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schule@ruhr-uni-bochum.math — ein Schnuppertag zum Jahr der Mathematik 2008
Zum Jahr der Mathematik veranstaltet die Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit dem
Ministerium für Schule und Weiterbildung am Donnerstag, dem 11. September 2008,
einen "Schnuppertag", an dem schülergerechte Vorlesungen und Workshops angeboten
werden. Es nehmen circa 500 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen
9 bis 13 zusammen mit ihren Mathematiklehrerinnen und -lehrern daran teil. Die
für diesen Zweck ausgewählten Schulklassen stammen aus dem Ruhrgebiet und seiner
Umgebung.
→ Zur Pressemitteilung: Codeknackern über die Schulter geschaut
Es werden schülergerechte Vorlesungen und interessante Workshops angeboten,
die auch den (all-)täglichen Mathematikunterricht bereichern werden:
Die Vorträge:
Prof. Dr. L. Gerritzen: |
Zur Geschichte der Zahlsprechweisen |
Prof. Dr. G. Laures: |
Mathematik und Knoten - über Verwirrungen und Lösungen |
Prof. Dr. A. May: |
Mathematik und Geheimnisse - Über den Wettlauf zwischen Codeentwicklern und Codeknackern |
Die Vorträge finden ab 10.30 Uhr statt.
Die Workshops:
- "Codeknacken"
- Mathematik und Knoten - über Verwirrungen und Lösungen
- Modulares Rechnen und das kryptografische Schlüsselvereinbarungsprotokoll von Diffie – Hellman
- Parabeln noch von Hand gemacht
- Zaubern mit Mathematik
- Ein Flug mit der Spidercam – als Einstieg in die Analytische Geometrie
- "Randomized-Response-Technik" oder "Wie man auch auf unangenehme Fragen gute Antworten erhält"
- Splines
Die Workshops finden ab 13:30 Uhr statt.
Der gesamte Zeitplan:
Zeit | Programm | Ort
| 9.30 Uhr
| Empfang im Foyer
| Gebäude NA, Ebene 01, Nordseite
| 10.00 Uhr
| Grußworte: Schulministerin B. Sommer Prorektor Prof. Dr. T. Kiss Dekan Prof. Dr. H. U. Simon | Hörsaal HNA | 10.30 Uhr
| Vorträge: Prof. Dr. L. Gerritzen: Zur Geschichte der Zahlsprechweisen Prof. Dr. G. Laures: Mathematik und Knoten - über Verwirrungen und Lösungen Prof. Dr. A. May: Mathematik und Geheimnisse - Über den Wettlauf zwischen Codeentwicklern und Codeknackern | Hörsaal HNA | 12.00 Uhr
| Mittagspause in der Mensa
| Mensa
| 13.15 Uhr
| Treffpunkt im Foyer / Begleitung zu den Seminarräumen
| Gebäude NA
Ebene 01 | 13.30 Uhr
| Workshops nach vorheriger Wahl (Ende ca.16.00 Uhr)
| Seminarräume laut Übersichtsplan | 16.00 Uhr
| Optional: Führung über das Universitätsgelände (nach vorheriger Anmeldung)
| Gebäude NA
Ebene 01 |
Die Workshops im Detail:
Workshop 1: "Codeknacken"
Voraussetzungen: Für Schüler jeder Klassenstufe geeignet. Wir bieten unterschiedliche
Workshops an, die an die verschiedenen mathematischen Fähigkeiten in den jeweiligen
Klassenstufen angepasst sind.
Der Workshop "Codeknacken" gibt eine Einführung in einfache Codierverfahren wie z. B.
Substitutions- und Transpositionschiffren. Die Codierverfahren sollen anschließend von den
Kursteilnehmern gebrochen werden. D. h. die Kursteilnehmer erhalten chiffrierte
Nachrichten, die sie entschlüsseln sollen, um die zugrunde liegende Nachricht lesen zu
können. Das Codeknacken soll vorwiegend per Hand aber auch rechnergestützt durchgeführt
werden.
Weiterhin wird ein Protokoll zum Aufteilen eines Geheimnisses in Teilgeheimnisse
vorgestellt. Ein einzelnes Teilgeheimnis verrät dabei keinerlei Information über das
Geheimnis selbst. Das Geheimnis kann nur dann rekonstruiert werden können, wenn
genügend viele Teilnehmer ihre Teilgeheimnisse verknüpfen.
Workshop 2: Mathematik und Knoten - über Verwirrungen und Lösungen
Knoten begegnen uns im Alltag beim Schuhebinden oder beim Segeln. Wir
stellen uns die Frage, wie man durch bloßes Hinsehen und mit Mathematik
erkennen kann, ob zwei Knoten durch eine Bewegung im Raum ineinander
überführt werden können.
Hierzu werden wir die Knoten mathematisch modellieren und ihnen nach einer
strengen Vorschrift Polynome zuordnen, also algebraische Objekte, mit denen
man rechnen kann. Sind die Knoten nicht zu wild, so lässt sich die Antwort
auf die Überführbarkeit der Knoten an deren Polynomen ablesen. In dem
Workshop soll dieses Vorgehen an einigen Knoten illustriert werden.
Workshop 3: Modulares Rechnen und das kryptografische
Schlüsselvereinbarungsprotokoll von Diffie – Hellman
Das modulare Rechnen wurde von dem 1777 geborenen Carl Friedrich Gauss in seinem 1801
erschienenen Werk „Untersuchungen über höhere Arithmetik“ in systematischer Weise
eingeführt. Ist n eine natürliche Zahl >1, so wird eine modulare Addition +n und eine
modulare Multiplikation ⊕n auf der Menge der Zahlen zwischen 0 und n-1 dadurch
eingeführt, dass a +n b (bzw. a ⊕ n b) der Rest der Summe a + b (bzw. des Produktes a ⊕ b)
nach Division durch n ist. Rechenregeln für diese Operationen modulo n sollen erarbeitet
werden.
Im Diffie – Hellman – Protokoll, das im Jahre 1976 bekannt wurde, verwenden zwei
Personen, die oft Alice und Bob genannt werden, das modulare Potenzieren modulo einer
etwa 80 – stelligen Primzahl n, um ohne Verwendung eines abhörsicheren
Kommunikationskanals ein gemeinsames Geheimnis zu bestimmen, das als Parameter eines
Verschlüsselungsverfahrens gewählt werden kann. Dieses Verfahren ist heute weit verbreitet.
Seine Sicherheit beruht auf dem diskreten Logarithmusproblem, für welches keine schnelle
Lösung bekannt ist. Für die kleine Primzahl n = 113 soll die Methode durch Rechnungen per
Hand von allen Teilnehmer(inne)n ausgeführt werden.
Besondere Vorkenntnisse sind für dieses Thema aus der Zahlentheorie nicht erforderlich.
Workshop 4: Parabeln noch von Hand gemacht - Parabel als geometrischer Ort in der
Mittelstufe
In diesem Workshop sollen Parabeln mit der Hand hergestellt werden und zwar mit
Werkzeugen wie Nadel und Faden, Hammer und Styroporsäge. Dabei steht der
Ansatz „Mathematik begreifen“ im Mittelpunkt der Arbeit. In Werkstätten soll die
Parabel in unterschiedlichen Ausprägungen handelnd erfahren werden. Wenn die
Schülerinnen und Schüler den Funktionsterm kennen, können sie versuchen, ihre
hergestellten Parabeln durch Terme zu beschreiben. Sie stoßen dabei auf
Zusammenhänge, die bei einem rein funktionalen Zugang nur schwerlich zu finden
sind. Ein Aspekt ist z.B. die Frage, wie eine Tangente an die Parabel konstruiert
werden kann ohne Kenntnis der Analysis.
Neben dem fachlichen Aspekt spielt hier die Unterrichtsmethode eine wesentliche
Rolle. Eigenverantwortlich suchen sich die Schülerinnen und Schüler die Werkstatt
und damit das Werkzeug aus und arbeiten selbstständig. Bei der Arbeit in der
Werkstatt ist die Kommunikation zwischen den Mitgliedern unabdingbar, damit das
Produkt auch vorzeigbar ist. Bei einer anschließenden Präsentation muss das
Produkt in den Gesamtzusammenhang „Parabel als Funktion und geometrischer Ort“
gestellt werden. Die Parabelobjekte aus allen Werkstätten führen dann zu einer
Vernetzung, die es den Schülerinnen und Schülern hoffentlich ermöglicht, später in
unterschiedlichen Kontexten – auch nicht mathematisch – die Parabel als
Modellierungsmodell zu erkennen, einzusetzen und das Ergebnis kritisch zu
beurteilen.
Workshop 5: Zaubern mit Mathematik
In arbeitsteiliger Gruppenarbeit werden die Schülerinnen und Schüler verschiedene
mathematische Zaubertricks analysieren. Dabei soll der Trick so verstanden werden, dass er
anschließend den anderen Gruppen vorgeführt werden kann.
Die mathematischen Inhalte sind dabei häufig schon mit den Kenntnissen der 5. Klasse
bearbeitbar (Grundrechenarten). Im Kern geht es in diesem Workshop um das Erarbeiten von
Problemlösestrategien, das Variieren von Aufgaben und (teilweise) das Entwickeln eigener
Fragestellungen, die bis in die Zahlentheorie führen können. Und ganz nebenbei kann man
zum „großen Magier“ werden und mit dem Gelernten seine Freunde und Bekannten
verblüffen.
Zielgruppe für diesen Workshop sind Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 9.
Workshop 6: Ein Flug mit der Spidercam – als Einstieg in die Analytische Geometrie
Die Spidercam ist ein computergesteuertes Seilsystem für dreidimensionale Kamerafahrten, das bei
Großveranstaltungen, wie z. B. Fußballspielen zum Einsatz kommt. Getragen von vier Seilen lässt sich
die Kamera zu jedem Punkt des Platzes dirigieren, auch in unterschiedlichen Höhen. Die Seile sind an
vier Masten an den Ecken des Platzes befestigt, über Winden werden die Seile verkürzt oder
verlängert. Darüber hinaus lässt sich auch noch die Kamera um zwei Achsen drehen.
In dem Workshop werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst ein Modell des
Kamerasystems bauen, um eine anschauliche Vorstellung der Steuerung zu bekommen. Anschließend
werden sie in Gruppen an unterschiedlichen Schwerpunkten arbeiten:
- Darstellung der räumlichen Situation in verschiedenen Koordinatensystemen (kartesische
Koordinaten, Zylinderkoordinaten, Kugelkoordinaten)
- Abstandsberechnungen zur Steuerung der Kamera durch die Veränderung der Seillängen
- Winkelberechnungen bei der Drehung der Kamera
- Kräfte beim Ziehen an den Seilen (Vektoraddition)
- Modellierung der Seile und der Flugbahnen durch Geraden im Raum
Zielgruppe für den Workshop sind Schülerinnen und Schüler, die noch keine oder nur wenig
Erfahrung mit Analytischer Geometrie haben, aber den Kontext in einer Einführungsphase nutzen
wollen.
Die Idee ist, dass sich im nachfolgenden Unterricht in der Schule die Gruppen ihre Ergebnisse
gegenseitig vorstellen.
Workshop 7: Randomized-Response-Technik oder: Wie man auch auf unangenehme
Fragen gute Antworten erhält.
Fragen wie: "Hast du schon einmal geklaut?" oder "Hast du schon einmal in einer Klausur
geschummelt?" werden in der Regel nicht wahrheitsgemäß beantwortet, wenn man Personen
direkt befragt. Mithilfe einer bestimmten Fragetechnik (der Randomized-Response-Technik)
kommt man der Wahrheit ein Stück näher. Im Workshop wird das Verfahren anhand von
Computersimulationen vorgestellt. Die Teilnehmer erhalten dann selbst die Möglichkeit,
einen Fragebogen zu entwickeln und innerhalb des Workshops auszuwerten. Besonderer Wert
wird dabei auf die Analyse der Stabilität der Ergebnisse einer solchen Auswertung gelegt.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten Grundlagen der Stochastik (Umgang mit
Wahrscheinlichkeitsbäumen und Berechnung von Wahrscheinlichkeiten) bereits im Unterricht
behandelt haben.
Workshop 8: Splines
Durch zwei Punkte kann man immer eine Gerade legen, durch drei Punkte, die nicht auf einer
Geraden liegen, kann man eine Parabel legen. Was macht man aber, wenn man sehr viele
Punkte hat und durch diese einen Funktionsgraphen legen soll? So etwas kommt häufig in
Anwendungen vor. Die erste Idee ist vielleicht, bei 10 Punkten ein Polynom 11. Grades zu
verwenden. Mit einem Computeralgebrasystem ist das kein technisches Problem mehr, das
Ergebnis ist aber in den seltensten Fällen befriedigend.
Ein anderer Ansatz geht von Funktionen aus, die stückweise zusammengesetzt werden. Dabei
ist besonders auf die Nahtstellen zwischen den Funktionsstücken zu achten, denn dort sollen
weder Sprünge noch Knicke auftreten. Bei der technischen Durchführung hilft auch in diesem
Fall das Computeralgebrasystem.
Im Workshop werden die beiden Ansätze verfolgt und miteinander verglichen. Zum
Verständnis der Splines sind Kenntnisse in der Differentialrechnung erforderlich. Es werden
keine Kenntnisse im Umgang mit einem Computeralgebrasystem vorausgesetzt. Für die
Teilnehmer stehen entsprechende Geräte zur Verfügung.
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