Alte Geschichte
Das Fachgebiet der Alten Geschichte umfasst räumlich den gesamten Mittelmeerraum und die ringsum angrenzenden Gebiete in der Ausdehnung des Alexanderreiches im Osten (bis zum Indus) und des römischen Reiches im Westen und Norden (Atlantik bzw. Schottland) und zeitlich die Spanne zwischen dem Untergang der mykenischen Kultur (ca. 1200 v. Chr.) und der Auflösung des römischen Reiches (5. und 6. Jh. n. Chr.). Seine besondere Bedeutung liegt in der europäischen Dimension der Staats-, Rechts- und Religionsentwicklung und in der Kontinuität der in der Antike geformten politischen Ideen- und Begriffswelt.
GRIECHISCHE GESCHICHTE
Das spezifische Profil der Griechischen Geschichte ergibt sich zum einen aus der Lage Griechenlands zwischen den Kulturen des Alten
Orients / Palästinas und den von den Griechen besiedelten Räumen im westlichen Mittelmeerbecken, in N- Afrika und am Schwarzen Meer,
die vielfältige kulturelle, wissenschaftliche und politische Interaktionen und Interferenzen von der archaischen Zeit (8. Jh. v. Chr.)
bis in die Zeit der hellenistischen Staatenwelt (3.-1. Jh. v. Chr.) zur Folge hatte, zum andern aus der rationalen Verarbeitung dieser
Kontakte mit eigenen Erfahrungen. Dies führte erstmalig zur Entwicklung des autonomen Bürgerstaates (Polis und Demokratie), zur
systematischen Differenzierung von Staats- und Gesellschaftsformationen (Staatstheorie) und zu ersten Ansätzen wissenschaftlicher
Forschung.
Für das Studienfach Geschichte in den Studiengängen B.A./M.A. (bzw. auch Master of Education) stellt deshalb die Griechische Geschichte
ein breites Spektrum von - auch für den Schulunterricht relevanten - Inhalten und Kenntnissen zur Verfügung, die auf der Basis noch
überschaubarer Quellenbestände und ständig verfeinerter Interpretationsmethoden gewonnen werden und exemplarisch zum Verständnis
frühabendländischer und außereuropäischer Akkulturations- und Transformationsprozesse beitragen. Eine besondere Quellennähe und
Anschaulichkeit ergibt sich aus der Nutzung der umfangreichen Sammlung griechischer (und römischer) Münzen.
In der Fakultät IV bieten sich für die Griechische Geschichte die traditionell fruchtbaren Kooperationsmöglichkeiten mit den
Archäologischen Wissen- schaften auf dem Gebiet der Siedlungsarchäologie und Urbanistik, sowohl in der Bronze- und Eisenzeit im Balkan-
und anatolischen Raum wie auch im gesamten Bereich der Klassischen Archäologie. Außerhalb der Fakultät ergeben sich wichtige Kontakte
mit den Klassischen Philologien (Fak. V) und den Theologischen Wissenschaften.
RÖMISCHE GESCHICHTE
Das spezifische Profil der Römischen Geschichte ergibt sich vor allem aus der Bildung eines antiken 'Weltreichs', das über mehrere
Jahrhunderte Bestand hatte, und zwar unter unterschiedlichen Verfassungsformen (Republik und Monarchie). Diese in der Antike
einzigartige Stabilität der territorialen Herrschaft Roms erlaubt es, Prozesse des gesellschaftlichen und mentalen Wandels sowie der
Verfassungsentwicklung in Rom über lange Zeiträume zu verfolgen und zueinander in Beziehung zu setzen, die Herrschaftsgestaltung im
Reich als Frage der Aufteilung von Autorität und Macht zwischen Zentrum und Peripherie zu beobachten und die Lösung der Probleme zu
analysieren, die mit der laufenden Eingliederung unterschiedlicher Sprach-, Kultur- und Rechtskreise in das römische Reich entstanden.
Im Studienfach Geschichte in den Studiengängen B.A./M.A. (bzw. auch Master of Education) bietet deshalb die Römische Geschichte
zahlreiche, auch schulrelevante Themen und Ergebnisse, die erheblich zum besseren Verständnis der gesellschaftlichen Grundlagen und
Bedingungen spezifischer Verfassungsformen, der staats- und völkerrechtlichen Gestaltung von Herrschaft, der Steuerung von
Verwaltungskapazitäten, der Mechanismen von Transformationsvorgängen und der Methoden der Herrschaftssicherung beitragen können.
Hierbei entwickelten sich in der Antike Lösungsansätze, die bis in die Moderne beispielgebend nachwirkten.
Die Analyse dieser innovativen Entwicklungen bildet einen entscheidenden Schwerpunkt der Römischen Geschichte an der RUB. Besonderes
Augenmerk wird dabei auf die Ausbildung komplexer Öffentlichkeiten im Rahmen republikanischen Gemeinwesen gelegt, die zu einer
intensiven Teilhabe der Bürger an den kollektiven Entscheidungen führte.
Entscheidend für den Bochumer Ansatz zur römischen Geschichte ist die Überzeugung, dass diese breiten Partizipationsformen –
viel mehr als militärische oder staatliche Effizienz – die Grundlage für den imperialen Erfolg Roms bildeten. Das römische
Imperium war ein ‚Bürgerimperium‘ in dem Sinne, dass es ein breites eigenmotiviertes Engagement der römischen Bürger bei
der Etablierung und Stabilisierung großräumiger Herrschaftsstrukturen gab. Diese Tatsche blieb auch in der Kaiserzeit nicht nur
bestehen, sondern der Kreis der römischen Bürger wurde sogar erheblich vergrößert und damit die Herrschaft auf eine breitere Basis
gestellt.
Die althistorischen Forschungen zu Partizipation, Öffentlichkeit und Republikanismus sind in die vielfältigen wissenschaftlichen
Schwerpunkte an der RUB eingebunden. Hierzu gehören die Zusammenarbeit mit dem Centrum für religionswissenschaftliche Forschungen
(Ceres) genauso wie die Vernetzung mit dem Zentrum für Mittelmeerstudien (ZMS). Darüber gibt es u.a. enge Kooperationen mit den
Kollegen der theologischen und der archäologischen Wissenschaften und der Ostasienwissenschaften sowie dem Lehrstuhl für Römische
Rechtsgeschichte. Außerhalb der Universität steht die intensive Zusammenarbeit mit den regionalen Museen zur Entwicklung moderner
berufsorientierter Ausbildungsformen im Zentrum.