Molekulargenetische Diagnostik

Hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom (Hereditary Non-Polyposis Colorectal Cancer; HNPCC; Lynch-Syndrom)
OMIM: 120435 HNPCC1, 120436 MLH1, 609309 MSH2, 600678 MSH6, 600259 PMS2

Hintergrund

HNPCC ist ein autosomal-dominant vererbtes Krankheitsbild, das durch deutlich erhöhte Risiken für das Auftreten von Krebserkrankungen, v. a. Darmkrebs gekennzeichnet ist. Zur Abklärung, ob ein Tumor im Rahmen eines HNPCC-Syndroms entstanden ist, existieren klinische Diagnosekriterien, die die Eigen- und Familienanamnese berücksichtigen.

Amsterdam-I-Kriterien (Vasen et al., 1991)

Alle Kriterien müssen zutreffen:

  1. Mindestens drei Familienangehörige mit histologisch gesichertem kolorektalem Karzinom, davon einer mit den beiden anderen erstgradig verwandt; FAP muss ausgeschlossen sein.
  2. Wenigstens zwei aufeinander folgende Generationen sind betroffen.
  3. Bei mindestens einem Patienten Diagnosestellung vor dem 50. Lebensjahr.

Amsterdam-II-Kriterien (Vasen et al., 1999)

Alle Kriterien müssen zutreffen:

  1. Mindestens drei Familienangehörige mit histologisch gesichertem kolorektalem Karzinom oder einem Karzinom des Endometriums, Dünndarms, Ureters oder Nierenbeckens, davon einer mit den beiden anderen erstgradig verwandt; FAP muss ausgeschlossen sein.
  2. Wenigstens zwei aufeinander folgende Generationen sind betroffen.
  3. Bei mindestens einem Patienten Diagnosestellung vor dem 50. Lebensjahr.

Revidierte Bethesda-Kriterien (Umar et al., 2004)

Tumoren von Patienten sollten auf das Vorliegen genomischer Instabilität in folgenden Fällen untersucht werden:

  1. Patienten mit kolorektalem Karzinom vor dem 50. Lebensjahr
  2. Patienten mit synchronen oder metachronen kolorektalen Karzinomen oder anderen HNPCC-assoziierten Tumoren*, unabhängig vom Alter
  3. Patienten mit kolorektalem Karzinom mit MSI-H Histologie** vor dem 60. Lebensjahr
  4. Patient mit kolorektalem Karzinom (unabhängig vom Alter), der einen Verwandten 1 Grades mit einem kolorektalen Karzinom oder einem HNPCC-assoziierten Tumor vor dem 50. Lebensjahr hat
  5. Patient mit kolorektalem Karzinom (unabhängig vom Alter), der mindestens 2 Verwandte 1. oder 2. Grades hat, bei denen ein kolorektales Karzinom oder ein HNPCC-assoziierter Tumor (unabhängig vom Alter) diagnostiziert wurde.

*zu HNPCC-assoziierten Tumoren gehören Tumore im Kolorektum, Endometrium, Magen, Ovarien, Pankreas, Urothel, Gallengang, Dünndarm und Gehirn (meist Glioblastome wie bei Turcot-Syndrom) sowie Talgdrüsenadenome und Keratoakanthome (bei Muir-Torre-Syndrom)
**Vorliegen von Tumor-infiltrierenden Lymphozyten, Crohn-ähnlicher lymphozytärer Reaktion, muzinöser/Siegelring-Differenzierung oder medullärem Wachstumsmuster

Erforderliches Probenmaterial

  • Für Mikrosatellitenuntersuchung: Tumorblöckchen mit umgebendem Normalgewebe oder zusätzlicher EDTA-Blutprobe
  • Für Keimbahnmutationssuche der Gene MLH1, MSH2 oder MSH6: 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)

EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.

Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!

Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.

Methode

Aus der Probe wird genomische DNA isoliert. Die Untersuchung auf Mikrosatelliteninstabilität als wegweisende Untersuchung im Hinblick auf HNPCC erfolgt mittels Fragmentlängen-Analyse bestimmter DNA-Regionen im Vergleich von Normal- und Tumorgewebe. Sind diese Untersuchungen hinweisend oder sind die Amsterdam-Kriterien erfüllt, erfolgt eine Keimbahnmutationssuche der Gene MLH1, MSH2, MSH6 oder PMS2. Hierfür wird zunächst eine quantitative Untersuchung mittels MLPA durchgeführt, bei unauffälligem Ergebnis folgt die Sequenzierung der exonischen und flankierenden intronischen Bereiche der Gene.

Dauer der Untersuchung: bis zu 4 Monate je nach Untersuchung
Kosten: auf Anfrage

Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014 (mit Ausnahme PMS2)

 

Diagnostik

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    Humangenetik
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