Die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ (KgU) formierte sich 1948 in West-Berlin vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden deutsch-deutschen Teilung, der Blockade des West-Berliner Sektors und der zunehmenden Etablierung sozialistisch-kommunistischer Strukturen in der sowjetischen Besatzungszone.
Zu ihren Mitbegründern zählten neben Rainer Hildebrandt auch Ernst Benda, Ernst Tillich und Günter Birkenfeld. Hildebrandt hatte während des Dritten Reiches zum NS-Widerstand gezählt und in Kontakt zu Mitgliedern der „Roten Kapelle“ um Harro Schulze-Boysen sowie zum Kreis der Attentäter des 20. Juli 1944 gestanden. Seine Devise für die KgU lautete „Nichtstun ist Mord“, womit er die latent militante Ausrichtung der Gruppe unterstrich. Gemein war den Gründungsmitgliedern der KgU die Ablehnung des Kommunismus und der politischen Entwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR.
Im April 1949 erhielt die
KgU von der
Alliierten Kommandantur eine Lizenz, die ihr den Status einer
politischen Organisation verlieh. Zunächst konzentrierte sie sich
auf die Errichtung eines Suchdienstes für in der SBZ verhaftete und
vermisste Personen, betrieb jedoch von Anfang an auch
propagandistische Kampagnen gegen die SED-Führung.
Wohl aus diesem Grund stand die Gruppe
bald in Verbindung sowohl mit der „Organisation
Gehlen“ als auch
dem US-amerikanischen Nachrichtendienst CIA,
der die Gruppe
unterstützte und in den 1950er-Jahren zu ihrem hauptsächlichen
Finanzier aufstieg. Die CIA sah in der KgU ein Chance zur
Destabilisierung der politischen und gesellschaftlichen Strukturen in
der DDR und hoffte, durch deren gezielte Förderung zu einem baldigen
Regimewechsel in Ostdeutschland beizutragen.
Zu Beginn der 1950er-Jahre nahmen die Aktivitäten der KgU zunehmen militante Züge an. Auf ihrem Höhepunkt umfasste das Netz der Gruppe über 80 hauptamtliche Mitarbeiter und mehrere hundert Agenten in der DDR, die dort sensible Daten über führende Köpfe des SED-Kaders sammelten, die zu einem späteren Zeitpunkt gegen diese verwendet werden sollte. Mitglieder der Gruppe führten mehrere Anschläge und Sabotageakte aus, beschädigten Bahntrassen, Transformatoren und legten Brandsätze in ostdeutschen Kaufhäusern. Daneben bediente sich die KgU auch Instrumenten der psychologischen Kriegsführung, verteilte Flugblätter und fälschte amtliche Schreiben und Dienstanweisungen, um für Verwirrung und Unruhen in der Bevölkerung zu sorgen.
Die Untergrundaktivitäten überstiegen jedoch bald die Kapazitäten der KgU. Den Gegenmaßnahmen der ostdeutschen und sowjetischen Sicherheitsdienste hatte die Organisation wenig entgegenzusetzen. Mit der Verfolgung der Mitglieder und vor allem einer großen propagandistischen Gegenoffensive begann der Niedergang der Gruppe, die nun zunehmend auch in der Bundesrepublik an Rückhalt verlor.
Im Zuge großer
Schauprozesse wurden
vor DDR-Gerichten mehr als 500 Personen wegen tatsächlichen oder
vermeintlichen Kontakten zur „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“
verurteilt, in mehreren Fällen endeten die Prozesse mit einem
Todesurteil.
Die Verhaftungen, die zunehmende
Zersplitterung der Gruppe und vor allem die in den 1950er-Jahren
einsetzende Erkenntnis, dass es sich bei der DDR nicht um eine
kurzfristige, vorübergehende Episode deutscher Geschichte handelte,
führte zu einer massiven Schwächung der KgU. 1959 schließlich
verfügte der Berliner Senat und das Bundesministerium für
gesamtdeutsche Fragen die Auflösung der Organisation.
Weiterführende Literatur:
Enrico HEITZER: Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU). Widerstand und Spionage im Kalten Krieg 1948-1959. Köln 2015.
Karl Wilhelm FRICKE; Roger ENGELMANN: „Konzentrierte Schläge“. Staatssicherheitsaktionen und politische Prozesse in der DDR 1953-1956, Berlin 1998.