Zum Hintergrund der CORRA-Studie
Die rheumatoide Arthritis ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Entzündung der Gelenke gekennzeichnet ist. Schon früh im Krankheitsverlauf können Gelenkschäden auftreten, die nicht mehr rückgängig zu machen sind.
Die wichtigste therapeutische Maßnahme ist die rasche Einleitung einer Therapie mit Medikamenten, die den langfristigen Verlauf beeinflussen (sogenannte Basistherapie). Diese Basistherapie entfaltet ihre Wirkung allerdings erst nach 6-12 Wochen.
Prednisolon ist ein antientzündlich wirkendes Medikament mit einem raschen Wirkungseintritt (bereits nach wenigen Stunden). Es hält die Gelenkzerstörung auf und ist langfristig krankheitsverändernd [1]. Insbesondere während der ersten Behandlungswochen wird Prednisolon häufig als Brückentherapie bis zum Wirkungseintritt der Basistherapie eingesetzt. Allerdings gibt es bisher keine Standards für eine optimale Prednisolon-Dosis in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis.
Es ist bekannt, dass Prednisolon unerwünschte Wirkungen aufweisen kann, z.B. Förderung einer Osteoporose mit Frakturneigung, Blutzuckererhöhung, Blutdruckerhöhung, Steigerung des Augeninnendruckes, Aktivierung einer Tuberkulose oder Gewichtszunahme [2].
Daher neigen viele Rheumatologen dazu, Prednisolon in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis sehr niedrig zu dosieren oder ganz zu vermeiden.
Die meisten Rheumatologen setzen 7,5-10 mg Prednisolon als Startdosis ein. Sie erhöhen oder senken die Dosis entsprechend der Symptome des Patienten gemäß den Empfehlungen der Europäischen Liga gegen Rheumatismus (EULAR) [3].
Wissenschaftliche Studien stützen jedoch auch den Einsatz einer hohen Prednisolon-Dosis. Gemäß den Ergebnissen einer holländischen Studie (COBRA-Studie [4]) führt eine Startdosis von 60 mg Prednisolon täglich als Teil einer Kombinationsbasistherapie zu sehr guten Ergebnissen. Auch noch Jahre nach dem Ende der Studienphase war ein Unterschied im Krankheitsverlauf zu sehen. Allerdings wird die Startdosis von 60mg Prednisolon bei der rheumatoiden Arthritis aus Furcht vor möglichen Nebenwirkungen nur selten eingesetzt.
Die ersten Monate im Krankheitsverlauf gelten als Zeitfenster, um den Gesamtverlauf der rheumatoiden Arthritis bestmöglich zu beeinflussen. Es könnte sein, dass eine höhere Dosis von Prednisolon einen stärkeren Einfluss auf den langfristigen Verlauf hat, ohne dabei das Risiko für Nebenwirkungen bedeutsam zu erhöhen.
Literatur:
[1] Kirwan JR and the Arthritis and Rheumatism Council Low-Dose Glucocorticoid Study Group. The effect of glucocorticoids on joint destruction in rheumatoid arthritis. N Engl J Med 1995; 333: 142-146. [2] Hoes JN, Jacobs JW, Verstappen SMM et al.. Adverse events of low.to medium-dose oral glucocorticoids in inflammatory diseases: a meta-analysis. Ann Rheum Dis 2009; 68: 1833-1838. [3] Smolen JS, Landewé R et al.. EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis with synthetic and biological disease-modifying antirheumatic drugs. Ann Rheum Dis 2010; 69: 964-975. [4] Boers M, Verhoeven AC, Markusse HM et al.. Randomised comparison of combined step-down prednisolone, methotrexate and sulphasalazine with sulphasalazine alone in early rheumatoid arthritis. Lancet 1997; 350: 309-318.