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Promotionskolleg Ost-West
Lotman-Institut und
Institut für Deutschlandforschung |
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Julia Liderman
DAS ALPHABET DES GRISHA BRUSKIN IN DER KUNST-HALLE
EMDEN
Die Kunsthalle Emden stellt Skulpturen, Gemälde
und Gegenstände des amerikanischen Künstlers
russischer Herkunft Grisha Bruskin vor
Die Kunsthalle Emden verfügt mit der Sammlung
Henri Nannen und der Schenkung Otto van de Loo über
eine bedeutende Kollektion expressionistischer
Malerei und Malerei der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Schwerpunkte liegen bei den Künstlergruppen
"CoBrA" und "Spur". Emden ist
neben dem Museum Ludwig in Köln eines von zwei
Museen in Westeuropa, das Werke Bruskins besitzt.
Der Künstler zählt zum Kreis der Moskauer
Konzeptualisten, dem auch die Künstler Ilja
Kabakow, Wiktor Piwowarow und die Poeten Lev
Rubinstein und Dmitrij Prigow angehören. Formale
Organisation der Werke Die Werke Bruskins laden
nicht so sehr zum Anschauen und Genießen ein,
sondern sprechen eher die Lesegewohnheiten des
Betrachters an. Der Künstler verwendet die
Serialität, das Prinzip der Konzeptualisten.
Seine Gemälde bestehen aus Quadraten, die in
einem Raster horizontal und vertikal angeordnet
sind. Diese Quadrate sind mit figurativen
Darstellungen, Schriftelementen und schematisch
dargestellten Gegenständen gefüllt. Separate
Bildelemente, ganze Kompositionen oder bestimmte
Themen bilden jeweils Serien, die sich durch das
Gesamtwerk verfolgen lassen.
| Als Serienteilchen
können auch Figurengruppen definiert werden, die
der Künstler aus jeweils der gleichen Anzahl
Figuren bildet. Auf der Ebene der Organisation
stellt Bruskin manche Gemälde als Anfang
prinzipiell unendlicher Serien, manche als
abgeschlossenes Ensemble vor. Aus seiner
Themenwahl lässt sich ein einheitlicher Stil
ablesen: In der ausführlichen Darstellung des
symbolischen Wörterbuchs (Kapital) des Judentums
in Alefbet, der jüdischen Welt, und im Symbol-
oder Gestaltkatalog der sowjetischen Welt im
Lexikon werden sowjetische und jüdische Welten zu
Themenketten Grisha Bruskins. Das Prinzip der
Serie lässt sich auch in folgenden Titeln
erkennen: Alefbet-Lexikon 1987-1988, Tafeln 1-4,
Öl auf Leinwand Neues Alefbet, 8 Tafeln, 2000/
2001, Öl auf Leinwand Aus der Serie: Die Geburt
des Helden 1989, Bronze und Aluminium, bemalt
Logien 1986, 8 Tafeln, Öl auf Leinwand
Fundamentales Lexikon, 32 Tafeln, 1986, Öl auf
Leinwand Fibel - Mama hat Fenster geputzt 1992, 22
Blätter Gouache und Tusche auf Papier Asbuka -
das ABC der Wahrheit 1998, 34 Teller, bemaltes
Porzellan.
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Themen der Werke Daniel Spanke, der
Kurator der Bruskin Ausstellung, wurde im März
2002 zum zweiten Treffen [1. Turnus] des
"Promotionskollegs Ost-West" eingeladen,
bei dem er in einem kunstwissenschaftlichen
Kolloquium die Werke Bruskins diskutierte. Das
"Promotionskolleg Ost-West" findet in
der Danksagung des Ausstellungskatalogs Erwähnung,
worüber ich mich sehr freue! In seinem Beitrag
zum Katalog Das Alphabet des Grisha Bruskin.
Kunsthalle in Emden 2002 entwirft Daniel Spanke
drei Sinnräume, die Zugänge zur Sprache Grisha
Bruskins ermöglichen. "Merkaba Kulturpalast
Kunsthalle. Wege durch drei Ge-bäude zur Kunst
Grisha Bruskins" lautet der programmatische
Titel seines Artikels im Katalog der Ausstellung.
Merkaba "Die Merkaba ist die himmlische
Thronwelt Gottes, in die dem Propheten Ezechiel in
seiner Vision ein Einblick gewährt wurde"
[Aus der Bibel: Ezechiel 1], so leitet Spanke in
die sakrale Thematik des Künstlers ein. Die
sakrale Thematik verbildlicht der Künstler mit
Elementen aus der Gestaltwelt des Judentums.
Grisha Bruskin inventarisiert die Welt des
Judentums in Arbeiten wie AlefbetLexikon, Tafeln
1-4, 1987-1988; Neues Alefbet, 8 Tafeln, 2000/
2001. Der Autor beschäftigt sich mit dem Judentum
und insbesondere mit seinem eigenen Judentum,
indem er Zeichnungen von religiösen Figuren,
Attributen, Symbolen und hebräischen Schriftzügen
zusammenstellt und zu Serien verbindet, die er in
den Anfang einer phantastischen unendlichen
Auflistung verwandelt.
| Kulturpalast Über
das von Georg Witte und Sabine Hänsgen bestimmte
kulturelle Leitmuster des real existierenden
Sozialismus, den "Kulturpalast", führt
uns der Autor zum nächsten Sinnfeld, das Bruskin
aufgreift, zum absurden Leben des homo soveticus.
Genau wie die jüdische Welt inventarisiert der Künstler
die sowjetische Welt, vielleicht um das Absurde zu
überwinden. Der Autor schafft Beziehungen
zwischen Elementen des sowjetischen symbolischen
Kapitals, und in dem Werk "Fundamentales
Lexikon" schließt er die Beschreibung endgültig
ein. Kunsthalle Der dritte Raum
"Kunsthalle" eröffnet die Diskussion über
das Thema der Selbstreflexion des Künstlers,
seiner Position im 20. Jahrhundert. Eingeschlossen
wird auch die Problematik der postsowjetischen
Kunst, in der der Künstler eine eigene Position
besitzt. Grisha Bruskin verwendet, um die Objekte
auf die Leinwände zu schreiben, unterschiedliche
Stile des unrealistischen Schreibens, um den
Gedanken oder den Geschmack vom Sozrealismus, dem
offiziellen Stil der vergangenen Zeit, zu
vermeiden. Daniel Spanke stellt die Werke Bruskins
neben sol-che westlicher Künstler, die ebenfalls
unendliche Reihen konstruieren und das Gefühl der
Unendlichkeit zu vermitteln versuchen, wie Richard
Paul Lohse und Walter de Maria. Spanke fixiert die
Aussage Bruskins inhaltlich auf drei
Themenbereiche, auf die sich sein ganzes Werk
konzentriert. Es geht um die jüdische und
sowjetische Ontologie und sein eigenes Leben als Künstler.
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Letzte Änderung: 05.09.2003 | Ansprechpartner/in: Inhalt
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