Das „Office of the Coordinator of Information“ (COI) bestand zwischen Juli 1941 und Juni 1942 und bildete die Vorläuferorganisation des US-amerikanischen „Office of Strategic Services“ (OSS).
Eine zentrale Rolle für die Gründung und Konzeptionierung der Behörde spielte der Jurist und Veteran des Ersten Weltkrieges, William J. Donovan, ein Vertrauter von US-Präsident Roosevelt, der im März 1941 von einer dreimonatigen Reise durch Europa nach Washington zurückkehrte. Als Sonderbeauftragter der US-Regierung hatte Donovan in Großbritannien Einblicke in verschiedene militärische und nachrichtendienstliche Abläufe im Kampf gegen Nazi-Deutschland erhalten. Auf dieser Grundlage verfasste er ein Memorandum, in dem er die Bildung eines „Service of Strategic Information“ nahelegte, in dem Informationen die nationale Sicherheit betreffend koordiniert und analysiert und Maßnahmen zu Propaganda und psychologischen Kriegsführung entwickelt werden sollten.
Am 11. Juli 1941 veranlasste der Präsident die Gründung des „Office of Coordinator of Information“ (COI) und machte Donovan zum „Coordinator of Information“. Der zentrale Aufgabenbereich der neuen Behörde bestand in der Informationsbeschaffung und -analyse zum Schutz der nationalen Sicherheit, tatsächlich jedoch waren die Richtlinien so schwammig umschrieben, dass das COI über einen äußerst flexiblen Handlungsradius verfügte. In den folgenden Monaten wuchs Donovans Mitarbeiterstab auf über 1.600 Personen an. Einen Großteil der Analysten rekrutierte er von Universitätsfakultäten, so dass sich unter den Beamten des COI zahlreiche Historiker, Politikwissenschaftler, Psychologen und Linguisten befanden, deren Aufgabe in der umfassenden Analyse z. B. der moralischen Verfassung der Deutschen oder der wirtschaftlichen Lage des Dritten Reiches bestand.
In seiner Funktion als Leiter des COI übte Donovan einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung und Ausgestaltung des Dienstes aus, was ihm den Beinamen „Vater“ der amerikanischen Nachrichtendienste einbrachte. Organisatorisch war das COI direkt dem Präsidenten unterstellt. Der stetig wachsende Einfluss und Handlungsspielraum des COI rief zunehmend den Widerstand des Außenministeriums und des FBI hervor. Im Juni 1942 schließlich ordnete Roosevelt die Auflösung des COI an und ließ seine Abteilungen in das neugegründete „Office of Strategic Services“ übergehen, das unter dem Kommando des „Joint Chiefs of Staff“ stand.
Nachdem das COI im Juni 1942 in das neugegründete „Office of Strategic Services“ überging, behielt Donovan den Posten des Direktors bei und setzte seine Arbeit fort.
Weiterführende Literatur:
Clayton D. LAURIE: The Propaganda Warriors. America's Crusade Against Nazi Germany. Lawrence 1996.
Petra MARQUARDT-BIGMAN: Amerikanische Geheimdienstanalysen über Deutschland 1942-1949 (Oldenbourg Studien zur Zeitgeschichte 45), München 1995.