Fort
Hunt, während des Zweiten Weltkrieges mit dem Codenamen P.O. Box 1142
versehen, war ein US-amerikanisches Verhörzentrum für deutsche
Kriegsgefangene. Das im US-Bundesstaat Virginia nahe der Hauptstadt
Washington D.C. gelegene Lager wurde 1941 mit Hilfe britischer
Nachrichtendienstexperten errichtet. Anders als in deren Einrichtungen
für Kriegsgefangene sollten die deutschen Soldaten hier nicht nur
Verhören unterzogen werden, sondern auch ohne ihr Mitwissen in ihren
Zellen abgehört werden.
Tatsächlich durchliefen bis 1946 knapp
4.000 Angehörige der Wehrmacht, der Waffen-SS, aber auch
Wissenschaftler wie der Physiker Werner von Braun die Einrichtung. In
Fort Hunt wurden während dieser Zeit über 100.000 Seiten
Vernehmungsmaterial und Abhörprotokolle produziert, die den USA nicht
nur kriegswichtige Einblicke in die Beschaffenheit und den Zustand des
NS-Regimes lieferten, sondern heute einen detaillierten Einblick in die
Denkstrukturen, ideologische Positionierungen und Wahrnehmungen
deutscher Soldaten ermöglichen.
Weiterführende Literatur:
Felix RÖMER: Kameraden. Die Wehrmacht von innen, München 2012.
Harald WELZER, Sönke NEITZEL, Christian GUDEHUS: „Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll“. Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht deutscher und italienischer Soldaten, Frankfurt 2011.