Der
Bundesnachrichtendienst (BND) ist der Auslandsnachrichtendienst der
Bundesrepublik Deutschland und als solcher exklusiv verantwortlich für
die politische, militärische und wirtschaftlich-technologische
Auslandsaufklärung. Außerdem ist der Dienst heute in zunehmendem Maße
auch an der Eindämmung international organisierter Kriminalität, d.h.
Menschenhandel, Geldwäsche, illegale Waffentransfers und
Drogenschmuggel usw., beteiligt.
Der BND ist als Bundesbehörde dem Kanzleramt unterstellt. Seit Juli
2016 fungiert Bruno Kahl als Präsident des Bundesnachrichtendienstes.
Gegründet wurde der Dienst am 01. April 1956 als Nachfolgeorganisation
der „Organisation Gehlen“ (OG).
Den Beschluss hierzu hatte das
Bundeskabinett knapp ein Jahr zuvor getroffen, nachdem die
Bundesrepublik durch die Ratifizierung der Pariser Verträge (5. Mai
1955) und dem Beitritt zur NATO (9. Mai 1955) ihre außenpolitische
Souveränität in weiten Teilen zurückerhalten hatte.
Nicht nur mit der Ernennung Reinhard
Gehlens zum Gründungspräsidenten
des BNDs zeigte sich eine weitgehende personelle Kontinuität zur OG,
auch zahlreiche weitere Mitarbeiter der OG
wurden in den Dienst der neuen Bundesbehörde übernommen. Die
NS-Vergangenheit dieses Personenkreises spielte für die Personalpolitik
des BND zunächst keine relevante Rolle: ähnlich wie Gehlen als einer
von Hitlers Generälen, so konnten auch viele seiner Mitarbeiter auf
eine Karriere im Dritten Reich zurückblicken.
Im Zuge des Kalten Krieges richtete sich der Fokus des BND auf die
Staaten des Warschauer Paktes, gleichzeitig wurde der Dienst jedoch
auch selber zur Zielscheibe des sowjetischen KGBs
und des
DDR-Ministeriums für Staatssicherheit. Dem KGB
gelang es – nicht
zuletzt durch das geschickte Einschleusen von Doppelagenten wie den
KGB-Spion Heinz Felfe – das Informationsnetz des
Bundesnachrichtendienstes in der DDR und in Osteuropa so stark
einzudämmen, dass der BND Ende der 1950er-Jahre kaum noch
nachrichtendienstlich relevante Informationen aus diesem Gebiet zu
generieren vermochte und mehrere Jahre benötigte, um sich von diesen
Rückschlägen zu erholen.
Die Affäre Felfe führte zu einer ersten internen Untersuchung des BNDs
hinsichtlich der NS-Belastung seiner Mitarbeiter, die 1965
abgeschlossen wurde und zur Entlassung von 71 Agenten führte. Eine
umfassende Aufarbeitung blieb jedoch zunächst aus.
Seit 2011 untersucht eine vom BND berufene Unabhängige
Historikerkommission (UHK) die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes
und seiner Vorgängerorganisation für den Zeitraum von 1945 bis 1968.
Weiterführende Literatur:
Reinhard GEHLEN: Der Dienst. Erinnerungen 1942-1971, Mainz/Wiesbaden 1971.
Armin WAGNER, Matthias UHL: BND contra Sowjetarmee. Westdeutsche Militärspionage in der DDR, Bonn 2007.
Hermann ZOLLING, Heinz HÖHNE: Pullach intern. General Gehlen und die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes, Hamburg 1971.
Webpräsenz der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968: www.uhk-bnd.de.