Klaus Barbie, Decknamen „Klaus Altmann“ und „Adler“, (1913-1991) stieg während des Dritten Reiches zum SS-Hauptsturmführer auf. Zwischen 1942 und 1944 hatte er die Leitung der Abteilung IV des Sicherheitsdienstes der Lyoner Außenstelle der Gestapo inne. Dort erhielt er auf Grund seiner besonders grausam durchgeführten Folter- und Verhörmethoden bald den Beinamen „Schlächter von Lyon“.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges tauchte er zunächst in den westdeutschen Besatzungszonen unter und baute dort gemeinsam mit anderen vormaligen SS- und Gestapomitgliedern ein Unterstützungsnetzwerk für Angehörige vermisster und gefallener SS-Männer auf. Das Netzwerk erregte bald das Interesse des US-amerikanischen „Counter Intelligence Corps“ (CIC), denn seine Mitglieder hatte von allem eines gemein: eine streng antikommunistische Gesinnung und gleichzeitig ein tatsächliches oder vermeintliches Expertenwissen über kommunistische Netzwerke und Spionageringe in Europa. Auf Grund dieser Konstellation gelangte der in Frankreich als Kriegsverbrecher gesuchte Barbie im April 1947 auf die Gehaltsliste des CIC, denn mit Blick auf den beginnenden Kalten Krieg erschienen seine Erfahrungswerte bezüglich kommunistischer Netzwerke und dem Aufspüren und Verhören gegnerischer Agenten wertvoller als eine juristische Aufarbeitung seiner Taten.
Bis 1951 arbeitete Barbie
für den CIC
und führte unter der Bezeichnung „Büro Petersen“ von Augsburg
aus einen eigenen Agentenring, der sich auf die Beobachtung deutscher
Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten sowie Mitglieder des
französischen Nachrichtendienstes fokussierte.
Zeitgleich stand Barbie in Kontakt mit
verschiedenen Gesinnungsgenossen der rechtsextremen Szene im
Nachkriegsdeutschland und fungierte ab 1950 auch als Anwerber für
den „Bund Deutscher Jugend“
und dessen
paramilitärischen
Arm, dem „Technischen Dienst“.
Nachdem die französische Justiz mit zunehmender Intensität nach dem in Frankreich gesuchten Kriegsverbrecher fahndete, emigrierte Barbie 1951 schließlich mit Hilfe des CIC über die so genannten „Rattenlinie“ nach Bolivien. Bereits 1947 hatten französische Richter ihn in einem ersten Prozess in Abwesenheit zum Tode verurteilt, ein weiteres Todesurteil erfolgte 1954.
In Bolivien lebte Barbie weitgehend unbehelligt und übte zeitweilig eine Beraterfunktion für das bolivianische Innenministerium aus, nachdem er die Staatsbürgerschaft des Landes angenommen hatte. Ab 1966 fungierte er überdies für einige Jahre als Informant für den Bundesnachrichtendienst (BND) und lieferte unter dem Decknamen „Adler“ Berichte über kommunistische Aktivitäten in Bolivien.
Erst 1983 erfolgte Barbies Auslieferung an Frankreich. In einem weiteren Prozess wurde er 1987 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er starb 1991 in einem Lyoner Gefängnis.
Weiterführende Literatur:
Peter HAMMERSCHMIDT: Deckname Adler. Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste, Frankfurt am Main 2014.
Peter HAMMERSCHMIDT: „Die Tatsache allein, daß V-43 118 SS-Hauptsturmführer war, schließt nicht aus, ihn als Quelle zu verwenden“. Der Bundesnachrichtendienst und sein Agent Klaus Barbie, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 4/2011, S. 333-348.