Wir beginnen zunächst mit den bereits erfolgreich umgesetzen ASMR-Projekten:
1) Erstellung eines systematischen, wissenschaftlichen Übersichtsartikels zum Thema ASMR
Ein zentrales Projekt bestand darin, einen umfassenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand zum Thema ASMR zu gewinnen. Dazu haben wir eine systematische Suche in mehreren Literaturdatenbanken durchgeführt, wobei wir die Ergebnisse letztlich in einer Übersichtsarbeit zusammengefasst und integriert haben. Als Fazit der systematischen Übersichtsarbeit kann gezogen werden, dass ASMR bereits mit verschiedenen Variablen der psychischen Gesundheit (z. B. verbesserte Stimmung) und Persönlichkeitsmerkmalen (z. B. Neurotizismus) in Verbindung gebracht werden konnte. Auch in EEG- und fMRT-Untersuchungen zeigen sich interessante erste Befunde (vermehrte Alpha-Wellen im EEG, Aktivierung bestimmter Hirnareale wie Insula und Nucleus accumbens während ASMR-Erleben). Zudem wurde ASMR bereits mit physiologischen Veränderungen wie einer Verringerung der Herzfrequenz in Verbindung gebracht. Fehlend sind bisher jedoch langfristige Interventionsstudien, die zeigen würden, dass ASMR auch über längere Zeiträume mit Verbesserungen der psychischen Gesundheit in Verbindung gebracht werden kann.
2) Untersuchung des Einflusses von ASMR-Videos auf Variablen der psychischen Gesundheit (Stimmung und Entspannung) im Vergleich zu anderen YouTube-Videos (Walking-Tour-Videos)
In einer Studie, an der Ende des Jahres 2021 bis Anfang des Jahres 2022 insbesondere Studierende der Ruhr-Universität Bochum teilgenommen haben sollte untersucht werden, ob ASMR-Videos stärker mit positiver Stimmung, Entspannung und ASMR-Erleben in Verbindung stehen, als vergleichbare Videos (sogenannte Walking-Tour-Videos, d.h. also Videos, in denen Menschen ihren Spaziergang durch ein bestimmtes Gebiet filmen und die Betrachter*in dadurch an einen fernen Ort „mitnehmen“). Es zeigte sich im Rahmen der Studie, dass insbesondere solche Menschen profitieren, die ASMR Videos schauten und dabei ASMR erlebten. Diese Menschen ("ASMR-Responder") berichteten im Vergleich zu Menschen, die Walking-Tour-Videos schauten über höhere Entspannung und höhere Werte positiven Affekts. Bei Menschen, die kein ASMR erlebten ("ASMR-Non-Responder“) zeigten sich hingegen im Vergleich zu den Menschen, die Walking-Tour-Videos schauten niedrigere Werte in Bezug auf Entspannung und positiven Affekt. Die zukünftige wissenschaftliche Evaluation von ASMR sollte daher unbedingt die Unterscheidung zwischen ASMR-Respondern und ASMR-Non-Respondern berücksichtigen, wenn die Auswirkungen von ASMR auf die psychische Gesundheit untersucht werden.
1) Präzisere Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs zwischen ASMR und der psychischen Gesundheit sowie der sozialen Kognition
Gegenwärtig soll über eine vor Ort stattfindende Untersuchung an der Ruhr-Universität Bochum deutlich mehr und präzisiere Information darüber generiert werden, mit welchen Maßen der psychischen Gesundheit und sozialen Kognition ASMR zusammenhängt. Bei Interesse an einer Teilnahme können Janika Stein (janika.stein@rub.de) oder Pia Neumann (pia.neumann@rub.de) kontaktiert werden.
2) Untersuchung der Persönlichkeit von ASMR-YouTuber:innen sowie des Einflusses von ASMR-YouTuber:innen auf das ASMR-Erleben
Ab Anfang des Jahres 2023 soll eine Studie gestartet werden, in der es darum gehen soll, mehr über die ASMR-Video-Darsteller:innen und ihre Persönlichkeit sowie ihren Beitrag zum ASMR-Erleben herauszufinden. Da ASMR-Video-Darsteller:innen offensichtlich einen großen Anteil am ASMR-Erleben bei den Betrachter:innen aufweisen, erscheint es definitiv sinnvoll und an der Zeit, erstmalig in der ASMR-Forschung den Blickwinkel von den Betrachter:innen hin zu den Darsteller:innen zu verschieben. Konkret soll ein Online-Fragebogen umgesetzt werden, in dem Videos von verschiedenen ASMR-Darsteller:innen, die mit möglichst identischen Stimuli interagieren, von Proband:innen hinsichtlich des ASMR-Erlebens eingeschätzt werden sollen.
3) Durchführung einer umfassenden ASMR-Interventionsstudie
Ein prospektiver Plan wäre es, eine umfassende, randomisiert kontrollierte Studie (RCT) zum Thema ASMR umzusetzen, in der eine über mehrere Wochen stattfindende ASMR-Video-Intervention mit einer oder mehreren Vergleichsinterventionen gegenübergestellt wird. Nur wenn solche Forschung umgesetzt wird, können eindeutigere Aussagen darüber abgeleitet werden, ob ASMR auch langfristig betrachtet einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit aufweisen könnte.