RUB » Münzsammlung» Online-Ausstellung

7) Das Ende der Bürgerkriege: Augustus als „Retter der Bürger“

http://www.ruhr-uni-bochum.de/muenzsammlung/augustus/2430.jpg

Die Vorderseite zeigt den barhäuptigen Kopf des Augustus, nach rechts gewandt. Die Legende der Vorderseite lautet (mit Ergänzung): CAESAR [AVGV]STVS.  Die Rückseite zeigt die  Legende (aus einem oberen und unteren Teil): OB CIVIS / SERVATOS. Dies bedeutet in Übersetzung „wegen der Errettung der Bürger“. Zwischen den Teilen der Legende ist ein Eichenkranz zu sehen. Dieser Eichenkranz ist oberhalb der unteren Legende mit zwei Bändern zusammengebunden, die parallel zueinander in das Kranzinnere zeigen. Unterhalb des oberen Teils der Legende wird der Kranz durch ein Medaillon zusammengehalten.
Der Denar bietet Einblick in die augusteischen Herrschaftsauffassung, da die Legende der Münze Augustus als den Erretter der Bürger darstellt. Nicht nur die Legende formuliert dies klar, auch der Eichenkranz steht für eine konkrete Ehrenauszeichnung der römischen Republik. Die Römer fertigten aus den Zweigen der quercus (Eiche), welche gleichzeitig als der Baum des Juppiter galt, die corona civica (Bürgerkrone). Die Bürgerkrone war eine römische Kriegsauszeichnung für Lebensrettung. Diese Art der Darstellung des Augustus verbindet eine alte Ehrung mit seiner Person auf der Vorderseite und propagiert die Errettung der Bürger des Imperium Romanum auf der Rückseite der Münze.
Die eigentliche Vergabe der corona civica an Augustus fand am 13. Januar 27 v. Chr. durch den Senat statt. Diese Ehrung für seine Dienste war neben der Vergabe des Tugendschildes (siehe Münze Nr. 8) und des Ehrennamens Augustus nur eine von vielen dieses Jahres. Augustus erhielt diese Ehrungen für seine politisch-rechtliche Neuordnung des Staates, durch die „Wiederherstellung der Republik“ im Zuge des Staatsaktes, vor allem für die Beendigung der langen Zeit der Bürgerkriege und der Willkür während des 2. Triumvirats.
32 v. Chr.  hatte Octavian Rom, Italien und die westlichen Provinzen durch einen militärischen Treueid an seine Person gebunden. Octavian holte sich so die materielle Unterstützung und die Legalisierung seines Vorgehens gegen die Truppen des Antonius und der Ptolemäer-Königin. Die Tatsache, Rom und Italien vor der ägyptischen Bedrohung gerettet zu haben, ließ den späteren Augustus, durch den zuvor eingeholten Treueid, als Friedensbringer erscheinen. Diese perfekte Inszenierung gipfelte in dem dreifachen Triumphzug durch Rom am 13. – 15. August 29 v. Chr., für den Sieg bei Actium, den Sieg über die Dalmater und die Eroberung Ägyptens. Schon im Januar war der Janus-Tempel als Zeichen des reichsweiten Friedens geschlossen worden.
Augustus hatte durch die Beendigung der jahrzehntelang andauernden Bürgerkriege und der Willkür der Triumviratszeit, für die er selbst mitverantwortlich war, trotzdem die höchste auctoritas (Ansehen, Autorität) erlangt, die einem Einzelnen jemals zu Teil wurde. Nun begann die Propaganda, die ihn als Befreier des Reiches darstellte, symbolisiert durch die Verleihung der corona civica 27 v. Chr., und die 19 v. Chr. noch Ausdruck in der Münzprägung einer der westlichen Provinzen fand. Dieser Denar wurde ca. 19 v. Chr. entweder in der Colonia Patricia ( dem heutigen Cordoba) oder in Nimes geprägt.

 

Inv. Nr. 2430 (3,83g ; Stempelstellung 6)

RIC I2, Nr. 75a
Sebastian Brenne

Literatur:

  • Bringmann, Klaus u. Schäfer, Thomas: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, Berlin 2002, S.30-43.

  • Eck, Werner: Augustus und seine Zeit, München 2003, S. 45-47.

  • Kienast, Dietmar: Augustus. Prinzeps und Monarch, Darmstadt 1982, S. 87-71.

  • Zanker, Paul: Augustus und die Macht der Bilder, München 1990, S. 97-101.