Ron-David Heinen M.A.
Beim Aufsuchen, Aufschließen und Gewinnen von Steinkohle fällt neben der verwertbaren Kohle unvermeidlich auch taubes Nebengestein an, sogenannte Berge. Da der Versatz dieser Berge unter Tage unwirtschaftlich für die Bergbautreibenden war, wurden die Berge über Tage auf Bergehalden gesammelt. Anfang der 1970er Jahre zählte der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (SVR) rund 170 Halden im Ruhrkohlenbezirk, die im Durchschnitt fünf bis sieben Hektar in Anspruch nahmen. Sie bildeten damit künstliche Erhebungen in einem ansonsten flachen Land, schwarze Hügel aus Aufschüttungen von Waschbergen, Koks- und Kohlelagerungen.
Im Rahmen des zweiten Teilprojekts wird der Fokus auf die Rekultivierung dieser Bergehalden gesetzt: bereits Anfang der 1950er Jahre begann der SVR mit den ersten wissenschaftlichen Arbeiten zur Möglichkeit der Rekultivierung von Bergehalden. In den folgenden Jahrzehnten intensivierten sich diese Bemühungen und Bergehalden sollten nicht nur rekultiviert, sondern auch in das Landschaftsbild des Ruhrgebiets integriert werden. Vor allem ab den 1970er Jahren veränderten sich unter neuen umweltpolitischen Voraussetzungen sowohl die Akteur- als auch die Triebkraftkonstellationen. Im Fokus standen neben einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Rekultivierung auch der Wandel des Landschaftsbildes im Ruhrgebiet zum Ausgleich des vorherrschenden Strukturdefizites. In den Betrachtungsfokus rücken daher neben dem SVR/KVR sowohl die Landespolitik Nordrhein-Westfalens, die 1968 gegründete Ruhrkohle AG sowie die regionalen Hochschulen.
Mit dem Beginn der IBA Emscher Park 1989 veränderte sich erneut das Verhältnis der Halden zum Ruhrgebiet. Industrielle Hinterlassenschaften waren in den Augen der Initiatoren der IBA Emscher Park teil der kulturellen Identität des Ruhrgebiets, Bergehalden wurden mit künstlerischen Akzenten zu sogenannten „Landmarken“ stilisiert. Damit verknüpft ist ein bedeutender Wandel in der Wahrnehmung und Akzeptanz von Bergehalden.
Zentrales Anliegen ist es, die sich verändernden Akteurkonstellationen der interdisziplinären und institutionsübergreifenden Rekultivierungspraxis zu rekonstruieren, um somit sowohl die Geschichte der Verwissenschaftlichung der Rekultivierungspraxis zu beschreiben, gleichzeitig aber auch die Treibkräfte dieser Verwissenschaftlichung in den Kontext der Ruhrgebietsgeschichte zu integrieren.
Geboren 20. April 1990
2010-2015: Bachelor Studium der Geschichte und Germanistik an der RUB
2015-2018: Master of Arts im Studiengang Geschichte und Germanistik an der RUB
2018: Masterarbeit zum Thema: „Renaturierung“? Debatten um die Emscher (1980er / 1990er Jahre) bei Prof. Dr. Maier
Seit Oktober 2017: wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Technik- und Umweltgeschichte bei Prof. Dr. Maier
Seit April 2019: Projektbearbeiter des Teilprojekts Ruhrgebiet im vom BMBF geförderten Forschungsverbund "UMWELTPOLITIK, BERGBAU UND REKULTIVIERUNG IM DEUTSCH-DEUTSCHEN VERGLEICH. DAS LAUSITZER BRAUNKOHLENREVIER, DIE WISMUT UND DAS RUHRGEBIET (1949-1989/2000)" Infos zum Projekt
Interessensschwerpunkte: Umwelt- und Technikgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, Industriekultur, Ruhrgebietsgeschichte
Email: ron-david.heinen@rub.de