WIKI: Nachrichtendienstgeschichte im frühen Kalten Krieg

Technischer Dienst (TD)

 

Der Technische Dienst (TD) wurde im April 1951 unter weitgehender Geheimhaltung als Unterorganisation des Bund Deutscher Jugend gegründet und setzte sich zum größten Teil aus ehemaligen Offizieren der Wehrmacht und der Waffen-SS auseinander.

Finanzielle Unterstützung erhielt der TD in großem Umfang von US-amerikanischer Seite, allen voran der „Central Intelligence Agency“ (CIA). Amerikanische Stellen begründeten dies später damit, dass man vor dem Hintergrund des Korea-Krieges, in dem sich die Spannungen zwischen den westlichen und östlichen Machtblöcken erstmals in Form von militärischen Auseinandersetzungen entluden, beschlossen hatte, in Westdeutschland eine kampferprobte Partisanenorganisation für den Fall einer sowjetischen Invasion zu etablieren.

In den folgenden Monaten bildete der TD seine Mitglieder in Lehrgängen zu Untergrundkämpfern aus, die im Falle eines Angriffes Sabotageakte hinter der feindlichen Linie ausführen sollten.

Dass die Aktivitäten des Technischen Dienstes den Behörden bekannt wurden, lag an der Aussage des ehemaligen SS-Hauptsturmführers und Mitglied des Dienstes Hans Otto, der sich am 09. September 1952 freiwillig der Frankfurter Polizei stellte und umfassend über die paramilitärischen Aktivitäten der Organisation aussagte. Die Angaben des Whistleblowers führten zu umfangreichen Ermittlungen der Justiz. Anfang Oktober 1952 gab die Amerikanische Hohe Kommission ihre Unterstützung für den TD zu. Schließlich informierte der hessische Ministerpräsident Georg August Zinn (SPD) am 08. Oktober 1952 mit einer Ansprache vor dem Wiesbadener Landtag die deutsche Öffentlichkeit über die Enttarnung des TD und sorgte damit für erheblichen Wirbel. Zinns Sorge galt dabei nicht nur dem Umstand, dass sich in der Bundesrepublik unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Verwaltung eine gut ausgebildete paramilitärische Organisation hatte bilden können, sondern auch, dass diese über eine so genannte „Proskriptionsliste“ verfügte, auf der sich die Namen zahlreicher deutscher Sozialdemokraten und linker Politiker befanden, die im Falle einer sowjetischen Machtübernahme kaltgestellt werden sollten.

Eine deutsch-amerikanische Untersuchungskommission trug kaum zur Aufklärung hinsichtlich der Affäre bei. Bereits im November 1952 wurde die Arbeit der Kommission suspendiert und nicht wieder aufgenommen. Offiziell stellte die Untersuchungskommission fest, dass die US-amerikanischen Behörden nicht über die illegalen Aktivitäten des TD informiert gewesen waren.

Im Zuge der Affäre entschlossen sich Anfang 1953 mehrere Bundesländer zu einem Verbot des BDJ, der im März desselben Jahres Konkurs anmelden musste. Eine politische Auseinandersetzung mit den rechtsextremistischen Ansätzen des BDJ und des TD und der Rolle der ehemaligen SS-, Gestapo- und Wehrmachtsangehörigen in der Organisation fand nicht statt.


Weiterführende Literatur:

  • Heiko BUSCHKE: Deutsche Presse, Rechtsextremismus und nationalsozialistische Vergangenheit in der Ära Adenauer, Frankfurt/New York 2003.
  • Deborah KISATSKY: The United States and the European Right, 1945-1955, Ohio State University 2005.
  • Erich SCHMIDT-EENBOOM, Ulrich STOLL: Die Partisanen der NATO: Stay-Behind-Organisationen in Deutschland 1946-1991, Berlin 2015.