WIKI: Nachrichtendienstgeschichte im frühen Kalten Krieg

Office of Strategic Services (OSS)

 

Das „Office of Strategic Services“ (OSS) bildete zwischen 1942 und 1945 den ersten zentral geführten Auslandsnachrichtendienst der USA und ist die Vorläuferorganisation der „Central Intelligence Agency“ (CIA).

Der Verlauf des Krieges in Europa und schließlich der Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 ließen die Notwendigkeit eines zentralisierten und straff geführten, effektiven Nachrichtendienstes deutlich werden. Bereits 1941 hatte US-Präsident Roosevelt den Rechtsanwalt und Veteranen des Ersten Weltkrieges, William Donovan, mit der Koordination der verschiedenen Nachrichtendienste betraut und beauftragte ihn nun mit dem Aufbau des „Office of Strategic Services“. Als Vorbild diente der britische Nachrichtendienst MI6, mit dem der OSS vielfach eng zusammenarbeitete.

Unter der Leitung Donovans nahm das OSS im Sommer 1942 seine Arbeit auf, wobei er nun direkt dem US-Generalstab und nicht wie zunächst geplant dem Präsidenten unterstellt war. Zu seinen weit gefassten Aufgabenfeldern zählten neben der Analyse des militärischen und wirtschaftlichen Potentials der Gegner auch eine Einschätzung der politischen Lage im Dritten Reich und in den besetzten Gebieten, die Entschlüsselung von abgefangenen Nachrichten, das Anwerben und die Ausbildung von Agenten und Doppelagenten sowie die Förderung von Partisanenbewegungen in verschiedenen Gebieten Europas. Der OSS spielte eine zentrale Rolle sowohl im Rahmen der Vorbereitungen für die Landung der Alliierten in Nordafrika im November 1942 als auch in der Normandie im Juni 1944.

Ab 1943 richtete der OSS in der US-Botschaft im Schweizerischen Bern eine geheime Vertretung ein, deren Leitung dem späteren CIA-Direktor Allen Dulles oblag. Von Bern aus etablierte Dulles Kontakte zu verschiedenen Akteuren des deutschen Widerstandes, in der Schweiz ansässigen deutschen Emigranten sowie Diplomaten des Dritten Reiches, die ihn mit zahlreichen Informationen versorgten. Im Frühjahr 1945 nahm Dulles im Rahmen der „Operation Sunrise“ Verhandlungen mit Karl Wolff, General der Waffen-SS über eine vorzeitige Kapitulation der deutschen Truppen in Italien auf.

Während des Zweiten Weltkrieges wuchs der Mitarbeiterstab des OSS auf bis zu 13.000 Mitarbeiter an, darunter auch prominente Persönlichkeiten wie die deutschstämmige Schauspielerin Marlene Dietrich, die im Rahmen der „Moral Operations“ des OSS Propaganda-Lieder zur Demoralisierung der gegnerischen Seite aufnahm.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges endete auch die kurze Geschichte des OSS. US-Präsident Harry Truman ließ den Dienst mit dem Befehl Nr. 9621 zum 1. Oktober 1945 auflösen. Einzelne Abteilungen wurden vom US-Außenministerium übernommen. Als zwei Jahre später mit der CIA ein neuer Auslandsnachrichtendienst ins Leben gerufen wurde, setzen viele OSS-Agenten ihre Karriere im neuen Dienst fort.


Weiterführende Literatur:

  • Wolfgang KRIEGER: Geschichte der Geheimdienste. Von den Pharaonen bis zur NSA, München 2014.

  • Eugene LIPTAK: Office of Strategic Services 1942-45. The World War II Origins of the CIA, Oxford/New York 2009.