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13.11.2012 / 18h
Carolin Wiedemann (Universität Hamburg)
Anonymous und der Wunsch, ein Schwarm zu bleiben




2011 machte Anonymous Schlagzeilen: "Internationale Hackergruppe", "Hackerorganisation", "Cyberterroristen" hieß es in der Süddeutschen Zeitung, Le Monde oder der New York Times. Aber die Beschreibungen der Journalisten stimmten nicht. Anonymous war keine Gruppe, die sich anhand von Mitgliedern oder Anführern ausmachen ließ, Anschrift und Ansprechpartner fehlten. Langsam verstanden die Medienhäuser: Anonymous muss eine neue Art von Kollektivität sein. 2012 beschäftigt diese neue Art von Kollektivität Bücher und Doktorandenkolloquien. Die prominenteste Interpretation: Anonymous funktioniere wie ein Schwarm.

Der Vortrag diskutiert jene Interpretation anhand folgender Fragen: Ist Anonymous eine Kollektivität, die anders funktioniert als traditionelle Gruppen, die sich über kollektive Identitäten formieren? Unterläuft sie durch dynamische Grenzziehungsprozesse, die auf der medientechnischen Infrastruktur basieren, klassische Modelle der Repräsentation? Welche grundlegenden theoretischen und methodologischen Fragen zum Verständnis von Kollektivität würde sie dann aufwerfen? Und schließlich: Könnte so eine neue Kollektivität überhaupt bestehen - oder mit anderen Worten: Gibt es einen langfristigen Schwarm?


Kurzbiografie

Carolin Wiedemann schreibt gerade ihre Doktorarbeit über Assoziierungs- und Protestformen in Kontrollgesellschaften und diskutiert dabei zum Beispiel Anonymous. Nebenbei arbeitet sie als freie Journalistin. In Vorbereitung ist: Depletion Design. A Glossary of Network Ecologies (2012, Hg. mit Soenke Zehle).

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