16 | 05 | 2014 | ARMIN SCHÄFER (Hagen)
9:00-10:00 Uhr
Erzählstimmen
Die Literaturwissenschaft hat die Frage, welche Rückwirkung das Medium auf eine präsentierte Rede ausübt, zumeist nicht in medienwissenschaftlichen, sondern in Formbegriffen gestellt. Insbesondere die Narratologie hat versucht, die Mittel und Verfahren, die eine Erzählung konstituieren, zu erfassen. Orientierung findet sie in der Unterscheidung zwischen dem Erzählen von nichtsprachlichen Sachverhalten und einem Erzählen, das selbst wiederum von Sprache erzählt. Denn in einer Erzählung kann das Sprechen sowohl thematisch werden oder auch nicht. Wenn Literatur- und Medienwissenschaften das Erzählen von Sprache in den Blick nimmt, stoßen sie auf eine Unterscheidung, die bereits in der Antike getroffen worden ist: Das Erzählen kann eine ergangene Rede entweder wörtlich präsentieren oder aber nur wiedergeben. Der Beitrag möchte diskutieren, ob und wie diese Unterscheidung zwischen wörtlicher Rede und Redeanführung für andere Medien fruchtbar werden kann. Einerseits soll das Verhältnis zwischen Äußerungen und deren Produktionsinstanzen in den Blick genommen und gefragt werden, wie Erzählstimmen in verschiedenen medialen Gefügen funktionieren. Andererseits soll gefragt werden, wodurch die Erzählstimme von diesem medialen Gefüge losgerissen und die Aufmerksamkeit auf die Äußerung selbst (auf die Wörter und Sätze) gelenkt werden kann.
CV
Armin Schäfer ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte der Medienkulturen an der FernUniversität in Hagen. Aufsätze u.a. zur Lyrik, zur Literatur des 20. Jahrhunderts, zur Psychiatriegeschichte und zu akustische Medien.
Publikationen (Auswahl)
Die Intensität der Form. Stefan Georges Lyrik. Köln u.a: Böhlau 2005.
Gem. mit Bettine Menke und Daniel Eschkötter: Das Melodram. Ein Medienbastard. Berlin: Theater der Zeit 2013.