Molekulargenetische Diagnostik
Gliedergürtelmuskeldystrophien (LGMD): Sarkoglykanopathie
OMIM: 608099 (LGMD2D); 600119 (SGCA); 604286 (LGMD2E); 600900 (SGCB); 253700 (LGMD2F); 601411 (SGCGD); 253700 (LGMD2C); 608896 (SGCG); 608113 (SGCZ)
Hintergrund
Hintergrund
Muskeldystrophien sind eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe primär degenerativer, progressiver Muskelerkrankungen, das Manifestationsalter ist sehr variabel. Die Klassifikation der vielen Formen der Muskeldystrophien erfolgt heute zumeist auf Grund defekter Genprodukte und Vererbungsmuster. Eine Untergruppe der Muskeldystrophien stellen die Gliedergürtelmuskeldystrophien (limb girdle muscular dystrophy, LGMD) dar. LGMDs werden in autosomal dominante (LGMD1A-1D) und rezessiv (LGMD2A-I) vererbte Formen unterteilt. Autosomal rezessiv vererbte Formen schließen die Sarkoglykanopathien ein; Mutationen sind in vier Sarkoglykan(SGC)-Genen bekannt, die zu Sarkoglykanopathie (SGCG: LGMD2C; SGCA: LGMD2D; SGCB: LGMD2E und SGCD: LGMD2F) führen. Die Sarkoglykane sind Membranproteine des Sarkolemms, bestehen aus sechs Untereinheiten (a, b, g, d, e, z) und gehören zum Dystrophin-assozierten Proteinkomplex (DGC). Die Funktion der Sarkoglykane ist nur teilweise geklärt; sie sind Strukturproteine, die u. a. die Verbindung zwischen Dystroglykan und Dystrophin/Utrophin stabilisieren.
Bei allen LGMDs sind infolge des primären genetischen Defekts einer einzelnen Komponente auch die anderen Bestandteile des DGC sekundär vermindert. Die Diagnose erfordert daher den direkten Mutationsnachweis in einem der Sarkoglykan-Gene, nachdem verschiedene DGC-Komponenten als vermindert im Muskelbiopsat mittels Immunohistochemie oder Immunoblot erkannt worden sind.
Erforderliches Probenmaterial
- 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)
EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.
Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!
Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.
Methode
Aus der Blutprobe wird genomische DNA isoliert und mit der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) vervielfältigt und entweder direkt sequenziert oder mittels denaturing high-performance liquid chromatography (DHPLC) untersucht. Mutationssuche wird für die folgenden Sarkoglykan-(SGC)-Gene durchgeführt: SGCA (9 Exons NM000023.1), SGCB (6 Exons NM000232.3), SGCG (8 Exons NM000231.1), SGCD (8 Exons NM000337.4) und SGCZ (7 Exons NM139167.2). Deletions-/Duplikationsuntersuchung mittels Multiplex ligation-dependent probe amplification (MLPA; MRC-Holland P116-A1) der SGCA; -B;- G; -D Gene. Zusätzlich sind die Gene Bestandteil unseres NGS-Muskelpanels.
Dauer der Untersuchung: bis zu 4 Wochen nach Probeneingang
bis zu 3 Monate (mittels DHPLC; Sammlung von Proben)
Kosten: auf Anfrage
Weitere Informationen über Muskeldystrophien:
Deutsch
Datenbank Orphanet
Englisch
Datenbank NCBI GeneReview
Datenbank „neuromuscular“
Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014