehrte Universitätsbesucher (nicht selten Mediziner) und boten Entscheidungshilfen in vielerlei Lebenssituationen. Mein Projekt interessiert sich insbesondere für die Etablierung der als Astrologen tätigen Gelehrten als gefragte „Experten“, die u.a. als „wissenschaftliche Politikberater“ beschrieben werden können. Damit waren sie keine pittoresken Randfiguren in den Gesellschaften des Mittelalters (und weit bis in die frühe Neuzeit hinein), sondern zentrale Gestalten in zahlreichen Zusammenhängen, von der fürstlichen Politik über die Beratung bei individuellen Lebensentscheidungen bis hin zur universitären Lehre, in der die Astrologie an vielen Orten zum Pflichtbestandteil wurde. Im Fokus steht hier besonders die Gattung der „Judicia anni“ – Jahresprognostiken, die vor allem ab dem 14. Jh. vermehrt verfasst wurden.