|
|
 |
Promotionskolleg Ost-West
Lotman-Institut und
Institut für Deutschlandforschung |
|
|
|
|
 |
|
|
|
|
Alexander Burka
ÖSTERREICHISCHE AUSLANDSKULTURTAGUNG 2002 IN WIEN
Am 6. September 2002 wurde in den Räumlichkeiten
der Universität Wien unter dem Motto
"Sprache und Kultur - Zur Be-deutung der
Sprache in der Auslandskulturpolitik" die
"Aus-landskulturtagung 2002" abgehalten.
Mit der Veranstaltung ei-ner Auslandskulturtagung
wird seitens der Kulturabteilung des Außenministeriums
der Republik Österreich ein alljährlicher Brückenschlag
zwischen Theorie und Praxis, zwischen Vor- und
Mitdenkenden einerseits, sowie offiziellen RepräsentantInnen,
AktivistInnen und AkteurInnen andererseits, aus
dem so weitgefächerten wie weitzufassenden
Bereich "Auslandskultur" unternommen. In
diesem Sinne ist eine organisatorische
Vorgangsweise zu interpretieren, die neben
einleitenden Vorträgen und einer
Podiumsdiskussion am Vormittag unterschiedlich
akzentuierte Arbeitskreise und eine Plenumpräsentation
zur Zusammenfassung allfälliger Ergebnisse
vorsieht. An der Wahl des universitären Umfeldes
als Begegnungsort war darüber hinaus die Wertschätzung
für den wissenschaftlich-bildungspolitischen
Aspekt in der auslandskulturpolitischen Arbeit
abzulesen. In ihrer Eröffnungsrede über "Österreichs
Rolle in der europäischen Sprachenpolitik"
bezeichnete Außenministerin Benita
Ferrero-Waldner die Bildungspolitik neben Kunst
und Wissenschaft als dritten Pfeiler der österreichischen
Auslandskulturpolitik und setzte den inhaltlichen
Akzent auf den Dialog zwischen den Kulturen sowie
die Nachhaltigkeit von Initiativen.
| Die anschließende
Podiumsdiskussion zur "Spracharbeit im
Ausland" spiegelte in ihrer personellen
Zusammensetzung die historisch gewachsene
Kompetenzsplittung hinsichtlich institutioneller
Zuständigkeit für Auslandskulturarbeit innerhalb
Österreichs wider, bezog jedoch auch durch die
Anwesenheit einer Vertreterin des deutschen
Goethe-Institutes Inter Nationes e. V., Nikky
Keilholz-Rühle, eine Perspektive von außen mit
ein. Letztendlich schimmerte ein grundlegendes
Dilemma der österreichischen
Auslandskulturarbeit, vor allem der österreichischen
Spracharbeit im anderssprachigen Ausland durch -
die Absenz eines Alleinvertretungsanspruches für
einen Sprachraum sowie das synchrone und unverhältnismäßige
Auftreten zweier Länder mit dem Anspruch der
Vermittlung ein und derselben Sprache. Dieser
etwas betrüblich anmutenden Perspektive standen
engagierte Stellungnahmen der auf dem Podium
Sitzenden gegenüber. Der ehemalige Österreich-Lektor
in Rumänien Johannes Gerlich, Maria Grünes, die
Direktorin der Österreichischen Schule Prag,
Arthur Mettinger als Vizerektor für Lehre und
Internationales der Universität Wien, Brigitte
Ortner, die Geschäftsführerin des Österreich-Institutes,
sowie Gertrude Zhao-Heissenberger als Leiterin der
Abteilung "Kultur und Sprache" im
Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
präsentierten die Aktivitäten ihrer
Institutionen am Sektor Sprachvermittlung im
Ausland und versuchten damit den größten
gemeinsamen Nenner von Spracharbeit im Ausland zu
finden.
|
Der herauszuhörende Grundtenor war
Zufriedenheit damit, dass es österreichischen
Institutionen gelungen sei, auf den beschrittenen
Wegen und trotz vergleichsweise wenig
umfangreicher finanzieller Ressourcen eine stabile
Position zu erlangen und diese zu wahren. Zu
nennen sind das Rangieren der 1990 gegründeten österreichischen
Schule in Prag unter den drei besten
fremdsprachigen Schulen in der Tschechischen
Republik und die Vorankündigung mehrsprachiger
Studienberatung sowie Lehrveranstaltungen an der
Universität Wien durch Arthur Mettinger. Gertrude
Zhou-Heissenberger vom
"Zukunftsministerium" für Bildung,
Wissenschaft und Kultur unterstrich insbesondere
den plurizentristisch-kommunikativen Ansatz in
Sprachvermittlung und Landeskunde, der im seit
Anfang der 1990er Jahre existierenden Österreichischen
Sprachdiplom (ÖSD) seinen Niederschlag finde und
positive Resonanz, die sich nicht zuletzt an der
Zahl abgelegter Prüfungen ablesen lasse, zeige.
Das 1997 ins Leben gerufene Österreich-Institut,
dessen sechs Dependancen sich mit der Vermittlung
der deutschen Sprache im Ausland befassen, sehe
seiner Zukunft ebenfalls positiv entgegen, die Eröffnung
einer Filiale in Brno (Brünn) in der
Tschechischen Republik noch 2001 bezeuge dies, so
Brigitta Ortner. Die etwas informelleren
Arbeitskreise befassten sich mit einzelnen
Aspekten von Spracharbeit - "Das österreichische
Deutsch im Ausland (Methoden, Schwerpunkte und
Ziele der Spracharbeit im Ausland)",
"Sprache und österreichische Identität",
"Wie wird das zukünftige ‚Sprachregime' in
Europa aussehen" und "Minderheiten in Österreich.
Ihre Sprache und Kultur als Thema der
Auslandskulturarbeit". Im vom Verfasser
besuchten Arbeitskreis "Sprache und Identität"
traten insbesondere Friktionen und Bruchlinien
zutage.
| Die Stellung
gerade der österreichischen Varietät der
deutschen Sprache ist ein sensibles Thema.
Demzufolge ist die Frage der deutsch-österreichischen
Kooperation im Bereich der Sprachvermittlung
durchaus filigraner Natur, was nicht nur an der
Unverhältnismäßigkeit deutscher wie österreichischer
Ressourcen am Sektor der Sprachvermittlung liegt,
sondern vor allem an emotionalisierten
Blickrichtungen auf nationale Färbungen der
deutschen Sprache. Dass es sich hier um einen
Konflikt jenseits der bereits auf offizieller
EU-Ebene ausgetragenen Marillen-/
Aprikosenproblematik handelt, offenbarte sich in
einer mit Stolz zum Ausdruck gebrachten Aussage,
von österreichischen Lehrenden würden ja auch österreichischer
Tonfall und Intonation sozusagen mitvermittelt.
Diese Gangrichtung erfuhr nach einem Impulsreferat
des österreichischen Schriftstellers Julian
Schutting, der einen Streifzug durch die Ursprünge
der österreichischen Literaturgeschichte
unternommen hatte, infolge eines vehementen
Einwandes eines Zuhörenden eine weitere Verschärfung.
Demzufolge sei die österreichische Varietät der
deutschen Sprache linguistisch schlichtweg als
eine Variante des "Bairischen" zu
betrachten. In energischen Stellungnahmen ließen
andere Zuhörende vielfachen Befürchtungen, ja Ängsten
freien Lauf, spezifisch österreichische Elemente
der deutschen Sprache seien beispielsweise unter
dem Einfluss sprachnivellierend wirkender
bundesdeutscher Fernsehsender nicht nur im Rückgang
begriffen, sondern bereits in ihrer Existenz gefährdet.
[...]
|
|
|
Seitenanfang
| Diese
Seite drucken |
Letzte Änderung: 05.09.2003 | Ansprechpartner/in: Inhalt
& Technik |
| |