Bei 45 - 95 % der schizophrenen Patienten treten
in unterschiedlicher Ausprägung Defizite exekutiver Kontroll-
und Steuerungsfunktionen auf, welche die soziale, berufliche
und persönliche Leistungsfähigkeit der Betroffenen
erheblich beeinträchtigen können. Ich befasse mich
im Rahmen meiner Forschungsprojekte insbesondere mit dem Muster
der Beeinträchtigungen exekutiver Funktionen bei verschiedenen
Subgruppen schizophrener Patienten.
Ungefähr die Hälfte aller schizophrenen Patienten
leidet zusätzlich an einer komorbiden Abhängigkeitserkrankung.
Die neuropathologischen Veränderungen, die mit der Substanzabhängigkeit
einhergehen, betreffen zumindest teilweise diejenigen neuronalen
Schleifen, die auch im Rahmen dysexekutiver Störungen und
schizophrener Psychosen eine prominente Rolle spielen. Schizophrene
Patienten mit der Doppeldiagnose Schizophrenie/Substanzabhängigkeit
bilden eine besonders problematische Patientengruppe mit ungünstiger
Prognose. In meinem inzwischen abgeschlossenen Dissertationsvorhaben
untersuchte ich mithilfe einer klinische-neuropsychologiechologischen Testbatterie
schizophrene Patienten mit oder ohne komorbide Abhängigkeitserkrankung
sowie alkoholabhängige und depressive Patienten. Sowohl
der Einfluss der komorbiden Abhängigkeit auf das exekutive
Funktionsniveau als auch die diagnostische Spezifität von
Defiziten der exekutiven Kontrolle in den unterschiedlichen
diagnostischen Gruppen wurden dabei analysiert.
Schon früh wurde bei schizophrenen Patienten die Vorgabe von Sprichwörtern zur Interpretation als diagnostisches Hilfsmittel bei schizophrenen Patienten eingesetzt. Die Interpretation metaphorischer Sprache stellt eine exekutive Leistung dar, die insbesondere auf der adäquaten Verarbeitung von Kontextinformationen basiert. Im Rahmen eines Projektes zur Entwicklung eines standardisierten Instrumentes zur Erfassung des Verstehens metaphorischer Sprachäußerungen untersuchen wir systematisch die Beeinträchtigungen metaphorischen Sprachverständnisses, die bei schizophrenen Patienten auftreten.
Die transiente Globalamnesie (TGA)
ist durch das abrupte Auftreten einer schweren Gedächtnisstörung
ohne begleitende neurologische Symptomatik gekennzeichnet. Die
Patienten weisen sowohl eine anterograde als auch eine retrograde
Amnesie auf, die bis zu mehreren Jahren in die Vergangenheit
zurückreichen kann. Dabei handelt es sich um eine selektive
Beeinträchtigung des episodischen Gedächtnisses bei
weitgehend intakten semantischen, prozeduralen und Kurzzeitgedächtnisleistungen.
Die TGA klingt innerhalb von wenigen Stunden ab und hinterlässt
lediglich eine lakunäre Amnesie für die Anfallsdauer.
Wir untersuchen die Wiedererkennungsleistungen von TGA-Patienten
während und nach einer akuten amnestischen Episode. Dabei
richten wir unseren Fokus speziell auf mögliche selektive
Beeinträchtigungen unterschiedlicher Komponenten des Wiedererkennensprozesses.
Chronischer und schwerer Alkoholkonsum schädigt subkortikale Hirnstrukturen, die an verschiedenen Prozessen des Wiedererkennensgedächtnisses beeinträchtigt sind. Mit einem ähnlichen Paradigma wie in der zuvor beschriebenen TGA-Studie untersuchen wir das Muster der Beeinträchtigungen des Wiedererkennensgedächtnisses bei Patienten, die an Alkoholismus leiden.