16 | 05 | 2014 | EVA HORN (Wien)
11:30-12:30 Uhr
Lesen und lesen lassen. Über philologische Dienstbarkeit
»Lesen« war ein Zentralbegriff der Literaturwissenschaften - von der Rezeptionsästhetik bis zu den dekonstruktiven »allegories of misreading«. Diese Theorien des Lesens haben gemeinsam, dass sie Lektüre als Zugriff eines individuellen Leser-Subjekts auf ein singuläres, in sich geschlossenes Text-Objekt denken. Demgegenüber fragt der Vortrag nach den Modalitäten und Medien »dienstbaren«, auf einfache, elementare Operationen zu reduzierenden Lesens - vom Transkribieren und Kollationieren in der klassischen Editionsphilologie bis zu den neueren Techniken des digitalen »distant reading«. Auf den Spuren von Abschreibern, universitären Hilfskräften und neueren Ansätzen der »Digital Humanities« zeigt sich ein anderer Begriff von Lesen, der von der Subjektemphase der (Post-)Hermeneutik ebenso frei ist wie von der Fokussierung auf kanonische, »große Texte«. Die Frage ist, welche Risiken und Chancen darin für die Literaturwissenschaft liegen.
CV
Eva Horn ist Professorin für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft am Institut für Germanistik der Universität Wien. Sie hat Allgemeine Literaturwissenschaft, Germanistik, Romanistik und Philosophie in Bielefeld, Konstanz und Paris studiert. Sie hat an der Universität Konstanz, der Europa-Universität Viadrina, der New York University und der Universität Basel unterrichtet.
Publikationen (Auswahl)
Der gemeine Krieg. Verrat, Spionage und moderne Fiktion. Frankfurt/Main: Fischer 2007. Zukunft als Katastrophe. Frankfurt/Main: Fischer 2014.