Dipl.-Ing. David Stieler Universität Stuttgart, Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD)
Aufgrund zunehmenden Bevölkerungswachstums wird sich der weltweite Gebäudebestand bis 2060 voraussichtlich verdoppeln müssen. Diese Zunahme entspricht in etwa dem Neubau der Baumasse von New York City in jedem einzelnen Monat für die nächsten 40 Jahre [1]. Dieses vorher nie da gewesene Bauvolumen bei gleichzeitiger Ressourcenknappheit stellt insbesondere den Hochbau, welcher in Deutschland für rund zwei Drittel des Zementverbrauchs verantwortlich ist [2], vor neue Aufgaben der Konzeption und Fertigung von gebauter Umwelt.
Bei einem jährlichen Produktivitätswachstum von 0,26% hinkt die Baubranche in Deutschland anderen Wirtschaftsbereichen deutlich hinterher [3]. Zukünftige Aufgaben werden nur unter enormen Zeit- und Ressourceneinsatz erfüllt werden können. Die industrielle Vorfertigung von Betonfertigteilen stellt eine bereits etablierte Methode dar, um schnell, präzise und mit vergleichsweise geringem Aufwand auf der Baustelle selbst Gebäude in großen Stückzahlen errichten zu können. Neue Produktionsmethoden können hierbei den bestehenden seriellen Charakter von Betonfertigteilbauten um Aspekte der Individualisierung erweitern. Somit kann gezielt auf spezifische räumliche und funktionale Anforderungen reagiert werden.
Der Hochbau stellt hierbei durch seine unterschiedlichen Nutzungen und den damit verbundenen Anforderungen an Gestaltung, Konstruktion, Fertigung und Betrieb ein besonders geeignetes Feld dar, um Synergien aus interdisziplinären Ansätzen zum modularen Bauen in Betonfertigteilbauweise abbilden zu können. Anhand des Vergleichs mit einem bestehenden Projekt in Ortbetonbauweise als Fallbeispiel können nicht nur Aussagen über Parameter wie Materialeinsatz und Fertigungsaufwand getroffen werden, sondern perspektivisch auch mögliche Kollaborationen und Arbeitsweisen über einzelne Fachbereiche hinweg aufgezeigt werden. Diese fächerübergreifenden Interaktionen bilden die Grundlage um die vorherrschende, stark fraktionierte und dadurch ineffektive Planung im Bereich des Hochbaus mit Betonfertigteilelementen durchgängiger und dadurch effektiver zu gestalten.
[1] https://www.gatesnotes.com/2019-Annual-Letter
[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/162198/umfrage/zementverbrauch-nach-baubereich-in-deutschland-seit-2000/
[3] https://www.mckinsey.com/de/news/presse/mckinsey-studie-produktivitat-der-baubranche-in-deutschland-stagniert#