Die Ursachen von zerebralen Dysfunktionen
sind vielfältig. Sie um fassen Schädelhirntrauma
(SHT), Entwicklungsstörungen, zerebrovaskuläre Erkrankungen,
Tumoren, Epilepsien, Infektionen wie z.B. Herpes Simplex oder
HIV und neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimersche
Demenz und die Parkinsonsche Krankheit.
Außerdem lassen sich auch bei klassischen psychiatrischen
Störungen wie Depressionen und Schizophrenie zerebrale
Dysfunktionen feststellen. Hirnschädigungen und Dysfunktionen
können unterschiedliche kognitive Funkionsbereiche betreffen,
die Bestandteil der neuropsychologischen Diagnostik sind.
Zu den wichtigsten gehören die Wahrnehmung, Orientierung,
Aufmerksamkeit, motorische Funktionen, Sprache, Gedächtnis,
exekutive Funktionen sowie das soziale Verhalten und emotionales
Erleben.
Neuropsychologische Störungen können in jedem Alter
und in jeder Bevölkerungsgruppe auftreten. Bei jungen
Erwachsenen treten neuropsy-chologische Beeinträchtigungen
am häufigsten im Rahmen von STHs nach Autounfällen
auf. Krankheiten wie die Mutiple Sklerose und Morbus Huntington,
die ebenfalls mit neuropsychologischen Störungen einhergehen,
treten in der Regel erst später auf. In dieser Lebensphase
sind auch kognitive Veränderungen in Folge von Substanzab-hängigkeit
und Infektionen (inkl. HIV) zu erwähnen.
Im Senium kann es insbesondere aufgrund von Schlaganfällen
und neurodegenerativen Erkrankungen (Morbus Parkinson, Morbus
Alzheimer und anderen Demenzen) zu neuropsychologischen Beeinträchtigungen
kommen. Der Verlauf neuropsycholoischer Defizite ist abhängig
von der jeweiligen Störungsursache. Die meisten neurologischen
bzw. neurodegenerativen Erkrankungen verlaufen progessiv.
Das Fortbestehen von Defiziten hängt vor allem von dem
Ort und dem Ausmaß der Gewebeschädigung ab. Durch
plastische Veränderungen des Gehirns kommt es in der
ersten Zeit nach der Schädigung häufig zu einer
Teilerholung der kognitiven Funktionen. Einige Störungen
können durch Medikamente gelindert werden. Unabhängig
von den möglichen Restitutionsprozessen sind verhaltenstherapeutische
Maßnahmen von großer Bedeutung, mit deren Hilfe
der Patient Strategien erlernt, um Störungen wie z.B.
Gedächtnisprobleme zu kompensieren. Außerdem muss
berücksichtigt werden, dass bei Gehirnverletzungen und
neurologischen Erkrankungen häufig reaktive Depressionen
und Ängste auftreten, welche die neuropsychologischen
Defizite verstärken können.