WIKI: Nachrichtendienstgeschichte im frühen Kalten Krieg

Walter Kopp

 

Walter Kopp (1913-1974) war ein Oberst der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges und wurde in der Nachkriegszeit unter dem Decknamen „KIBITZ 15“ zu einem erfolgreichen Agenten des vom US-amerikanischen Nachrichtendienst CIA initiierten Stay-Behind-Netzwerkes KIBITZ.

1950 wandte er sich direkt an den US-amerikanischen Hochkommissar John McCloy und bot diesem seine Mithilfe im Kampf gegen den Kommunismus und den Fall einer sowjetischen Invasion in Westdeutschland an. Nach mehreren Interviews und einer Sicherheitsüberprüfung durch die Mitarbeiter der CIA erhielt Kopp die Freigabe, ein Netzwerk potentieller Stay-Behind-Agenten aufzubauen, die nach einem Rückzug der westalliierten Streitkräfte in den besetzten Gebieten beispielsweise als Funker Informationen übermitteln sollten. Kopps Netzwerk – KIBITZ 15 – umfasste bald gut 125 Personen, von denen sich viele kaum von ihrem nationalsozialistischen Weltbild gelöst hatten. Kopp stand in enger Verbindung zu ehemaligen Mitgliedern der Waffen-SS und Gestapo und nutzte auch dieses Umfeld, um neue Kandidaten für sein Netzwerk zu rekrutieren.

Für die CIA wurde KIBITZ-15 bald zu einem Problem. Kopp erwies sich in seinem Vorgehen als wenig vorsichtig, hielt sich nicht an Sicherheitsvorschriften und schien ganz offensichtlich eigene Ziele zu verfolgen. Bei seiner Vorstellung hatte sich Kopp als klarer Antikommunist erwiesen, doch amerikanische Nachrichtendienstoffiziere bescheinigten ihm auch deutliche antisemitische und rassistische Tendenzen. Im Zuge der BDJ-Affäre wies die Direktion der CIA am 7. Oktober 1952 den Stopp aller weiteren Rekrutierungsmaßnahmen für das KIBITZ-Programm an. Im März 1953 entzog der Dienst Kopp den notwendigen Sicherheitsbescheid für seine Tätigkeiten, bevor sein Netzwerk im Mai 1953 endgültig abgeschaltet wurde. Als Entschädigung erhielt Kopp eine Einmalzahlung von 3.000 DM und durfte das ihm zur Verfügung gestellte Fahrzeug behalten.

Nach dem Ende seiner Karriere als Stay-Behind-Agent konzentrierte sich Kopp auf sein eigentliches Ziel, dem Anknüpfen an seine militärische Karriere. Ende 1953 erhielt er eine Anstellung im Amt „Blank“ bevor er schließlich in die neue Bundeswehr eintrat. 1971 wurde er als Oberst in den Ruhestand verabschiedet.


Weiterführende Literatur:

  • Erich SCHMIDT-EENBOOM, Ulrich STOLL: Die Partisanen der NATO. Stay-Behind-Organisationen in Deutschland 1946-1991, Berlin 2015.

  • Michael WALA: Stay-behind operations, former members of SS and Wehrmacht, and American intelligence services in early Cold War Germany,in: Journal of Intelligence History 15 (2016), S. 71-79.