Wir verfügen in der Neuropsychologie inzwischen über ein beachtliches Handwerkszeug an theoretischen Konzepten sowie diagnostischen und therapeutischen Materialien für die einzelnen funktionellen Störungen. Doch oft stellt sich die Frage, wie dies alles im Zusammenhang zu sehen ist. Wie ist der Ablauf einer neuropsychologischen Behandlung vom Erstgespräch bis zum letzten Kontakt? Wie kommt man an aussagekräftige Diagnostikergebnisse, wie erarbeitet man darauf aufbauend ein strukturiertes Behandlungskonzept mit realistischen Zielen und wie kann die Evaluation von Therapieverläufen integriert werden? Welche Störungen und Probleme können im Verlauf auftreten und wie kann man diese bewältigen?
In diesem Seminar sollen solche Fragen beantwortet werden. Nach einer Einbettung der neuropsychologischen Arbeit in den gesetzlichen und den theoretischen Rahmen (ICF-Modell) wird in Anlehnung an den Ansatz von Kanfer et al. (2006/2012) ein Phasenmodell als Leitfaden für den gesamten neuropsychologischen diagnostischen und therapeutischen Prozess vorgestellt. Ziel des Seminars ist somit die Vermittlung eines grundlegenden Gerüsts für den Ablauf des gesamten Therapieprozesses – von der Herstellung einer guten Arbeitsbeziehung über die Erhebung aussagekräftiger Informationen, die Vereinbarung von Zielen, die Therapiedurchführung bis hin zur Therapieevaluation und -beendigung. Dieses Gerüst kann an den jeweiligen Arbeitskontext mit den besonderen institutionellen Rahmenbedingungen angepasst werden, vermittelt aber auch unabhängig davon Wissen und Können zu neuropsychologischer Therapie als Gesamtprozess.
Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann; Professorin für Rehabilitationswissenschaften am Fach-bereich Gesundheit der Fachhochschule Münster; Entwicklerin von Testverfahren zur Exekutivdiagnostik; Projektleiterin verschiedener Forschungsvorhaben zu Interventionskonzepten in der medizinischen Rehabilitation
Dr. Beatrix Broutschek; Psychologische Psychotherapeutin (VT), Klinische Neuropsycholo-gin (GNP/PTK), Supervisorin Neuropsychologie (GNP), sechs Jahre Weiterbildungsermächtigung Neuropsychologie und Qualitätsmanagementbeauftragte, seit 2016 in eigener Praxis
Die berufliche Wiedereingliederung ist für viele neurologisch erkrankte Menschen ein zentrales, aber häufig nur erschwert oder gar nicht zu erreichendes Ziel – und für die sie begleitenden Rehabilitationsfachkräfte eine komplexe therapeutische Aufgabenstellung.
Durch Leistungsträger-Anforderungen wie MBOR (medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation) ist eine Ausrichtung neuropsychologischer Interventionen auf die berufliche Teilhabe der Patient:innen besonders relevant geworden. Ausgehend von einer Übersicht über wesentliche Faktoren, die den Verlauf einer beruflichen Wiedereingliederung bei Patient:innen nach neurologischer Erkrankung beeinflussen können, werden unterschiedliche Ansätze berufsorientierter Neurorehabilitation vorgestellt, wie sie in der (inter)nationalen Fachliteratur publiziert sind.
Diagnostische Instrumente, die den Bedarf berufsorientierter Rehabilitation und einen Profilvergleich zwischen beruflichen Anforderungen und krankheitsbedingt verändertem Leistungsvermögen erheben, werden ebenso dargestellt wie Verfahren, die auf eine diagnostische Klärung kognitiver Belastungsminderung als einem Kernproblem beruflicher Wiedereingliederung neurologischer Patient:innen zielen.
Für die therapeutische Arbeit wird praxisorientiert beschrieben, wie Erprobungen beruflicher Ressourcen und Trainings beeinträchtigter berufsrelevanter Leistungen gestaltet werden können. An Fallbeispielen wird außerdem beschrieben, wie berufsbezogene Mittel der Kompensation und Adaptation gemeinsam mit den Patient:innen erarbeitet werden. Um Patient:innen in der oft schwierigen Übergangsphase von klinischer Versorgung und dem Wiedereintritt ins Berufsleben zu unterstützen, wird dargelegt, wie eine (stufenweise) Wiedereingliederung vorbereitet werden kann.
Anhand von Projektdaten zur berufsorientierten Nachsorge und der Planung flexibler, längerfristiger therapeutischer Begleitung der Patient*innen werden Möglichkeiten erörtert, wie die berufliche Teilhabe neurologischer Patient:innen verbessert werden könnte.
Claros-Salinas, D. (im Druck).Berufliche Teilhabe und Wiedereingliederung in der Neurorehabilitation. (Vol. 25). Göttingen: Hogrefe.
Claros-Salinas, D., Bratzke, D., Greitemann, G., Nickisch, N., Ochs, L., & Schröter, H. (2010). Fatigue-related diurnal variations of cognitive performance in multiple sclerosis and stroke patients. Journal of the neurological sciences, 295(1), 75-81. Claros-Salinas, D., Cunderlik, C., & Greitemann, G. (2012). Zurück in den Beruf - subjektive und objektive Perspektiven berufsorientierter Neurorehabilitation. Neurologie & Rehabilitation, 18(5), 275-290.
Claros-Salinas, D., Dittmer, N., Neumann, M., Sehle, A., Spiteri, S., Willmes, K., Schoenfeld, M.A., & Dettmers, C. (2013). Induction of cognitive fatigue in MS patients through cognitive and physical load. Neuropsychological Rehabilitation, 23(2), 182-201. Claros-Salinas, D., Menzel, C., & Streibelt, M. (2016). MBOR in der Neurologie – Bedarf und Therapiesteuerung. neuroreha, 8(01), 28-34.
folgt
The nerve of the whole psychological system: Aufmerksamkeit
Eine klinisch-neuropsychologische Perspektive
Es sollen die wesentlichen theoretischen Grundlagen des Funktionsbereichs „Aufmerksamkeit“ vermittelt werden. Im Mittelpunkt stehen jedoch die praktischen Implikationen für Diagnostik und Therapie, bzw. Rehabilitation. Die Teilnehmenden sollen in die Lage versetzt werden, eine sachgerechte, hypothesengeleitete und ökonomische diagnostische Strategie zu entwickeln und anhand diagnostischer Befunde eine neuropsychologische Therapie zu planen und durchzuführen.
Auf der Grundlage der „Komponententheorie der Aufmerksamkeit“ werden diagnostische Möglichkeiten dargestellt. Das Spektrum umspannt Interviewtechniken, Fragebögen, Verhaltensbeobachtungen und Testverfahren. Schwierigkeiten bei der Befunderhebung (z. B. Mehrfachbehinderung, fehlende Augenscheinvalidität) sowie bei der Interpretation (u. a. ökologische Validität) werden diskutiert. Schließlich werden therapeutische Möglichkeiten auf den Ebenen der Restitution, der Kompensation und der Adaptation mit Hilfe von Fallbeispielen (gerne auch der Teilnehmenden!) dargestellt und diskutiert. Auch dabei sollen Schwierigkeiten und deren Vermeidung thematisiert werden.
Einführende Literatur:
STURM W. 2004. Aufmerksamkeitsstörungen. Göttingen: Hogrefe
STURM W, GEORGE S, HILDEBRANDT H, REUTHER P, SCHOOF-TAMS K & WALLESCH CW. 2012. Diagnostik und Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen. In: DIENER HC & WEIMAR C. (Hrsg.) Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Stuttgart: Thieme (1)
Depressive Störungen werden sehr häufig von neuropsychologischen Symptomen, wie z.B. Gedächtnis- oder Konzentrationsproblemen, begleitet. Diese wirken sich negativ auf das psychosoziale Funktionsniveau der Patienten aus und beeinträchtigen den Behandlungsprozess. In dem Seminar „Neuropsychologie der Depression" sollen die typischen neurokognitiven Befunde bei depressiven Patienten dargestellt werden. Neben der Auseinandersetzung mit dem neuropsychologischen Profil und relevanten Einflussfaktoren (u.a. Rumination, Verarbeitungsbias, Motivation) wird hier ein besonderer Fokus vor allem auch auf die klinischen Aspekte und Konsequenzen gelegt. So sollen die differentialdiagnostische Abgrenzung (beispielsweise gegenüber dementiellen Syndromen), die Bedeutung komorbider Erkrankungen (z.B. bei der Post-Stroke-Depression), aber auch mögliche Behandlungsansätze für neuropsychologische Symptome bei Depression thematisiert werden.
Durch theoretische Seminarteile mit Vortragspräsentation, Videobeispiele, praktische Übungen und Kleingruppenarbeiten soll das Thema „Neuropsychologie der Depression“ bearbeitet und dabei u.a. folgenden Fragen nachgegangen werden:
Dehn, L. B. & Beblo, T. (2020). Neuropsychologie der Depression: Zwischen Testdiagnostik und Alltagserleben. Schweizer Zeitschrift für Psychiatrie + Neurologie, 1: 4-8.
Dehn, L. B., & Beblo, T. (2019). Verstimmt, verzerrt, vergesslich: Das Zusammenwirken emotionaler und kognitiver Dysfunktionen bei Depression. Neuropsychiatrie, 33: 123-130
Beblo, T. (2016). Die Bedeutung kognitiver Beeinträchtigungen bei depressiven Patienten. Zeitschrift für Neuropsychologie; 27, 69-83.
Beblo, T., Sinnamon, G. & Baune, B. (2011). Specifying the Neuropsychology of Affective Disorders: Clinical, Demographic and Neurobiological Factors. Neuropsychology Review, 21, 337-359.
Gotlib, I.H. & Joormann J. (2010). Cognition and depression: Current status and future directions. Annual Review of Clinical Psychology; 6, 285-312.
Dr. rer. net. Lorenz B. Dehn, M.Sc.; Psychologe und Mitarbeiter in der Forschungsabteilung der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Evangelischen Klinikum Bethel, Bielefeld (https://evkb.de/kliniken-zentren/psyche-nerven/psychiatrie-und-psychotherapie/forschung/); Psychologischer Psychotherapeut i.A. (DGVT); frühere Berufstätigkeiten u.a. im neuropsychologischen Funktionsbereich der Reha-Klinik am Epilepsie-Zentrum Bethel; Lehraufträge für Forschungsmethodik und Diagnostik an der Fachhochschule der Diakonie sowie für Psychiatrische Versorgung an der Fachhochschule Bielefeld. Forschungsschwerpunkte: Alltagsgedächtnis und subjektive kognitive Defizite bei Depression, Psychosoziale Funktionen und Versorgung bei psychiatrischen Erkrankungen.
Patient:innen mit intrakraniellen Tumoren zählen zu den am stärksten belasteten Patientengruppen überhaupt: Sie sind zum einen von allen Belastungsfaktoren neurologischer Erkrankungen betroffen, worunter z. B. neuropsychologische Veränderungen wie kognitive Defizite, eine verminderte Kommunikationsfähigkeit und organisch bedingte Persönlichkeitsveränderungen fallen. Zum anderen sind sie auch von allen Belastungsfaktoren onkologischer Erkrankungen betroffen, zu welchen z. B. die langwierige und nebenwirkungsreiche medizinische Therapie oder die oft verringerte Lebenserwartung zählen. Die Arbeit mit dieser besonderen Patientengruppe erfordert daher spezifische Kenntnisse in den Bereichen Neuropsychologie, Psychoonkologie und klinischer Psychologie.
Das Seminar gibt einen umfassenden Einblick in die medzinischen Grundlagen ebenso wie in theoretische und praktische Aspekte für (Neuro-)Psycholog:innen für die Arbeit mit dieser speziellen Patientengruppe.
Medizinische Grundlagen
Neuropsychologische Veränderungen
Psychoonkologische Aspekte: Distress, Progredienzangst, Krankheitsverarbeitung Angehörige von Patient:innen mit Hirntumoren
Goebel, S. (2020). Patienten mit intrakraniellen Tumoren. Neuropsychologie – Psychoonkologie – Psychotherapie: Eine Einführung. Heidelberg: Springer.
Goebel, S., Knuth, C., Damm, M., Linden, D., Coburger, J., . . . Renovanz, M. (2020). Towards the targeted assessment of relevant problems: Optimization of the distress thermometer for adult neuro-oncological patients. Psycho-Oncology, 29(12), 2057-66.
Herschbach. P. & Dinkel, A. (2015). Angst bei körperlichen Erkrankungen. Was ist normal, was ist behandlungsbedürftig? Psychotherapie im Dialog, 16, 60–2.
Khan, F., Amatya, B., Ng, L., Drummond, K., & Galea, M. (2015). Multidisciplinary rehabilitation after primary brain tumour treatment. The Cochrane Database of Systematic Reviews, 2015, CD009509.
Ownsworth, T., Hawkes, A., Steginga, S., Walker, D., & Shum, D. (2009). A biopsychosocial perspective on adjustment and quality of life following brain tumor: a systematic evaluation of the literature. Disability and Rehabilitation, 31, 1038–1055.
Pertz, M., Okoniewski, A., Schlegel, U., & Thoma, P. (2020). Impairment of sociocognitive functions in patients with brain tumours. Neuroscience and biobehavioral reviews, 108, 370–392.
Salander, P., Bergenheim, A. T., & Henriksson, R. (2000). How was life after treatment of a malignant brain tumour? Social Science & Medicine, 51, 589–598.
Taphoorn, M. J., & Klein, M. (2004). Cognitive deficits in adult patients with brain tumours. The Lancet Neurology, 3, 159–168.
Taphoorn, M. J., Sizoo, E. M., & Bottomley, A. (2010). Review on quality of life issues in patients with primary brain tumors. The oncologist, 15(6), 618–626.
Vortrag, Rollenspiel, Modellrollenspiel, Kleingruppenarbeit.
Priv.-Doz. Dr. phil. Simone Goebel, Psychologische Psychotherapeutin, Klinische Neuropsychologin (GNP), Systemische Beraterin (DGSF), stellv. Leitung der Hochschulambulanz für Psychotherapie der Universität Kiel (HPK), Leitung der Neuropsychologischen Spezialambulanz und der Hirntumor-Spezialambulanz
Gedächtnisstörungen gehören neben Aufmerksamkeitsstörungen zu den häufigsten kognitiven Einbußen nach einer Hirnschädigung und sind für die Selbstständigkeit der Patienten im Alltag von großer Relevanz. Im Rahmen des Workshops wird ein Überblick über neuropsychologische Methoden der Gedächtnistherapie vorgestellt. Das vorhandene Methodeninventar untergliedert sich in Ansätze des Funktionstrainings, der Kompensationstherapie sowie der integrativen Behandlungsmöglichkeiten. Eine wichtige Rolle wird dabei die differentielle Indikations- und Zielstellung spielen, also die Frage, welche Therapieziele und Behandlungsmethoden für welche Patienten indiziert sind. Auch sollen sowohl einzel- als auch gruppentherapeutische Ansätze vorgestellt werden. Einen wichtigen Teil wird der therapeutische Umgang mit den emotionalen und behavioralen Folgen von Gedächtnisstörungen spielen und in diesem Zusammenhang auch Möglichkeiten der Angehörigenberatung. Darüber hinaus wird die Frage, wie moderne Medien wie Internet und Mobilfunkanwendungen in die neuropsychologische Therapie zu integrieren sind, diskutiert.
Alle vorgestellten Methoden werden unter der Frage der Evidenzbasierung und Evaluation kritisch beleuchtet. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass die TeilnehmerInnen eigene Fallbeispiele mitbringen und gemeinsam diskutiert wird, wie die Anregungen des Workshops in die eigenen Arbeitsbedingungen übertragen werden können. Alltagsorientiert ist somit im doppelten Sinne gemeint. Geeignet für den klinischen Alltag der TeilnehmerInnen sowie für die Anwendung im Alltag der Patienten.
Jamieson, M. et al (2014). The efficacy of cognitive prosthetic technology for people with memory impairments: a systematic review and meta-analysis. Neuropsychological Rehabilitation, 24, 419-444.
Thöne-Otto, A., et al (in Vorbereitung). Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Gedächtnisstörungen. Vorrauss. Ab Mitte 2018 zu finden unter www.awmf.org
Thöne-Otto, A. (2016). E-Health in der neuropsychologischen Therapie: Aktuelle Entwicklungen in online- und Mobil-Geräte-Anwendungen. Nervenheilkunde, 35, 29-34
van Heugten C, Wolters Gregório G, Wade D.(2012). Evidence-based cognitive rehabilitation after acquired brain injury: A systematic review of content of treatment. Neuropsychol Rehabil. 2012 Oct;22(5):653-73. Epub 2012 Apr 27.
Werheid, K. & Thöne-Otto, A. (2010). Alzheimerkrankheit. Ein neuropsychologisch-verhaltenstherapeutisches Manual. Weinheim: Beltz-Verlag.
Weicker, J., Villringer, A. & Thöne-Otto, A. (2016). Can impaired working memory functioning be improved by training? A met-analysis with a special focus on brain injured patients. Neuropsychology, 30, 190-212 http://dx.doi.org/10.1037/neu0000227
Die Vorgestellten Methoden werden in unterschiedlichen Settings (Selbsterfahrung; Rollenspiel, Kleingruppenarbeit; Videobeispiel; Modellrollenspiel) vertieft, so dass die Teilnehmenden neben dem Wissen über die Methoden auch praktische Kompetenzen im Umgang erwerben.
Dr. Angelika Thöne-Otto, Tagesklinik für Kognitive Neurologie am Universitätsklinikum Leipzig Psychologische Psychotherapeutin, Leitende Neuropsychologin, Supervisorin und Weiterbildungsermächtigte für Klinische Neuropsychologie
Die Folgen einer Hirnschädigung oder -erkrankung sind vielfältig und können motorische, sensorische, kognitive, motivationale und emotionale Störungen umfassen. Besonders kritisch wirkt sich aber häufig eine Störung der Krankheitseinsicht auf das Leben der Patienten und deren Angehörige aus.
Die verminderte Einsicht in vorhandene Störungen und die Folgen der Erkrankung können die soziale, familiäre und berufliche Wiedereingliederung massiv behindern, sich aber auch auf die Behandlung der Betroffenen negativ auswirken. In dem geplanten Kurs wird ein Überblick über die zentrale Symptomatik, die Ätiologie, Diagnostik und neuropsychologische Behandlung von hirngeschädigten Patienten mit einer verminderten Krankheitseinsicht gegeben. Anhand von Videosequenzen aus ambulanten neuropsychologischen Therapien wird praxisnah das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei der Behandlung vorgestellt und auch die Bedeutung emotionaler und motivationaler Faktoren (z.B. Selbstwertschutz, "Denial") bei diesem klinischen Krankheitsbild diskutiert.
Die TeilnehmerInnen können eigene Behandlungsfälle oder therapeutische Problemstellungen mitbringen.
Gauggel, S. (2016). Krankheitseinsicht. Göttingen: Hogrefe Verlag. Prigatano, G. P. (2010). The study of Anosognosia. New York: Oxford University Press.
Unser Erleben und Verhalten ist begründet in dem Zusammenwirken entwicklungsgeschichtlich unterschiedlich alter Gehirnanteile. So finden sich monosynaptische Reflexe auf spinaler Ebene und polysynaptische Regulationen auf Rückenmarks- und Hirnstammebene, Elementarprozesse des Zwischenhirns und des Archicortex mit Amygdala und Hippocampus und den Basalganglien bis hin zu den neokortikalen, unserem Bewusstsein zugängliche Strukturen der Hirnrinde. In diesem neuroanatomischen Workshop werden die einzelnenen Hirnanteile mit Ihren möglichen typischen klinisch neurologischen und neuropsychologischen Symptomen mikroskopisch und makroskopisch vorgestellt und an menschlichen Hirnpräparaten studiert.
Schwerpunkte werden sein: Rückenmarkssyndrome, Hirnstammsyndrome und Hirntod, Mittelhirn und Basalganglien und Morbus Parkinson, Kleinhirn und paraneoplastisches Syndrom, Hippocampus und Amygdala und Temporallappenepilepsie in Abgrenzung zur Frontallappenepilepsie (mit Filmbeispielen), Neocortex und hirnversorgende Gefäße mit Gefäßterritorien und Schlaganfall.
Die funktionell neuroanatomischen Inhalte werden durch topographisch neuroanatomische Aspekte der Lage des Zentralennervensystems (Gehirn und Rückenmark) im Schädel und Spinalkanal mit Nähe zu den Nasennebenhöhlen, der Orbita und dem Felsenbein sowie den Wirbelkörpern und -bögen und den Hirn- und Rückenmarkshäuten und deren Gefäßen ergänzt.
Zudem werden die neuroanatomischen Grundlagen akuter und posttraumatischer Belastungsreaktionen und schizophrener Psychosen diskutiert. Schutzkittel werden gestellt.
Trepel, M. (2017) Neuroanatomie – Struktur und Funktion, Urban und Fischer
Prof. Dr. Pedro Faustmann Studium der Humanmedizin und Psychologie. Approbation als Arzt. Weiterbildungen in Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. Seit 2007 Akademischer Direktor der Abt. Neuroanatomie (Ruhr-Universität Bochum) mit selbständiger Forschung und Lehre. Mehrere hochschuldidaktische und pädagogische Weiterbildungen.
Kinder sind keine „kleinen Erwachsenen“. Im Rahmen des Seminars werden die Besonderheiten der Neuropsychologie bei Kindern und Jugendlichen vorgestellt. Zunächst beschäftigen wir uns mit der Entwicklung des ZNS, denn viel mehr als bei Erwachsenen müssen bei Kindern und Jugendlichen entwicklungsbedingte Veränderungen mit berücksichtigt werden, wenn neuropsychologische Fragen bearbeitet werden. Die Konzepte Vulnerabilität, Plastizität Growing into the Deficit werden mit Hinblick auf unterschiedliche Störungen der ZNS-Entwickung erarbeitet. Wir werden anhand von Fallbeispielen besondere Krankheitsbilder des Kindes- und Jugendalters aufgreifen (z. B. Frühgeburt, kindliche Hirntumore, Epilepsien, SHT) und deren Bedeutung für die Entwicklung kognitiver Funktionen erarbeiten. (z. B. globale kognitive Störungen, Gedächtnis, Visuo-Konstruktion, Aufmerksamkeit / Exekutivfunktionen, Lese- und Rechenstörungen). Die TeilnehmerInnen lernen diagnostische Methoden und ausgewählte neuropsychologische Therapieprogramme für Kinder und Jugendliche für unterschiedliche Alters- und Funktionsbereiche kennen.
Baron, I. S., & Rey-Casserley, C. M. (Eds.). (2013). Pediatric Neuropsychology: Medical Advances and Lifespan Outcomes. New York: Oxford University Press.
Everts, R., & Ritter, B. (2016). Das Memo-Training. Bern: Huber
Lidzba, K., Everts, R. & Reuner, G. (2019). Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters. Fortschritte der Neuropsychologie. Göttingen: Hogrefe.
Wilson, S. J., Baxendale, S., Barr, W., Hamed, S., Langfitt, J., Samson, S., . . . Smith, M.-L. (2015). Indications and expectations for neuropsychological assessment in routine epilepsy care: Report of the ILAE Neuropsychology Task Force, Diagnostic Methods Commission, 2013–2017. Epilepsia, n/a-n/a. doi:10.1111/epi.12962 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen]
Methoden der Beschwerdenvalidierung sind in den vergangenen Jahren immer mehr zum essentiellen Bestandteil neuropsychologischer Diagnostik geworden. Dies liegt nicht zuletzt an der zentralen Bedeutung der Mitwirkung und Anstrengungsbereitschaft der untersuchten Person für die Gültigkeit und Aussagekraft der erhobenen Befunde. In den vergangenen beiden Jahrzehnten ist die Zahl wissenschaftlicher Studien im Bereich der Beschwerdenvalidierung stark angestiegen, was zu wichtigen Erkenntnissen geführt hat.
Im Rahmen des Seminars sollen Schlaglichter auf die wichtigsten dieser Forschungsergebnisse und Entwicklungen geworfen werden. Gleichzeitig soll in die praktische Methodik der Beschwerdenvalidierung eingeführt werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf kognitiven Beschwerdenvalidierungstests (BVT), die im deutschsprachigen Raum einsetzbar sind. Darüber hinaus sollen auch fragebogenbasierte Verfahren und in Standardverfahren eingebettete Beschwerdenvalidierungsparameter überblicksartig vorgestellt werden. Vor- und Nachteile der Verfahren werden dabei besprochen. Der Einsatz von BVT soll anhand von Fallbeispielen diskutiert werden, wobei auch eine Einbringung von Kasuistiken durch Teilnehmer*innen möglich ist. BVT stellen eine zentrale Methodik bei der Validierung von Beschwerden dar – jedoch bei Weitem nicht die Einzige. Daher sollen im Rahmen des Seminars weitere wichtige Methoden der Konsistenz- und Plausibilitätsprüfung neuropsychologischer Befunde besprochen werden. Eine fundierte Konsistenz- und Plausibilitätsprüfung ist vor allem im Rahmen von Begutachtungen unverzichtbar, verbessert jedoch auch im klinischen Bereich die Qualität und Aussagekraft neuropsychologischer Untersuchungen.
Aktuelle Kurse finden Sie hier