WIKI: Nachrichtendienstgeschichte im frühen Kalten Krieg

William J. Donovan

 

William J. Donovan (1883-1959) studierte zunächst Jura an der Columbia Law School. Zu seinen Kommilitonen zählte auch der spätere US-Präsident Franklin D. Roosevelt. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges arbeitete Donovan zunächst als Jurist und versuchte zeitgleich, auch politisch Karriere zu machen.

Im März 1941 reiste er als Sonderbeauftragter der US-Regierung nach Großbritannien und erhielt doch Einblicke in den militärischen und nachrichtendienstlichen Kampf gegen das Dritte Reich. Nach seiner Rückkehr nach Washington verfasste er ein umfangreiches Memorandum, in dem er den Aufbau einer eigenen zivilen Nachrichtendienstbehörde der USA nahe legte. Im Juni 1941 wurde daraufhin das „Office of Coordinator of Information“ (COI) gegründet, dass dem Präsidenten direkt unterstand und dessen Leitung Donovan übernahm.

1942 erfolgte die Gründung des „Office of Strategic Services“ (OSS), in dem die bereits bestehenden Abteilungen des COI übernommen wurden und dessen Leitung ebenfalls auf Donovan übertragen wurde. Unter seiner Führung baute das OSS ein Agentennetzwerk in Europa aus und unterhielt unter anderem Kontakte zum deutschen Widerstand. Eine zentrale Rolle spielte dabei der für den OSS in Bern stationierte Allen Dulles. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges plädierte Donovan vehement für eine dauerhafte Institutionalisierung eines US-amerikanischen Auslandsnachrichtendienstes, konnte sich jedoch zunächst nicht durchsetzen. Im Herbst 1945 wurde der OSS aufgelöst. Donovan kehrte daraufhin in sein ursprüngliches Metier zurück. Während der Kriegsverbrecherprozesse in Nürnberg arbeitete er als Assistent für Robert H. Jackson, dem US-amerikanischen Hauptanklagevertreter der Verfahren.

1952 unternahm Donovan noch einmal einen Versuch, in die Welt der Nachrichtendienste zurückzukehren und bewarb sich erfolglos um den Posten des CIA-Direktors. William J. Donovan starb schließlich am 8. Februar 1959 nach mehreren Schlaganfällen in Washington D.C.


Weiterführende Literatur:

  • Richard DUNLOP: Donovan. America’s Master Spy, New York 2014.

  • Kerstin von LINGEN: Allen Dulles, the OSS, and Nazi War Criminals: The Dynamics of Selective, New York 2013.