Auf Weisung des SS-Reichsführers Heinrich Himmler wurde kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges am 27. September 1939 das in sieben Abteilungen untergliederte Reichssicherheitshauptamt (RSHA) gegründet, indem die Geheime Staatspolizei (Gestapo), die Reichskriminalpolizei und der Sicherheitsdienst (SD) der NSDAP zu einer Institution verschmolzen wurden. Die Verschmelzung dieser drei Organisationen ließ die Grenzen zwischen Staats- und Parteiapparat des Dritten Reiches weiter aufweichen und bedeutete eine zusätzliche Stabilisierung des NS-Regimes.
Das Reichssicherheitshauptamt war in erster Linie für die sicherheitspolitischen und nachrichtendienstlichen Angelegenheiten des Staates sowohl im Inland als auch in den besetzten Gebieten verantwortlich. Zu den primären Aufgaben zählte die Verfolgung und Verhaftung von Oppositionellen und Widerstandskämpfern sowie die Bekämpfung von „reichs- und deutschfeindlichen Elementen“ in den eroberten Gebieten, d. h. die Verfolgung und Vernichtung gesellschaftlicher Eliten, der Roma und Sinti und vor allem der jüdischen Bevölkerung. So organisierte SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann als Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamts im Referat IV B 4 den bürokratischen Teil der „Endlösung der Judenfrage“.
1942 richtete das RSHA unter der Bezeichnung „Rote Kapelle“ eine eigene Sonderkommission der Gestapo ein, deren Aufgabe in der Verfolgung von Regime-Gegnern mit vermeintlichen oder tatsächlichen Kontakten in die Sowjetunion lag. Auslöser für diesen Schritt war die Entschlüsselung eines abgefangenen Funkspruchs. Da in Nachrichtendienstkreisen ein Funker auch als „Pianist“ bezeichnet wurde und das RSHA von einer großen Gruppe von Funkern, bzw. „Pianisten“ ausging, wählte man den Namen „Kapelle“ (Orchester, engl. „Red Orchestra“) in Verbindung mit der Farbe „rot“ als Symbol für die Kontakte in die kommunistisch geführte Sowjetunion.
Weiterführende Literatur:
Stefan ROLOFF: Die Rote Kapelle. Ullstein 2002.
Michael WILDT: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburg 2002.