Inhalt | ||
Auch im zweiten Jahr nach der Schließung der letzten Zeche im Ruhrgebiet und einem guten halben Jahrhundert
Strukturwandel ist der Steinkohlenbergbau in der Region allgegenwärtig. Neben einer Vielzahl von Industriedenkmälern
erinnern im Ruhrgebiet zahlreiche weitere materielle und immaterielle Hinterlassenschaften, aber auch verschiedenste
an die lokale Geschichte angelehnte Alltags- und Konsumartikel an die montanindustrielle Vergangenheit der Region.
Nudeln in Form eines Fördergerüsts sind ebenso im Handel zu finden wie Quietscheentchen im Bergmannsoutfit oder
schwarze Kumpel-Seife in Form eines Kohlestücks. In zahlreichen Dokumentationen und Publikationen wird an die
Vergangenheit des Reviers erinnert und nicht nur Politiker stilisieren sich gern als Teil der Gruppe hart
arbeitender, einfacher und ehrlicher Menschen, die die Region groß gemacht haben und deren Tugenden in der
Erinnerung an die Blütezeit der Region weitergetragen werden. Soweit der oberflächliche Blick auf die regionale Folklore, die bestimmte Ideen einer gemeinsamen regionalen Identität vermittelt. Doch schaut man genauer hin, bleibt die Identität des Ruhrgebietes und seiner Bewohner/innen jenseits der Stereotype von Schimanski und Pommes-Currywurst merkwürdig unbestimmt. Es scheint als habe der schrumpfende traditionelle montanindustrielle Führungssektor hier ein Vakuum hinterlassen, das von der folkloristischen Hülle umschlossen wird. Wir möchten in einem Workshop nach der Existenz von Identitäten abseits von Bergbau und Stahlindustrie fragen. Hierbei soll die Konstruktion der vordergründig sichtbaren und der versteckten Identitäten im Ruhrgebiet untersucht und die Entstehung vor dem Hintergrund des Strukturwandels seit den 1970er Jahren kontextualisiert werden. Hier geht es zum vollständigen Call for Papers bei HSozKult. Hier ist der Tagungsbericht bei HSozKult. |
Organisator:innen | ||
Sarah Thieme | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | |
Juliane Czierpka | Ruhr-Universität Bochum | |
Florian Bock | Ruhr-Universität Bochum |
Format | ||
Ursprünglich war der Workshop für September 2021 geplant. Aufgrund der Umstände haben wir uns nach sorgfältiger Abwägung entschieden,
unseren Workshop in einem alternativen Format durchzuführen. Leitend waren für uns dabei vor allem zwei Motive: (1) Der Wunsch vieler Teilnehmenden, sich in Präsenz zu treffen und austauschen zu können, sowie (2) die Rücksichtnahme auf all diejenigen unter uns, die eine Care-Verpflichtung haben oder aus anderen Gründen gegen eine präsentische Veranstaltung votiert haben. Auch fiel es uns schwer, abzuschätzen, wie die pandemische Lage bis zum Herbst entwickeln würde. Der Workshop findet nun in Form einer digitalen Vortrags- und Diskussionsreihe an insgesamt sechs Freitagen des ersten Halbjahres 2022 statt. An jedem Termin stellen die Referent:innen eines Panels ihre Beiträge vor, die anschließend diskutiert werden. Hinzu kommt ein siebter Termin, der als ganztägiger Workshop am 24. Juni 2022 in Präsenz in Bochum stattfinden wird. Wir sind optimistisch, dass ein Treffen vor Ort dann wieder möglich sein wird und möchten diese Gelegenheit zum Austausch von Angesicht zu Angesicht gerne gemeinsam mit Ihnen und Euch nutzen! Der Workshoptag wird neben zwei Rahmenvorträgen und den beiden Abschlusskommentaren vor allem der Vorbereitung der gemeinsamen Publikation dienen. Anmeldung zu den einzelnen Terminen unter ws-identitaeten-ruhrgebiet-2021@rub.de |
Referent:innen & Spezialgebiete | ||
Sara Atwater | Maastricht University, Faculty of Arts and Social Sciences, Stipendiatin des LIMES-Programm „Hardening and Softening of Borders“/ Universität Duisburg-Essen | Abseits von Kumpels und Currywurst: Konstruktionen des kulturellen Gedächtnisses durch Humorpraktiken von Frauen aus dem Ruhrgebiet und dem postindustriellem niederländischen Limburg |
Marcus Böick & Christopher Kirchberg | Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Geschichtswissenschaften, Lehrstuhl für Zeitgeschichte | Krisenregionen in Konkurrenz? Vergleichs-, Transfer- und Kontrastperspektiven zwischen „Strukturwandel West“ und „Strukturbruch Ost“ vor und nach 1990 |
Stephan Borgmeier | Ruhr-Universität Bochum, Evangelisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre | Ankommen im Revier: Kirche als Anker im Quartier |
Fabian Fechner | FernUniversität Hagen, Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften, Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt | Identität und Migration – Möglichkeiten einer postkolonial sensiblen Bezugsgeschichte für das Ruhrgebiet |
Jana Golombek | LWL-Industriemuseum, Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur, Dortmund | Little Ruhrgebiet – Arbeitersiedlungen als Kristallisationspunkte unterschiedlicher Ruhrgebietsidentitäten und -mythen? |
Gero Kopp | Freier Historiker, Bochum | „Echte Liebe“ oder „Kumpel- und Malocherclub“? Die Konstruktion von Ruhrgebietsidentitäten im (Profi-)Fußball |
Fabian Köster | Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachbereich Geschichte, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte | Identitätsentwurf einer „besseren“ Zeit: Die Ausstellung Kunst der 60er Jahre in Gelsenkirchen (1988/89) |
Katarzyna Nogueira | LWL-Industriemuseum (Zollern), Kuratorin | (Bergbau)-Zeitzeugen als Repräsentanten regionaler Identität(en) |
Achim Prossek | FU Berlin, Fachbereich Geowissenschaften, Lehrbeauftragter der Fachrichtung Anthropogeographie | Die Image- und Marketingkampagnen des Regionalverbands Ruhr als Ausdruck des Ringens um regionale Identität |
David Rüschenschmidt | Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachbereich Geschichte, am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte | Christen und Muslime im Ruhrgebiet – interreligiöser Dialog als konstruktive Verarbeitung religiöser Pluralität |
Daniel Schmidt | Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen | Von der Ruhr zur Emscher – vom Wandel eines industriestädtischen Selbstbildes am Beispiel Gelsenkirchens |
Marco Swiniartzki | Friedrich-Schiller-Universität Jena, Historisches Institut, Professur für Westeuropäische Geschichte | Die musikkulturelle Fortexistenz von Kohle und Stahl? Identitätskonstruktionen im Ruhrgebiets-Metal in den 1980er und 1990er Jahren |
Lea Torwesten | Ruhr-Universität Bochum, Katholisch-Theologische Fakultät, Juniorprofessur für Kirchenschichte des Mittelalters und der Neuzeit | Industriepraktika, Betriebskerne, Wohnviertelapostolat und Arbeiterpriester – Das „Arbeiterbistum“ Essen, der Strukturwandel und neue alte Narrationen des Ruhrgebiets |
Helen Wagner | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department Geschichte, Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte | Ruhri, Kumpel, Schmelztiegel. Identitätskonstruktionen für das Ruhrgebiet zwischen Ent- und Repolitisierung |
Julia Wambach | Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin | Sport als emotionaler Anker regionaler Identität nach der Kohle, der Fall des FC Schalke 04 |
Keynote speaker |
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Stefan Goch | Stellvertretender Leiter der Planungsgruppe für das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens, Düsseldorf/ Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Sozialwissenschaften |
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Kommentator:innen |
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Stefan Berger | Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Geschichtswissenschaften, Institut für soziale Bewegungen | |
Christian Bunnenberg | Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Geschichtswissenschaften, Juniorprofessur für Didaktik der Geschichte | |
Petra Dolata | University of Calgary/Canada, Department of History, Professorin für Energiegeschichte | |
Anja Junghans & Igor Birindiba Batista |
LWL Industriemuseum Henrichshütte, Hattingen Bergische Universität Wuppertal, Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften, Didaktik der Sozialwissenschaften |
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Stefan Moitra | Deutsches Bergbau-Museum Bochum/ Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Geschichtswissenschaften, Institut für soziale Bewegungen |
Programm Abschlussveranstaltung |
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24. Juni 2022 | Ganztägig | Hybrid im ISB, Bochum |
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Die Abschlussveranstaltung findet für die Autor:innen, Kommentator:innen und Vortragenden in Präsenz im ISB statt. Für alle Interessierten wird der öffentliche Teil der Veranstaltung per Zoom übertragen. Bei Interesse an einer digitalen Teilnahme, melden Sie sich bitte unter ws-identitaeten-ruhrgebiet-2021@rub.de formlos an. | ||
09:00 bis 13:00 Uhr |
Interner Autor:innen-Workshop (nicht öffentlich) |
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14:00 Uhr | Vortrag | Sarah Thieme & Juliane Czierpka: Die Forschungslandschaft im Ruhrgebiet und ihr Einfluss auf kollektive Identitätskonstruktionen |
15:00 Uhr | Kommentare I |
Christian Bunnenberg Stefan Berger Petra Dolata |
16:00 Uhr |
Kaffeepause |
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16:20 Uhr | Kommentare II |
Anja Junghans Igor Birindiba Batista Stefan Moitra |
17:00 Uhr |
Stehempfang |
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18:00 bis 19:00 Uhr |
Abschlussdiskussion |
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19:15 Uhr | Keynote Lecture | Stefan Goch: Von der Selbstvergewisserung zum Event: Museumslandschaft Ruhrgebiet |
Programm Workshopreihe |
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14. Januar 2022 | 14:15 - 16:45 Uhr |
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Florian Bock, Juliane Czierpka, Sarah Thieme: Einführung in die Kolloquiumsreihe |
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Vorstellung und Diskussion der These: Das Ruhrgebiet eint eine Kern-Identität Montanregionen werden sowohl in der Sicht von außerhalb der Region als auch im zeitlichen Rückblick über die Ausdehnung ihrer industriellen Anlagen begrenzt. Im Einklang mit der Forschung (z.B. Blotevogel, Butzin, Danielzyk 1988; Blotevogel 1993; 2001), die das Ruhrgebiet auch als lange territorial, mental und kulturell offenen Raum beschreibt, gehen wir davon aus, dass erst im Niedergang ein unter den Bewohner*innen der Region verankertes Selbstbewusstsein als Ruhr-gebietsidentität entsteht. Identitätsprägende Akteur*innen in Politik, Wirtschaft, Tourismus und geschichtskulturellen Institutionen berufen sich dabei auf dieselbe Kern-Identität des Ruhrgebiets. Hiermit verknüpft ist das Bild der Ruhrpottler als hart arbeitenden, bescheidenen und einfachen Menschen, der Kumpel, die einen sehr direkten, aber herzlichen und von Solidarität geprägten Umgang miteinander pflegen. Rund um diese Konstruktion einer Kern-Identität herum existieren verschiedene Identitätserweiterungen, die jeweils nur von einigen Akteur*innen oder Akteursgruppen bemüht oder geteilt werden. Hierbei wird selten reflektiert, dass diese Konstruktion Teile der Bewohner*innen des Ruhrgebiets ausschließt und in der Hauptsache auf Bergmänner ohne unmittelbare Migrationserfahrung rekurriert. Referent:innen: Marcus Böick/Christopher Kirchberg, Katarzyna Noguiera |
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4. Februar 2022 | 14:15 - 16:45 Uhr |
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Vorstellung und Diskussion der These: Verschiedene Akteursgruppen entfalten
diese Kern-Identität spezifisch und konkret Die Akteur*innen innerhalb des Ruhrgebiets zerfallen in verschiedene kleinere Kollektive entlang von Subkulturen, Religionen und Konfessionen, kommunalen Grenzen, der Zuneigung zu einem Fußballclub, ihrer sozio-ökonomischen Stellung oder anderen Distinktionskriterien. Viele dieser Gruppen beriefen und berufen sich auf eine ihnen eigene, spezifische kollektive Ruhrgebietsidentität, um sich hiermit von ihren Pendants außerhalb der Region abzugrenzen oder ihre besonderen Eigenschaften hervorzuheben. Hierbei wird die Kern-Identität und damit das übergeordnete Narrativ von allen Kollektiven geteilt; die einzelnen Gruppen entwickeln jedoch auf Basis ihrer Bezugspunkte und der damit verbundenen Erfahrungen eigene Erweiterungen der Kern-Identität. Diese differieren und werden nicht in der Breite geteilt, stehen aber in aller Regel auch nicht im Widerspruch zu der weit angelegten Kern-Identität. Der spezifische Mehrwert, der den einzelnen Akteursgruppen aus der Adaption der Kern-Identität erwächst, ist zu diskutieren. Referent:innen: Fabian Köster, Jana Golombek |
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4. März 2022 | 14:15 - 16:45 Uhr |
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Vorstellung und Diskussion der These: Der Kern-Identität stehen innerregionale
Konkurrenzen gegenüber Der von der Politik vorgegebene Versuch der Identitätsstiftung in der Krise (Aring, Butzin, Danielzyk, Helbrecht 1989) in Form einer Erfolgsgeschichte der Bewältigung des Strukturwandels und der Etablierung einer regionalen Industriekultur seit den 1970er Jahren förderten die Versuche der Vereinheitlichung der Region Ruhrgebiet. Auf die Spitze getrieben wurde dies mit dem Konzept der so genannten Metropole Ruhr, Teil einer internationalen Standortmarketingkampagne des Regionalverbandes Ruhr. Derartige Formen der (vorgegebenen) Regionalisierung und Identitätsschaffung dienen bis heute vor allem dem Tourismus sowie als Marketinginstrument und Standortfaktor und dementsprechend weniger als Identitätsangebot für die Menschen in der Region. Sie werden in Frage gestellt durch die Vielzahl an Realitäten und Konkurrenzen der Städte untereinander und durch die vielfältigen Herausforderungen, mit denen diese konfrontiert waren und sind, durch die Eigenarten der Kommunen sowie durch die teils differierenden und ungleichzeitigen Erfahrungen und Krisenwahrnehmungen ihrer Bewohner*innen. Diese übergestülpten Konzepte berücksichtigen dabei selten die Diversität der Einwohner*innen des Ruhrgebiets und verkürzen die Geschichte der Region auf ein homogenisiertes Narrativ. Referent:innen: Gero Kopp, Fabian Fechner |
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8. April 2022 | 14:15 - 16:45 Uhr |
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Vorstellung und Diskussion der These: Bestimmte Akteursgruppen fördern
die Pluralität von Identitäten Religiöse Akteure dienen als spezifische Identitätsagenturen und -anker im Ruhrgebiet. Auch andere gemeinschaftsstiftende Akteure wie Fußballvereine leisten ähnliches. Beide Gruppen greifen die in der Region existierenden Narrative auf. Hierdurch wird vielen Menschen ein Identitätsanker geboten, der sie mittelbar an die Kern-Identität der Region bindet. Das Bistum Essen z. B. konstru-iert sich seit seiner Gründung 1958 um den Mythos des katholischen Arbeiterbistums, hat sich in seinem neuen Zukunftsbild aber insbesondere auch Nicht- und Andersgläubigen geöffnet. Auch die Fußballvereine inszenieren sich unter Berufung auf die industrielle Vergangenheit der Region als Arbeitervereine und bemühen an vielen Stellen das Bild der hart arbeitenden solidarischen Kumpel. Religion und Sport versuchen zugleich durch ihr Handeln Identitätsangebote vor Ort auszuweiten, so einen Identitätspluralismus zu schaffen und damit auch Gruppen zu integrieren, die in anderen Konstruktionsprozessen nicht angesprochen wurden. Eine eingeschränkte öffentliche Sichtbarkeit, der Kreis der Mitwirkenden und spezifische interne Entwicklungen – beispielsweise Säkularisierungsprozesse – begrenzen ihre gesamtgesellschaftliche Reichweite in regionalen Identitätsfragen jedoch zugleich. Zu diskutieren wäre, inwieweit aus diesen gemeinsamen Leitbildern ein überkommunales, regionales Zusammengehörigkeitsgefühl erwächst. Referent:innen: Lea Torwesten, David Rüschenschmidt, Julia Wambach |
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29. April 2022 | 14:15 - 16:45 Uhr |
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Vorstellung und Diskussion der These: Das vereinheitlichte Narrativ unterliegt nostalgischen Inszenierungen Eine spezifische Gruppe nachgeborener bürgerlicher, oft sozialdemokratisch geprägter Akademiker*innen pflegt seit den 1970er Jahren ein mehr oder minder einheitliches Ruhrgebietsnarrativ. Einerseits von der gegenwärtigen Arbeiterschaft entfremdet, andererseits Kontinuitätslinien aus der eigenen familiären industriellen Vergangenheit konstruierend, verklärt dieses neue Bürgertum die Geschichte der Region nostalgisch und inszeniert eine spezifische Ruhrgebietsidentität. Diese zeigt sich in den Schimanski- und Faber-Tatorten ebenso wie in der Route der Industriekultur oder den Romanen von Frank Goosen. Sie instrumentalisieren die Ruhrgebietsidentität für ihre eigenen kommerziellen, wirtschaftlichen oder habituellen Belange. Im Verlaufe der Jahre haben diese identitätsstiftenden Akteure die Inszenierung, Eventisierung, Kommerzialisierung und Kommodifizierung hochgradig professionalisiert, wodurch alternative Narrative und Identitätsentwürfe zunehmend verdrängt und Konflikte übertüncht worden sind. Referent:innen: Helen Wagner, Marco Swiniartzki |
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13. Mai 2022 | 14:15 - 16:45 Uhr |
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Vorstellung und Diskussion der These: Das homogenisierte Identitätsnarrativ des Ruhrgebiets verdeckt die Diversität in der Region Die gestiftete, homogene kollektive Identität für das Ruhrgebiet verdeckt die Pluralität individueller und gruppenspezifischer Identitäten in der Region. Diversität hat in den geschaffenen Narrativen keinen Platz. Das Fehlen migrantischer oder weiblicher Identitätsangebote spiegelt sich in der Homogenität der Besucher*innen von Industriemuseen in der Region, denen z. B. ehemalige Gastarbeiter und deren (Enkel)Kinder fernbleiben. Auch gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und sozialer Wandel in der Region finden im Untersuchungszeitraum keine Aufmerksamkeit, sodass eine steigende Zahl von Gruppen und Individuen sich von der Kern-Identität nicht angesprochen fühlt. Sie werden aus dem prägenden Narrativ der Region und ihrer Bewohner*innen ausgeschlossen. Diese Menschen wiederum bleiben entweder völlig außen vor oder reagieren mit eigenständigen Identitätsentwürfen und spezifischen Bewältigungsstrategien, wie z. B. Humor, auf diese Exklusion. Externe Zuschreibungen verstärken diese Engführung und Vereinheitlichung auf eine spezifische Ruhrgebietsidentität. Referent:innen: Sara Atwater, Stephan Borgmeier, Daniel Schmidt |
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Der Workshop auf Twitter #RuhrID | |
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Impressum: Juniorprofessur für Montangeschichte, Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150, 44801 Bochum || Letzte Änderung am 18.11.2021